Ich lese gern die „BILD“ –Zeitung. Bin ich jetzt ein Schwachmat...?

Die meisten lesen sie, doch nur wenige geben es freimütig zu.

„Bild sprach mit den Toten“, ist die abwertende Bezeichnung eines Presseblattes, das zwar die allermeisten Bürger lesen, es aber nicht zugeben wollen, dass sie es tun, um nicht von anderer Seite für unterdurchschnittlich gehalten zu werden. Unterdurchschnittlich von den intellektuellen Fähigkeiten her, unterdurchschnittlich vom sozialen Stand des Betroffenen und unterdurchschnittlich bezüglich der Einschätzung anderer über die finanzielle Liquidität des „BILD“ –Lesers.

Ein guter Bekannter von mir lehnt jenes Blatt demonstrativ ab und greift lieber zum „Express“. Dabei gab er einmal zu, dass dies (mehr oder weniger) eine Vorsichtsmaßnahme sei, da er dann das Gefühl hat, eine „light-Version“ eines Boulevard-Blattes zu konsumieren, das im Umfeld weniger abwertend eingeschätzt wird.

Für mich jedoch im Klartext: Er hat dann für sich selbst das beruhigende Gefühl, für sein Umfeld nur ein halber Schwachmat zu sein !!

Dabei hat das Verhalten jenes Kollegen – ob man will oder nicht – eine gewisse Struktur von Logik. Es ist im Grunde nur schwer vorstellbar, dass Leute in führenden Positionen, mit der Bild-Zeitung unterm Arm umherlaufen. Vom Stellenwert der eigenen Einschätzung her und die, der ihm untergebenden Personen, wäre es vielleicht wirklich angebrachter, sich mit Lektüre aus Politik und Wirtschaft auf der Ebene wie etwa „Frankfurter Allgemeine“ sehen zu lassen. Auch wenn jene Blätter später in der Tonne landen sollten! Die „wirkliche Lieblingslektüre“ kann man später immer noch heimlich lesen ...

Schon als ich 1969 (als 14-Jähriger) meine Lehre als Sanitär-Installateur antrat, war der erste Weg meiner Gesellen – auf dem Weg zur Baustelle – immer am Kiosk vorbei. Ein jeder versorgte sich mit Rauchwaren und natürlich ... mit der BILD-Zeitung!

Denn Fakt ist: Überall, wo man hinkommt – sei es im In- und Ausland – allerorts ist die Nachfrage der Bild-Zeitung mit Abstand am Größten! In dem Hotel in der Türkei, das wir fast jedes Jahr besuchen, muss man morgens recht schnell sein, wollte man jenes Blatt mit zu Strand nehmen, um sich dort boulevardmäßig berieseln zu lassen. Kommt man am späten Vormittag zum Kiosk, schaut man in die Röhre!

Ich frage mich, was hat dieses Blatt nur an sich, dass man an wirklich allen Orten die Leser dieses Blattes beobachten kann, aber kaum jemand dazu stehen will, dass er es mit Vorliebe liest ...?

Warum führen sie nicht irgendein Wirtschaftsblatt mit sich und lesen Politik, Sport und Wirtschaft auf höchstem Niveau und dabei immer auf sachlichster Sachebene, wie nur eben möglich ...?

Ganz einfach: Weil der Mensch Information in Kombination mit anschaulicher Unterhaltung haben will. Die Kombination von Bildern, Schlagzeilen und notwendiger Info, die sich auf ein Maß beschränkt, dass man lesen kann, ohne Müde zu werden. Und wenn dann noch ein gewisses Maß an (zumeist kontrollierter) Übertreibung vorhanden ist, dann wird des Lesers Neugierde derart aktiviert, dass man sich in dieses Blatt vertiefen kann. Natürlich steht dort auch desöfteren Unsinn, doch es liegt doch an jedem selbst, was „er frisst“ und was er belächelt! Desgleichen auch das, worüber er sich aufregt oder aufregen will.

Insofern lasse ich mir das Vergnügen nicht vermiesen: Ich stehe dazu, dass ich die „Bild-Zeitung“ gerne lese. Und ich denke, dass ich deswegen kein Schwachmat bin, und erst recht nicht, wenn es andere heimlich tun ...

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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