Der Sportschuh drückt

Runder Tisch des Sports

Der „runde Tisch“ war natürlich rechteckig, die Sitzordnung im großen Saal des Kettwiger Rathauses ist halt vorgeben. Allerdings wurde es eine mit Abstrichen runde Sache, denn Politiker und Sportler mischten sich in „bunter Reihe“ und fanden wirklich ins Gespräch. Vereinsvertreter aus Bredeney, Heidhausen, Kettwig und Werden warteten gespannt auf die einleitenden Worte von Bezirksbürgermeister Dr. Bonmann, der gemeinsam mit seinen Politikerkollegen, der Verwaltung und dem ESPO wissen wollte, wo die Sportler des Bezirkes IX der Schuh drückt. „Wir wollen nicht von oben herab verteilen, sondern mit ihnen gemeinsam zumindest kleine Wünsche erfüllen.“ Übertriebene Hoffnungen dämpfte Bonmann sofort: „Sie können ihr Portemonnaie in der Tasche lassen, heute verteilen wir kein Geld!“ Der Rahmen ist mit etwa 30.000 Euro Bezirksmitteln eng gesteckt. Doch schon nach der Vorstellung der Teilnehmer und den ersten Wortmeldungen wurde schnell klar: Der Schuh des Sports hat Übergröße und sitzt dennoch deutlich zu eng!

Es tropft!

Alleine die dringend notwendige Generalsanierung des Umkleidebereiches im Kettwiger Schwimmbad, von dem Wasser in die darunter gelegene Turnhalle tröpfelt, würde Unsummen verschlingen. KTV-Sportwart Horst Littmann monierte, dass im letzten Frühjahr gestrichen, aber nicht richtig isoliert wurde. Folge: Es tropft weiter! „Die Wände sehen aus wie vorher, die Leisten sind wieder schwarz vor Schimmel, der Boden hebt sich“. Kurt Uhlendahl von den Sport- und Bäderbetrieben: „Das Problem ist ja nicht neu, wir stecken schon seit Jahren tausende von Euro hinein. Doch de facto hilft das Alles nichts. Helfen würde nur ein kompletter Austausch des Unkleidebodens. Alles raus, Abstemmen bis auf den Rohbeton, Renovieren. Da wären wir schnell bei 250.000 Euro!“

Auch der Fußballplatz an der Ruhrtalstraße leidet Not. FSV-Vorsitzender Dirk Petermann: „Die marode Stehstufenanlage ist eine Katastrophe!“ Der obere Platz braucht eine neue Drainage, sonst können Schulsport und die Trainingsmöglichkeiten für THG, Lauftreff und KTV nicht mehr gewährleistet werden.“ Die Aschenplätze sind genau genommen beide kaputt, dazu wünschen sich die Fußballer auf der Rasenfläche ein attraktives Kleinfeld für Kinder und Jugendliche.
Günter Hanel, Chef des FC Kettwig 08, meldete auch dringenden Bedarf an: „Am oberen Feld bräuchte man einen Ballfangzaun. Der FC benötigt händeringend eine Möglichkeit, sein Material vor Ort zu lagern. Ein Container für uns wäre da eine Hilfe.“ Hier griff Kurt Uhlendahl ein: „Die brutale Wahrheit ist: Wenn die Stehstufenanlage wirklich dermaßen unfallträchtig ist, müssen wir sie eben sperren. Es ist kein Geld da! Wir von der Stadt sehen alle diese zusammen gewürfelten Container nicht gerne. Sie verschandeln das Bild und sind leicht zu knacken.“ Eine massive Fertiggarage gibt es für rund 4.000 Euro zu haben, wäre eine ordentliche Lösung.
Im Löwental fehlt es bei der SG Werden 80 an vielem, machte Vereinsvertreter Michael Herkendell geltend. Die den 80ern zugewiesene Baracke ist ohne Strom, feucht, beherbergt auch gerne Kleingetier. Zudem gebe es im Löwental eindeutig zu wenige Sitzmöglichkeiten für ältere Fans und auch junge Familien, die zum Beispiel bei den Leichtathleten des WTB zuschauten. Deren Abteilungsleiter Reinhard Lehmann hatte auch einen Wunschzettel mitgebracht. Ganz oben stehen neue Materialien wie Kugeln, aber auch ein Hochsprunghügel mit entsprechenden vandalensicheren Gittern.

Das Löwental- Sportpark des Südens?

Ein gemeinsamer Entwurf der betroffenen Vereine DJK Grün Weiß Werden, SG Werden 80, SC Werden-Heidhausen und Werdener Turnerbund liegt den Sport- und Bäderbetrieben zur Prüfung vor. Inhalt des Paketes sind ein Fußballfeld in Kunstrasen, Tartanlaufbahnen sowie Sektoren für die Leichtathleten, weitere Kleinfelder für den Trainingsbetrieb. Dazu kommt noch das „Haus des Werdener Sports“ mit Umkleidemöglichkeiten, Büros, Versammlungs- und Jugendräumen. Großes Interesse zeigte auch die Jugend der Arbeiterwohlfahrt, die sich an diesem zukunftsweisenden Projekt beteiligen möchte. Zusammen mit der schönen Beachvolleyball-Anlage und der Sporthalle, in der Nähe zu attraktiven Wassersportmöglichkeiten, könnte das Löwental so zu dem Sportpark im Essener Süden werden. Doch Dietmar Galla, 2. Betriebsleiter des Sportamtes, dämpfte die Hoffnungen: „Wir reden hier von 1,5 bis 2 Millionen Investition“ Eine Spitze konnte sich Galla nicht verkneifen: „Wenn die Werdener nicht so stur gewesen wären, wären wir schon weiter…“

Galla ergriff auch die Chance, sich zum Masterplan Sport zu äußern: „Was sind wir da verprügelt und persönlich angegangen worden. Nun sehen die Vereine die Notwendigkeiten ein und treten auf uns zu. Doch jetzt ist noch weniger Geld da, besonders das Bäderkonzept kostet viele Millionen. Allerdings muss man sagen, dass die neue Lage in Werden sehr löblich ist.“
Dr. Bonmann berichtete von dem guten Gespräch mit den Werdener Sportvereinen, die unter der Federführung des Sportverbundes Werden-Ruhr ein tolles Konzept fürs Löwental vorgelegt hätten. Genau dies sei der richtige Ansatz, so SPD-Fraktionschef Daniel Behmenburg: „Die Sportler müssen mit einer Stimme sprechen.“

Bezirks-Turnier

Die vielen Sportvereine des Bezirkes machen gemeinsame Sache? Vielleicht eine Utopie, doch kleinere Projekte machen Hoffnung für die Zukunft. Der SC Werden-Heidhausen zum Beispiel lädt zu seinem fünften Freundschaftsturnier um den City Optic Pokal alle Kicker-Clubs des Bezirkes ein. Die Reserven von Fortuna Bredeney, FC Kettwig 08, FSV Kettwig sowie die SG Werden 80 messen sich mit den beiden Teams des Veranstalters. Am Sonntag, 17. Juli steigt also am Heidhauser Volkswald das erste richtige „Bezirks-Fußballturnier!“ Die Organisatoren versprechen ein Fest des Amateurfußballs und wollen sogar auf Schiedsrichter aus dem Bezirk setzen.

Wolfgang Rohrberg, Geschäftsführer des Essener Sportbundes, war angetan: „Ein großes Lob an die Bezirksvertretung IX, dass sie zum konstruktiven Gespräch über die Mittelvergabe einlädt. In den letzten drei Jahren sind rund 25 Millionen in den Essener Sport geflossen, es ist immer noch zu wenig. Alleine im Bezirk IX müssten es noch vier Millionen mehr sein! Doch so langsam sehen wir wieder einen Silberstreif am Horizont.“ Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann schloss den sehr informativen Abend und strahlte Zuversicht aus: „Ich denke, wir kommen auf einen Nenner!“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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