Der Kettwiger Hartmut van de Wetering ist vielbeschäftigter Kampfrichter im Bogensport
Die Liebe zum Bogenschießen

Kampfrichter Hartmut van de Wetering schaut genau hin. 
Foto: privat
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Das war wieder eine runde Sache. Die Kreismeisterschaften verliefen ohne Komplikationen. Denn ein Kettwiger sorgte für die Einhaltung der Regeln.

Auf dem Bogensportplatz in Oberhausen hörten mehr als 60 Teilnehmer*innen auf sein Kommando. Hartmut van de Wetering ist nämlich seit 23 Jahren Kampfrichter. Versehen mit den A-Lizenzen des Deutschen Schützenbundes und des Deutschen Behindertensportverbandes, ist der Kettwiger einer „der“ Kampfrichter in Deutschland. Sein Verein ist der BSC Essen, der sein Areal an der Altenessener Lierfeldstraße hat.
Der gebürtige Saarner wohnt inzwischen in Kettwig und fühlt sich hier pudelwohl. Auch erinnert sich van de Wetering an längst schon historische Momente: „Als junger Mann bin ich mit dem Schienenbus von Saarn bis Kettwig vor der Brücke gefahren und dann zum Tanzen rein ins Sputnik. Da traf sich das halbe Ruhrgebiet.“ Als Junge war er Fan von Robin Hood und kam schon früh in Kontakt mit dem Bogensport. Diese innige Liebe hält heute noch an. Bogensport ist für Jung bis Alt attraktiv: „Aber erst ab zehn Jahren, wir sind kein Kindergarten.“ Bogenschießen gilt vielen als kontemplativer Sport. Das sieht van de Wetering auch so: „Es hat eine Menge mit dem Kopf zu tun.“ Man darf nicht verkrampfen, sonst ist die nötige Ruhe futsch: „Und dann beginnt das große Zittern. Ohne intensives Training läuft da nichts.“ Hartmut van de Wetering kann es beurteilen, da er selbst zum Bogen gegriffen hat. Stolze vier Deutsche Meisterschaften der Senioren hat er errungen und jahrelang für Mülheim in der Bogen-Bundesliga geschossen. Das ist zwölf Jahre her: „Dann kam die Krankheit…“ Jetzt ist er nicht mehr aktiv, da Füße und künstliche Hüfte nicht mitspielen wollen. Wobei er im Urlaub in einem südspanischen Robinson Club noch einmal anlegte und feststellen durfte: „Ich treffe immer noch.“

Über 300 Einsätze als Kampfrichter

Hartmut van de Wetering kommt auf über 300 Einsätze als Kampfrichter. Alles minutiös festgehalten in einem Heft, wo alle Wettkämpfe verzeichnet wurden. „Jetzt bin ich schon 42 Jahre lang im Deutschen Schützenbund. Ich mache es wirklich gerne, werde aber auch schon 76. Doch mir macht’s immer noch Spaß.“ Von Hamburg bis München war er unterwegs, doch nun zieht er einen geringeren Radius: „Mehr als zwei Stunden Fahrt mute ich mir nicht mehr zu. Und wenn ich 80 Jahre alt werde, mache ich Schluss mit den höheren Klassen.“ Im Mai leitet er die Ruhrgebietsmeisterschaften der Behinderten, im September deren Deutschen Meisterschaften. Dann geht es in der Bundesliga wieder in die Halle. Reich wird man da übrigens nicht. Es ist halt Ehrenamt mit minimaler Aufwandsentschädigung: „Wir machen das für einen Appel und ein Ei. Wenn ich mir dagegen die Fußballschiedsrichter in der Bundesliga so anschaue…“ Wobei er nicht tauschen würde: „Diese wüsten Beschimpfungen. Nein, das wäre nix für mich.“ Inzwischen tritt er ein wenig kürzer. Doch die Highlights zählt er gerne auf. So wurden 2005 bei den Duisburger World Games die Bogenwettkämpfe in Mülheim ausgetragen und Hartmut van de Wetering durfte das Training leiten.

Die Regeln sind streng

Als lizensierter Bundeskampfrichter gleich zweier Fachverbände kennt der Kettwiger kein Pardon: „Es gibt klare Bestimmungen. Bekleidung, Bogen, Zubehör. Alles muss stimmen. Dafür haben wir ein dickes Regelwerk. Dessen Einhaltung unterschreibt man beim Eintritt in einen Verein. Doch viele Clubs scheinen da etwas schludrig zu sein.“ Nun schüttelt der Kampfrichter den Kopf: „Da kommen manche in Jeans und Straßenschuhen. Manche stolpern draußen in Sandalen über Stock und Stein.“ Im Gelände ist nicht nur gute Kondition unerlässlich, man benötigt auch festes Schuhwerk. Besonders streng wird van de Wetering, wenn er Vergleiche der Bundesliga leitet: „Das ist Sport und kein Straßenkarneval.“ Früher hatte der Sportdress weiß zu sein und sonst nichts. Inzwischen ist auch Clubbekleidung zulässig, dann aber bitte einheitlich. Bei Wettkämpfen werden nach Klassen getrennt jeweils zweimal 36 Pfeile abgeschossen, aus Entfernungen zwischen 30 und 70 Metern. Da hat die Sicherheit absolute Priorität: „In der Halle sowieso, aber auch im Freien werden Schutzmaßnahmen getroffen.“ Da gibt es Wälle und Fangnetze: „So ein 30 Zoll-Alupfeil ist eine tödliche Waffe. Der zischt mit fast 200 Stundenkilometern von der Sehne und ist absolut lautlos.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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