"KlavierEpochen" "Klaviersonaten"

19. Oktober 2012
20:00 Uhr
Ledigenheim Lohberg, 46537 Dinslaken

Wolfgang Amadeus Mozart
„Klaviersonaten“
am Hammerflügel
Christian Braumann

Anlaß für die Komposition der Sonate F-Dur KV 533 war offensichtlich ein größerer Geldbetrag, den Mozart im Januar 1788 dem Musikalienverleger Anton Hoffmeister schuldete und den er mit einer Klaviersonate abzutragen gedachte. Als Schlußsatz benutzte Mozart ein Rondo (KV 494), das er bereits im Juni 1786, – wahrscheinlich zu Unterrichtszwecken – geschrieben hatte. Der erste Satz ist kontrapunktisch höchst kunstvoll gearbeitet und spiegelt Mozarts Auseinandersetzung mit der polyphonen Schreibweise von Bach und Händel wider (deren Musik er im Salon des Barons Gottfried van Swieten intensiv studieren konnte). Im langsamen Satz fallen die raffinierten harmonischen Wendungen auf. Das Schlußrondo zeigt sowohl die heiter-ironische Seite Mozarts als auch die melancholische.
Die Klaviersonate in B-Dur, KV 570, entstand im Februar 1789. Sie führt im Konzertrepertoire ein Schattendasein, wahrscheinlich weil sie nicht genug hermacht. Es gibt keine bewegenden dramatischen Affekte, und aller pianistischer Schmuck ist abgestreift, so daß die Musik in Unschuld und Naivität dahinfließt. Als langsamer Satz schließt sich ein Adagio von einer schmerzlichen Süße an, wobei der Klaviersatz manchmal wie eine skizzenhafte Notierung anmutet – als wolle Mozart den Spieler auffordern, Eigenes hinzuzufügen. 1796, fünf Jahre nach Mozarts Tod, erschien die Sonate in einer Fassung mit Violinbegleitung, von der man lange Zeit (fälschlich?) annahm, Mozart habe sie selber bearbeitet.
Eines der ganz wichtigen Erlebnisse ist für Mozart der Aufenthalt in Mannheim: im Winter 1777/78 bleibt er dort für mehrere Monate am Hof des kunstliebenden Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz. Mozart ist begeistert von dem hervorragenden Orchester, er kann als Pianist glänzen und schließt Freundschaft mit den Hofmusikern. Eine seiner Kompositionen aus dieser Zeit ist die Klaviersonate D-Dur; ein Werk, das mit seiner Leichtigkeit und Spielfreude die unbeschwerte Atmosphäre widerspiegelt, die Mozart am Mannheimer Hof erlebt haben mag. Die Ecksätze der Sonate – besonders das umfangreiche Rondo-Finale – warten mit heiterer Eleganz und unbeschwerten Wendungen auf. Zu keinem Zeitpunkt entsteht der Eindruck eines bloßen Virtuosenstücks, stets bleibt eine gewisse behaglich-vornehme Grundstimmung erhalten. Auch im Mittelsatz fügt Mozart keine düsteren Schatten in die Sonate ein: Das Andante con espressione in G-Dur ist ein anmutiges Spiel mit Melodien und Harmonien.
Der erste Satz der Sonate c-Moll KV 457 lebt von Gegensätzen wie stürmisch und zart, staccato und legato, forte und piano, von Aufwärts- und Abwärtsbewegungen, dramatischen Akzenten und harmonischer Frage und Antwort. Einen großen Kontrast zu den schnellen Allegro-Sätzen bildet das zarte, verspielte Adagio. Der Finalsatz steht formal zwischen Sonatensatz und Rondo und kehrt zur dramatischen Stimmung des ersten Satzes zurück. Im Hauptthema vermitteln die Synkopen in der rechten Hand den Eindruck vergeblich aufbegehrenden Gefühls. Unvermittelte Generalpausen in harmonischer Schwebe sorgen für zusätzliche Dramatik. Wohl keine Mozart-Sonate weist so auf Beethoven und Schubert hin wie diese.

Autor:

Michaela Braumann aus Voerde (Niederrhein)

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