Flugtag Dorsten 2011: Die Karriere einer Milchflasche

11. September 2011
Flugplatz, 46282 Dorsten
Die D-FAME von Josef Schuhmacher über Dorsten. Dieses Foto stammt aus einer Ausstellungsserie, die der Dorstener Fotograf und Künstler Moritz Brilo am 10. und 11. September auf dem Flugtag präsentieren wird.
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  • Die D-FAME von Josef Schuhmacher über Dorsten. Dieses Foto stammt aus einer Ausstellungsserie, die der Dorstener Fotograf und Künstler Moritz Brilo am 10. und 11. September auf dem Flugtag präsentieren wird.
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Mit rund 15500 Exemplaren gehört die T6 zu den meist gebauten Flugzeugen der Luftfahrtgeschichte. Auf dem Dorstener Flugtag ist sie Stammgast. Vereinspräsident Jürgen Salamon fliegt einen dieser ehemaligen Luftwaffentrainer und ist begeistert von der Urgewalt des 600 PS-Sternmotors

Kerniger Sound eines Pratt & Whitney Sternmotors lässt die Luft über dem kleinen Flugplatz Dorsten am Kanal beben: Gleich drei T6 heben ab und bieten den rund 10 000 Zuschauern des Flugtages ein unvergleichliches Spektakel. Was ist das für ein Flugzeug, das aussieht wie eine Milchflasche mit Flügeln und deren Motorengeräusch aus einer Zeit stammt, als Fluglärm noch Zukunftsmusik war? Um es vorweg zu sagen und um den Puristen der Szene den Wind aus den Segeln zu nehmen: Dieser zweisitzige Trainer, der 1935 seinen Erstflug hatte und 1938 zum AT (Advanced Trainer) der US-Airforce und dann zum Exportschlager geriet, hat unzählige Typenbezeichnungen. Deshalb einigen wir uns auf T6 und belassen die Texans, Harvards und etlichen anderen Bezeichnungen in den Schubladen der Chronisten. Mit dieser Maschine brach bei der Airforce ein neues Zeitalter an und mit dem 550 PS starken 9-Zylinder aus den Regalen des Motorenherstellers Pratt & Whitney war die Maschine gut befeuert. Der R-1340-AN-1-Motor wurde zum Standardmotor aller T-6. Die Leistungsdaten dieses Trainers waren für die damalige Zeit beeindruckend und brachten ihn in die Nähe mancher Einsatzmaschinen: 335 km/h in 1500 Meter Höhe Höchstgeschwindigkeit, rund 1700 Kilometer Reichweite, eine Dienstgipfelhöhe von 7300 Metern sind Daten, die auch heute noch die T6 nicht zu einem Spielzeug für Oldtimerenthusiasten geraten lassen, sondern den Piloten fordern. „Eine T6 sieht gemütlich aus, aber sie ist in Wirklichkeit ein Flugzeug, das beherrscht werden muss. Sie ist nicht tückisch, aber sie hat ihre Macken und nur durch Training beherrscht man diese Maschine. Nach rund 150 Starts und Landungen war sie mein Flugzeug“, sagt Josef Schumacher, der mit der D-FAME auf Flugtagen sein Publikum begeistert. Die FAME ist in Aachen Merzbrück stationiert. Dort ist mit der „Banana Airforce“ eine Expertentruppe am Werk, die sich dem Muster T6 sowohl in fliegerischer, als auch in technischer Hinsicht verschrieben hat und sicher die erste Adresse in Deutschland ist. Jürgen Kraus hat seine D-FUKK bis in das letzte Segment zerlegt und überholt und kann stundenlang über dieses Flugzeug referieren. Eindrucksvoll, aber eindrucksvoller ist das Display, das er mit der in den Farben der US-Navy lackierten T6 an den Himmel zaubert. Die T6 hat für die Deutsche Militärfliegerei eine herausragende Bedeutung: Mit 137 Maschinen stellte die „Texan“ das Rückgrat der neuen Deutschen Luftwaffe dar, als 1957 Krupinski, Rall, Hartmann, Steinhoff und andere Asse der alten Deutschen Luftwaffe den Wiederaufbau voran trieben. Wer eine T6 sieht und sich dann vorstellt, dass nur vier Jahre später der Starfighter beschafft wurde, kann sich ausmalen, warum es mit dem Sternenjäger so viele Dramen gab. Dabei war die T6 vielen Piloten der ehemaligen Luftwaffe keine Unbekannte: Die französische Armee hatte vor dem Krieg 250 Maschinen geordert, die 1940 den Deutschen in die Hände fielen. Im Jahre1944 gehörten die Flugzeuge zu den meistgeflogenen Typen – nach Flugstunden je Flugzeug gerechnet – in der Luftwaffe. Die Luftwaffe bezeichnete die Flugzeuge als NA 57 P2 und NA 64 P2, wobei P2 keine Variante darstellt, sondern einfach Zweisitzer (Place 2) bedeutet. Ihre militärische Laufbahn beendete die T6 übrigens nach 59 Dienstjahren in fast allen Luftstreitkräften der westlichen Welt in Südafrika: 1994 wurden dort die letzten T6, die als Aufklärer flogen, außer Dienst gestellt. Heute ist die T6 ein nostalgischer Leckerbissen, der mit seinem gemütlichen Aussehen und seinem imposanten Motorengeräusch auf Airshows die Zuschauer begeistert. Am 11. September sind in Dorsten am Kanal gleich fünf von ihnen zu sehen und vor allen Dingen zu hören.

Autor:

Jo Gernoth aus Dorsten

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