Blick hinter die Kulissen eines Schwarzlicht-Theaters

30. Oktober 2010
15:00 Uhr
KITA Entenhausen, 59759 Arnsberg

Wie entsteht eigentlich ein Schwarz-Licht-Theater?

Wir durften einmal den Akteuren über die Schulter schauen und sind beeindruckt. Eine bezaubernde Welt der Farben und Effekte inmitten völliger Dunkelheit umfängt uns. Überall bunte Tücher, Reifen, weiße Handschuhe, flatternde Bänder und neonfarbene Kartons, aus denen ein fantasievolles Bühnenbild entsteht. In einem Nachbarraum wird gerade der Musiksong komponiert und intoniert. Überall begeisterte Gesichter und strahlende Augen! Ein Gewusel überall. Niemand fragt hier nach dem Alter! Der Hobby-Fotograf Uwe Künkenrenken hat mich während dieser Reportage begleitet.

Wir besuchen die Schwarzlicht-Theater-Werkstatt in der Städt. Kita "Entenhausen" in Arnsberg. Was wir dort entdecken, ist unglaublich: Fünfzig Schauspieler zwischen 3 und 87 Jahren bringen das Kinderbuch „Die Kleine Raupe Nimmersatt“ von Eric Carle auf die Bühne. Wir lauschen einmal und staunen über die Kreativität der kleinen und großen Akteure, die sich in der Theater-Werkstatt tummeln. Überall bunte Tücher, flatternde Bänder und neonfarbene Kartons, aus denen sich das Bühnenbild allmählich entwickelt. Musik und Texte werden komponiert und intoniert.

„Oh, was ist das klein hier, ich dachte das sei viel größer, so wie im Fernsehen!“, staunt der 5-jährige Jakob, als er zusammen mit dem Paten Uwe im Tonstudio steht, um die Sprecherrolle für das Schwarzlicht-Theater „Die kleine Raupe Nimmersatt“ einzuspielen. Er hat seinen Text auswendig gelernt – denn lesen kann er ja noch nicht. Geheimnisvoll flüstert er ins Mikrophon „Eines Nachts im Mondschein lag auf einem Blatt ein kleines Ei. Und als die Sonne aufgeht, schlüpfte – knack …knack … knack – aus dem Ei eine kleine hungrige Raupe. Uwe mit seiner sonoren Stimme übernimmt: „Sie machte sich auf den Weg, um Futter zu suchen. Am ersten Tag fraß sie sich durch einen Apfel...“, bis zum Schuss der Geschichte Jakob mitfühlend und mitleidend feststellt: “An diesem Abend hatte sie fürchterliche Bauchschmerzen!“ Perfekt. Die Tonaufnahmen sind im Kasten. Es hat reibungslos geklappt. Schön! Die Premiere im Kulturzentrum steht unmittelbar vor der Tür. Endlich ist es so weit. Wochenlang haben die drei- bis sechsjährigen Knirpse der Städtischen KITA in Bruchhausen, eine Großmutter und die Patinnen und Paten der Städt. Fachstelle Zukunft Alter gewerkelt, gebastelt, getextet, gepinselt, geschraubt, getanzt, geprobt und gelacht. Das hat Spaß gemacht. Nun warten alle auf den großen Moment – auf die Premiere! Das Licht geht aus. Der Vorhang öffnet sich. Großes Theater in Arnsberg – handgemacht!

Generalprobe – heute kommt´s drauf an: Sind alle Kulissen an Ort und Stelle? Stimmt die Choreographie? Verpassen die jungen Musiker mit ihrem Cello und den Rhythmusinstrumenten auch nicht ihren Einsatz? Wo ist die Sonne? Oh, nein – ich habe einen schwarzen Handschuh verloren! Klappt es mit der Tontechnik? Irgendwie chaotisch ist es. So recht weiß keiner mehr, wo es lang geht. Nur die vier niedlichen Ballerinas stört all die Hektik nicht. Sie tanzen und tanzen und wiegen sich mit ihren bunten Tüllröckchen selbstverliebt im Takt der Musik. Sie strahlen und vergessen die Welt um sich herum. Greta, die Jüngste von ihnen mit ihren braunen Kulleraugen erobert unsere Herzen im Nu.

„Stimmt die Choreographie?“ Die gutgelaunte Nora und Regina machen allen Mut. „Es wird schon – irgendwie – morgen klappen. Wir sind kein Profi-Theater. Vielleicht versprühen kleine Patzer auch ihren ganz besonderen Charme!“ Der ruhende Pol in all dem temperamentvollen Geschehen ist Ulla Hüser. Wie es allerdings in ihrem Inneren aussieht, wage ich nicht zu beurteilen. Sie hat die Idee, führt Regie, schreibt die Texte, behält den Überblick. Ulla hier, Ulla da, Ulla dort…. Wo nimmt sie nur ihre Zuversicht her, dass morgen in der Premiere alles passt. Ich weiß nicht, wer aufgeregter ist, die kleinen Zwerge oder die gestandenen Patinnen und Paten? Alina hüft munter wie in ihrer Jugend über die Bühne und summt leise die Melodie vor sich hin „...und sie macht sich auf den Weg, um Futter zu suchen...“, greift zur Libelle und schwingt sie durch die Luft. „Eine liegende Acht“, schießt es ihr durch den Kopf. Genauso wie Heinz, Anni, Georg, Luise und Simona ihre bunten Käfer und Insekten zum Leben erwecken. Überall bunte Tupfer in der ansonsten völlig schwarzen Welt. Faszinierend anzuschauen. Da, ein verzweifelter Schrei von Nora „Wo verstecken sich denn schon wieder die Hummeln, die Marienkäfer und der Eisvogel?“. Im Stockdunkeln lässt sich nur erahnen und ertasten, wo die liegen könnten. Ein wenig orientierungslos tapsen Lothar und Marlies im Dunkeln herum. „ Hier! Wir haben die Mareinkäfer doch schon in der Hand. Guck mal, wie schön die leuchten“. Die Kinder krabbeln auf allen Vieren an den bunten Blumen vorbei. Die Techniker Markus und Jan-Philipp spielen die Musik ein. Wie gebannt stehen plötzlich alle an ihrem Platz, wissen worauf es ankommt. Herbert liest noch einmal seine Geschichte vor, die er nachts um Vier getextet hat, als er partout nicht mehr einschlafen konnte. Irgendwie raubt die kleine Raupe Nimmersatt allen den Schlaf – außer den Kindern. Sie vertrauen auf sich, haben keine Zweifel. Sie können es gar nicht abwarten, auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten.

Premiere – der lang ersehnte Tag ist endlich gekommen! 600 große und kleine Leute lassen sich entführen in die faszinierende Welt des Schwarzlicht- Theaters. 50 große und kleine Schauspieler überzeugen das begeisterte Publikum. Ein Fest für die Sinne. Applaus – das Brot eines jeden Künstlers verzaubert und tut soooo gut! Aufregung und Lampenfieber sind vergessen. Lachen, weinen, gerührt sein. Entrückt in eine andere Welt. Eine Stunde lang großes Theater in Arnsberg. Schmetterlinge auf der Bühne und im Bauch. Ein Generationen-Dialog par excellance! Eine Freundschaft zwischen Jung und Alt ist in den vergangen Monaten entstanden, die durchs Leben trägt. Unser Dank gilt selbstverständlich auch Mechthild, Hans, Helga und Heidrun, die leider bei der Premiere nicht mit auf der Bühne sein konnten. Sie haben mit ihren Malkünsten ein wunderbares Bühnenbild geschaffen. Sicherlich haben sie mitgefiebert und die Daumen gedrückt, als die kleine Raupe Nimmersatt das Licht der Welt in Arnsberg erblickte. Was wären wir ohne das gesamte KITA Team in Bruchhausen, die Menschen hinter den Kulissen, die Nora, Regina und Ulla immer wieder den Rücken freigehalten haben und somit zu dem großen Bühnenerfolg beigetragen haben. Danke an alle Beteiligten für die Kreativität, Fantasie und den Mut, dieses Experiment zwischen den Generationen zu starten. Toll gemacht! Ein Blick hinter die Kulissen einer faszinierenden Theaterwelt, die niemand vergisst!

Fotos: Uwe Künkenrenken: www.patenschaft-aktiv.de und Robert Bosch Stiftung: www.bosch-stiftung.de Weitere Informationen zum Projekt:

Städt. KITA „Entenhausen“,Bruchhausen, Lindenstr. 33 a, 59759 Arnsberg, Tel: Nr. 02932- 3406- Leiterin: Ulla Hüser, e-mail: kitabruchhausen@arnsberg.de

Stadt Arnsberg, Zukunftsagentur/Fachstelle Zukunft Alter Marita Gerwin und Martin Polenz, Lange Wende 16 a, 59755 Arnsberg, Tel.: 02932-201-2207, e-mail: m.gerwin@arnsberg.de, www.arnsberg.de/zukunft-alter

Autor:

Marita Gerwin aus Arnsberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.