Seit 100 Jahren: Ich bin ein Opel und darauf bin ich stolz!!!

1. September 2010
Hof Drepper, 58640 Iserlohn
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100 Jahre Opel, das gibt es nicht alle Tage und schon gar nicht in Sümmern.
Und es war uns wert diesen Tag in einem kleinen Kreis gebührend zu feiern.
Im Mittelpunkt dieser „Feierstunde“ stand Opel, genauer gesagt ein OPEL-Doppel-Phaeton von 1910, so bezeichnete man in der Vergangenheit ein viersitziges Cabrio. Dieses Cabrio war die Show des Abends, wir waren nur die Zaungäste und wir waren es gerne, denn es kommt ja nicht so oft vor, dass man einen hundertjährigen Geburtstag feiern kann.
Seit Jahren ist dieses Auto auch im Schützenzug in Sümmern zu sehen und nur besondere Gäste dürfen in diesem OPEL-Doppel-Phaeton mitfahren.
Doch wie ist Uli Sauer zu diesem Auto gekommen?

SAUER`s OPEL – Geschichte

Es war im Jahr 1972, ich hatte meinen BMW 328 2-Sitzer Roadster bereits seit 1970, als in Auto-Motor und Sport ein OPEL-Doppel-Phaeton Bj. 1910 angeboten wurde.
Als Doppel-Phaeton bezeichnete man früher ein 4-sitziges Cabrio.
Genau solch ein Auto suchte ich seit längerem für die Familie, weil für unsere beiden Kinder in dem BMW kein Platz war. Und ein deutsches Auto sollte es auch sein, das Angebot an Franzosen und Engländer war demgegenüber reichlich.
Also telefonierte ich mit der Anbieterin, einer alten Dame in Berlin. Zuerst machte sie zur Bedingung, dass das Fahrzeug nur an einen Liebhaber, auf keinen Fall an einen Händler gehen sollte. Nachweis erforderlich.
Am anderen Tag flog ich von Hannover aus nach Berlin, wurde von dem Sohn der alten Dame am Flughafen abgeholt und zur Besichtigung nach Alt-Moabit gefahren, schräg gegenüber vom Knast.
Unterwegs erklärte mir der Sohn, verkauft würde nur gegen Höchstgebot und es seien schon andere Interessenten dagewesen.
Die alte Dame empfing mich sehr freundlich und gab mir zunächst einige Erklärungen:
Ihr Sohn sei ausgewandert in die Schweiz und habe weder an ihrem Haus noch an dem alten Opel Interesse, deshalb habe sie das Haus verkauft und der darin gelagerte Opel müsse nun auch weg. Es täte ihr sehr weh, denn sie habe damals, 1910, in diesem Opel zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann, ihre Hochzeitsreise gemacht. Ihr Haus in Alt-Moabit 105 wurde Ende der Zwanziger, anfangs Dreißiger Jahre als eines der ersten Parkhäuser Berlins errichtet, allerdings ohne Fahrrampen zu den Stockwerken, sondern mittels Außenaufzug zu den einzelnen Stockwerken. Das war inzwischen völlig überholt.
Also hatte man den Opel im 6. Stockwerk auf dem Dachboden aufgebockt, um ihn vor den Kriegswirren zu schützen.
Und man hatte Glück, genau dieses Haus blieb fast unversehrt, nicht von Bomben getroffen, sonst wäre der Opel in die Tiefe gestürzt.
Genau dort oben habe ich zusammen mit Besitzerin und deren Sohn das Auto besichtigt.
Völlig original, allerdings geschätzte 15 Schichten Lack auf Alles, einschließlich der vielen Messingteile, weil man das Putzen leid war.
Für mich stand fest, dieses Auto muss es sein, kein anderes. Nachdem ich Familienfotos (Eltern, 2 kl. Kinder und der 2-sitzige BMW) präsentiert hatte, waren die Sympathien auf meiner Seite. Noch dazu stellte sich heraus, dass der bisherige Höchstbietende ein Händler war, dessen Name mir ein Begriff war. Er hatte das aber verschwiegen.
Ich bin daraufhin auf sein Gebot eingestiegen, habe noch DM 300,-- draufgelegt, sofort angezahlt und wir haben den Kaufvertrag geschrieben.
Soeben hatte ich einen originalen Opel von 1910 aus 1. Hand gekauft!
Anschließend luden mich Mutter und Sohn zum Essen in ein gutes Restaurant ein.
Ich hatte gewonnen.
Einige Wochen später fuhren meine ganze Familie und ich mit unserem Pkw-
Transport-Anhänger durch die DDR zur Abholung. In stundenlanger Arbeit haben wir den Opel aus dem 6. Stockwerk mit dem noch vorhandenen Außenaufzug, bei dessen Anblick man schon schwindelig wurde, geschweige damit zu fahren, geborgen und verladen. Nun rollten bei der netten alten Dame die dicken Tränen.
Damals, 1972, gab es in Deutschland nur wenige Spezialisten, die sich mit der
Restaurierung von Veteranen oder „Schnauferln“ befassten, „Oldtimer“ gab es
noch gar nicht. Über Freunde fand ich einen Opel-Händler in Süddeutschland,
der eine eigene historische Opel-Sammlung hatte und sich spontan bereit erklärte, mein Auto authentisch zu restaurieren, er hatte selber Freude daran.
Das dauerte gut 2 Jahre, um einige Schwierigkeiten musste ich mich selber
kümmern, damit es bezahlbar blieb. So habe ich beispielsweise die Reifen
in England kaufen können und auch dort abgeholt, usw. usw.
Zwischendurch war ich noch mal in Berlin und habe der Erstbesitzerin vom Fortgang der Restaurierung berichtet, sie war sehr erfreut.
Schließlich war es soweit, der Opel war fertig und wurde in Hagen TÜV-abgenommen.
Mit zwei Mängeln: es fehlte die vorgeschriebene Sonnenblende und die hintere Nummernschildbeleuchtung war nicht korrekt.
Wiederkommen.
Danach alles okay, die verlangte Sonnenblende habe ich noch auf dem TÜV-Gelände deutlich sichtbar in den Mülleimer befördert.
Kurz danach fand die „Deutsche Schnauferl-Rallye“ in Berlin statt, der Opel wurde wieder nach Berlin transportiert, um teilzunehmen. Dort musste ich erfahren, dass die nette Vorbesitzerin einige Wochen zuvor verstorben war. Ich hätte sie gerne zu einer Probefahrt eingeladen.

Eine der nächsten Ausfahrten war dann der Schützenzug in Sümmern, Seine Majestät Paul Schneidersmann hatte mich gebeten, ihn zu fahren. Ich glaube, zum ersten Mal, dass der König weder zu Fuß, noch in einer Kutsche am Zug teilnahm, sondern ganz modern in einem Cabrio.
Von 1910.
Seither ist es zur Tradition geworden, am Sonntag im Zug in Sümmern mitzufahren, der Applaus der Zuschauer gilt dem

100 – jährigen O P E L

PS.
Stellt sich nur eine Frage:
Wie steht es eigentlich mit der lebenslangen Garantie???

Autor:

Frank Brandt aus Iserlohn

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