Übersetzungen im Bereich der Literatur vor dem Aussterben?

Foto: Andreas Morlok  / pixelio.de

Wer in einen Buchladen kommt und sich dort umsieht, wird auf zahlreiche Bücher in deutscher Sprache stoßen, deren Autor aber rein gar nicht Deutsch klingt, sondern vielmehr nach einem Spanier oder einer Engländerin. In den meisten Fällen stimmt das auch, denn die Mehrzahl der Bücher, die sich im deutschen Handel befinden, wurde eigentlich gar nicht in der deutschen Sprache verfasst. Damit sie aber doch für all diejenigen zu lesen sind, die die Originalsprache nicht verstehen, kommen literarische Übersetzer ins Spiel, die für die jeweiligen Verlage die Übertragung des Textes aus der Ausgangs- in die Zielsprache übernehmen und dafür vergütet werden.
Leider ist in diesem Fall eher von einer Ausbeutung als von einer Vergütung die Rede. Wer als Übersetzer die freiberufliche und damit selbstständige Berufslaufbahn wählt, hat nicht viel zu lachen, wenn er sich dabei rein auf literarische Übersetzungen spezialisiert. Natürlich spielen in Zeiten der Globalisierung Fachübersetzungen auf dem Markt eine sehr viel größere Rolle.

Übersetzer, die sich in den Bereichen Technik, Wirtschaft oder Recht auskennen, werden stets gebraucht und sind äußerst wichtig dafür, dass sich das internationale Handels- und Geschäftsrad immer weiter problemlos drehen kann und es nicht zu Missverständnissen kommt. Das ganz große Geld verdienen technische oder juristische Übersetzer zwar auch nicht, aber im Vergleich zu ihren Kollegen, die sich auf die Literatur spezialisiert haben, werden sie mit dem reinen Geldsegen beschert.

Eine Studie des Verbands deutscher Übersetzer hat nun veröffentlicht, dass der Nachwuchs bei den literarischen Übersetzern tatsächlich drastisch schwindet.

Insider gehen davon aus, dass sich die jungen Uniabsolventen die Preise, die ihnen von den Verlagen gezahlt werden, einfach nicht mehr bieten lassen wollen. Wessen Herz da nicht extrem an der Literatur hängt, sattelt ganz schnell um und widmet sich eben den besser bezahlten Fachübersetzungen oder schlägt eine komplett andere Berufslaufbahn ein. Nur noch 8,4 Prozent der literarischen Übersetzer sind jünger als 35. Mehr als 1000 Euro ist für einen Übersetzer, der sich rein dem Fachgebiet Literatur widmet, im Monat nicht drin. Die Betroffenen berichten, sie würden ein ähnliches Leben führen wie zu Zeiten des Studiums. Die meisten müssen noch nebenbei andere Jobs verrichten, wenn sie sich mal einen Urlaub gönnen wollen.

Dabei stellt sich doch die Frage, was passieren soll, wenn sich der Nachwuchs auf diesem Gebiet tatsächlich so minimalisiert, dass irgendwann nicht mehr genug Fachkräfte da sind, um die zahlreichen Romane ins Deutsche zu übersetzen. Globalisierung hin oder her, aber wenn man auf künftige Bestseller verzichten muss, weil die Übersetzer nicht genug verdienen, dann wäre es doch für die Verlage an der Zeit, deren Bezahlung zu überdenken.

Quellen:
- www.literaturuebersetzer.de/pages/wissenswertes-archiv/leitfaden.htm
- www.fachuebersetzungsdienst.com/Technik.html

Autor:

Franziska Zupp aus Bönen

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