"Irgendetwas Literarisches ist immer" - Herbert Hölscher stellt am 7. Oktober wieder aus

7. Oktober 2018
11:00 Uhr
Atelier Hölscher, 47574 Goch
4Bilder

Bei Herbert Hölscher sind Bilder nicht nur ein dahingekleckseltes Konvolut von Farben und Formen, denn der Künstler aus Pfalzdorf mag es gern hintersinnig: Wer den Maler verstehen will, muss seine Bilder nicht nur anschauen, sondern lesen. In jedem Bild eine Geschichte, so die Idee auch bei der nunmehr 17. Atelierausstellung von Herbert Hölscher.

VON FRANZ GEIB

Pfalzdorf. Im Bild "Der Brief" schaut eine junge Frau gedankenverloren auf den großen Briefkasten, davor sitzt ein kleines Mäuschen, aus dem Kasten lugt ein Brief hervor. "Das sieht alles idyllisch aus, aber das ist verkehrt", erläutert der 66-Jährige sein Werk. Denn die Dame ist neugierig und möchte zu gerne das Briefgeheimnis umgehen, um die geschriebenen Zeilen in den vermeintlichen Briefkuverts zu entschlüsseln. "Sie möchte einmal Mäuschen spielen", so Herbert Hölscher.

Die vielschichtigen Attitüden des Menschen

In allen Räumen seines Hauses an der Talstraße 86, wo auch diese Atelierausstellung am Sonntag, 7. Oktober, 11 bis 20 Uhr, stattfinden soll, erzählen die Bilder Dinge über die vielschichtigen Attitüden der Menschen. "Fehlende Kommunikation" thematisiert beispielhaft die individuelle Einsamkeit: Eine Gruppe von von fünf Menschen, die sich alle nicht näher kommen können. Einer sitzt allein in Gedanken verloren, eine Frau steht hinter einem Zaun, der sie von den anderen abschirmt, ein Mann versucht mit einer Frau ins Gespräch zu kommen und die fünfte Person kehrt allen den Rücken zu. In der Mitte steht eine Litfaßsäule, die ihre Funktion nicht erfüllt, denn es steht nichts auf ihr geschrieben.
Das Gegenteil zu diesem Werk hängt im Nebenzimmer: In "Neuigkeiten" kommen sich alle Protagonisten dieser Szene sehr viel näher und auch die Litfaßsäule kommt ihrer Bestimmung mit viel Gedrucktem nach.
In vielerlei Hinsicht hat Herbert Hölscher seine humorig-ironischen Botschaften auf die Leinwand gebracht: So hat sich ein Pinguin auf den Weg gemacht, und wartet geduldig zunächst an einer "Haltestelle" und schließlich an einem "Eisstand", weil es in seiner Heimat kaum noch Eis gibt. Und in "Der freundliche Schutzmann" verpasst Hölscher dem Verkehrspolizisten einen lächelnden Emoji als Gesicht, denn die beherrschen ja bekanntlich fast schon das Ordnungssystem. Und spätestens bei "Der Graffitisprayer", der einen Harlekin an die Wand bringt, merkt man Hölschers Intention: "Das Narrenthema ist noch drin." Auch das vor langem schon schriftlich fixierte findet bei Hölschers in der Talstraße seinen Platz, wie "Don Quijote" und "Moby Dick" zeigen: "Irgendwas Literarisches ist immer."
Rund 70 neue Werke hat Herbert Hölscher in diesem Jahr neu zu Werke gebracht, darunter auch sehr viel Abstraktes, wodurch der Künstler seinen Bezug zur Natur in die Ausstellung implementiert.

Es gibt immer was zu lesen

Je nach Farben und Formen lassen sich seiner Ansicht nach Bäume, Blumen oder Wände darauf erkennen, doch das sei eben "Ansichtssache", wie er meint. Denn, so sagt der Künstler, es sei nicht die Ausführung entscheidend, sondern die Gedanken, die jeden Betrachter ein Bild erzählen lassen. Es gibt eben immer was zu lesen bei Herbert Hölscher ... Der freundliche Polizist prägt das Cover der Einladung zu Herbert Hölschers Atelierausstellung in der Talstraße. In "Fehlende Kommunikation" hat sich keine der Figuren etwas mitzuteilen ...

Autor:

Franz Geib aus Goch

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

14 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.