Herbst-Wetterprognose aus der Natur

Im Wetteronline-Forum (bin Mitglied) las ich den folgenden Artikel, der mir sehr interessant erscheint; auch für den kommenden Winter. Ich werde in Zukunft keine Langzeitprognose mehr abgeben, da meine Prognose für den Sommer voll daneben ging. Eine Mittelfrist-Prognose über ca. 2-3 Wochen werde ich weiterhin -so gut es geht- hier forumen. Hier der Artikel; ist zwar ziemlich lang, aber sehr sehr interessant und spannend:

Hallo Wetterfreunde und Naturbeobachter,

fast pünktlich zum meteorologischen Herbstbeginn wage ich eine zweite Langfrist-Wetterprognose aus Naturbeobachtungen nach meiner ersten Prognose zum Sommerbeginn.

Leider viel Text, wegen der notwendigen Erklärungen, aber vielleicht auch spannend für den interessierten Naturbeobachter und Wetterfreund.

Was gibt es denn überhaupt im August zu beobachten in der Natur, was uns einen Hinweis geben könnte, wie sich der Herbst in den nächsten Wochen entwickeln könnte?

Dazu hier eine unvollständige Auflistung:
1. Das Körpergewicht von Fröschen Ende August
2. Die Zeit, wann die Winterlibellen die Gewässer verlassen haben (biologischer Herbstbeginn)
3. Die Eiablage von Großlibellen außerhalb von Gewässern Ende August
4. Das Flugverhalten von Kranichen 7-8 Wochen vor Zug in den Süden
5. Die Blattfallhöhe 1 Meter und die Blattverfärbung bei der Großen Brennnessel (Urtica Dioica)
6. Die Fellveränderung bei Wildkatzen (alternativ „Draußen“-Hauskatzen)
7. Der Blühbeginn der Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)
8. Die Fruchtreife von Wallnüssen (Ablösung des Fruchtkerns von der Hülle)

Anhand dieser Beobachtungen kann man mit erhöhter Wahrscheinlichkeit erkennen:
A). Ob sich die Abläufe in der Natur im normalen Durchschnitt bewegen oder davon abweichen
B). Wann Insekten keine Nahrung mehr finden und die Insektenjäger winterfett sein müssen
C). Ob ein eher kühler oder eher warmer Herbst zu erwarten ist
D). Ob ein kräftiger Wintereinbruch zeitig im Herbst erfolgen wird.
E). Ob mit überdurchschnittlich vielen kalten Wochen bis zur Frühlingswärme zu rechnen ist
F). Ob in den nächsten 3 Wochen mit Hochwasser zu rechnen ist
G). Bis wann die ersten kräftigen Nachtfröste (-5°C am Boden) zu erwarten sind
H). Ob es (mindestens) einen abrupten Übergang von Warmphase zu Kaltphase mit Sturm/Orkan geben wird im kommenden Herbst.

Zu den Beobachtungen:
1. Seefrösche und Laubfrösche haben ein überdurchschnittlich hohes Gewicht erreicht. Das Gewicht entspricht um den 20.08. bereits dem Durchschnitt von Mitte September. Grasfrösche liegen jedoch unter dem Durchschnitt.
2. Die Winterlibellen haben bereits seit 2 Wochen die Gewässer verlassen und tummeln sich nun abseits der Gewässer.
3. In der letzten Augustwoche wurden keine Großlibellen beobachtet, die die Eiablage außerhalb von Gewässern vollzogen haben.
4. Kranische sind in Norddeutschland bereits Anfang August in großer Anzahl in typischer Wanderzug-Formation geflogen. Es gab seitdem bereits größere Ansammlungen von heimischen Brutvögeln außerhalb der üblichen Rastplätze.
5. Bei der Großen Brennnessel betrug die Blattfallhöhe bereits Mitte Juli weniger als ein Meter (Die Blattfallhöhe ist die Höhe vom Boden, bis zu der bereits die Blätter am Hauptstamm abgeworfen wurden. Der Blattfall beginnt oben und setzt sich nach unten zeitverzögert fort). Die abgeworfenen Blätter waren noch kräftig grün oder nur schwach gelblich eingefärbt.
6. Bei Wildkatzen, Luchsen und auch bei Hauskatzen mit viel Ausgang konnte man bereits Mitte August eine starke Verdichtung des Fells feststellen.
7. Die Riesen-Goldrute hatte einen sehr frühen Blühbeginn im Juli und wird aufgrund des fortgeschrittenen Blütenstands bereits ab Anfang September bis Mitte September verblühen (über ein Monat zu früh).
8. Die Fruchtreife bei Wallnüssen erfolgte bereits Mitte bis Ende August. Eichhörnchen vertilgen bereits die Früchte. Bei den Eichhörnchen hat noch nicht das Einsammeln und Verstecken der Früchte als Wintervorrat begonnen. Fruchtreife erfolgt gewöhnlich gleich oder nach Beginn der Sammelaktivität.

Zu den Erkenntnissen daraus:
A). Die Abläufe in der Natur sind 4-6 Wochen voraus.
B). Insekten werden Ende September bis Mitte Oktober keine ausreichende Blütennahrung mehr vorfinden. Insektenfressende Amphibien und Vögel müssen bis dahin ausreichende Winterreserven (Fett) aufgebaut haben, um den Winter überleben zu können. Das ist etwa 3-4 Wochen früher als üblich.
C). Aufgrund der sehr frühen Blattfallhöhe der Großen Brennnessel ist mit einem deutlich zu kühlen Herbst zu rechnen in den Monaten ab Mitte Oktober und im November. Hintergrund dazu ist, daß die mehrjährige Pflanze vor dem ersten Wintereinbruch viele Reserven im Wurzelwerk speichern muß. Ein frühes Abwerfen der nährstoffreichen Hauptblätter ermöglicht eine zeitgerechte Zersetzung derselben, so daß besonders Nitrate daraus noch während der Wuchsperiode aufgenommen werden können (Herbstdüngung aus recyceltem Material). Bis Mitte Oktober dürften durchschnittliche bis leicht erhöhte Temperaturen vorherrschen. Vermutlich werden die ersten beiden Oktoberwochen ausgesprochen schön und freundlich mit einer Temperaturspitze bis zum 15.10.(„Goldener Oktober“). Diese Vermutung ist begründet in der bisher nur durchschnittlichen Gewichtszunahme bei Grasfröschen. Daher werden die Tiere in den ersten beiden Oktoberwochen besonders erfolgreich die trägen und schwächelnden Insekten vertilgen müssen. Dazu benötigt es entsprechende Temperaturen. Laubfrösche und Seefrösche sind in dieser Zeit bereits weniger aktiv und überlassen gewöhnlich den Grasfröschen die besten Plätze.
D). Es ist mit einem zeitigen Kälteeinbruch (abrupter Übergang) etwa Mitte Oktober zu rechnen. Vermutlich mit stürmischer Begleiterscheinung. Alle Parameter der Beobachtungen zeigen einen frühen Kälteeinbruch, der die Vegetationsperiode vorzeitig abschließen wird. Einen echten Wintereinbruch wird der Oktober aber noch nicht bringen. Schnee bis ins Flachland ist ab dem 10.November wahrscheinlich. Der Grund ist das Verhalten der Kraniche Anfang August. 2 Monate nach diesem Verhalten beginnt stets die große Abwanderung ins Winterquartier. Das ist dann schon Anfang Oktober und wird nach 4 Wochen abgeschlossen sein (zu 75% jedenfalls). Das ist rund 3-4 Wochen früher als üblich. Das deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den ersten flächendeckenden Schnee hin um den 10.Nov. hin, wodurch die Nahrungsquellen für die Tiere versiegen würden. Vorher sind sie immer weg (bis auf einige Nachzügler).
E). Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Wintersaison um ca. 4 Wochen länger andauern wird als im Durchschnitt. Das bereits hohe Gewicht der See- und Laubfrösche spricht dafür. Zum einen deutet es auf einen frühen Kälteeinbruch hin (Ende der Insektenjagd) und zum anderen werden bis Ende September weitere Winterreserven aufgebaut, die nur gebraucht werden, wenn die kalte Phase länger andauert als üblich. Auch die Blattfallhöhe der Großen Brennnessel und der zeitige Rückzug des kräftezehrenden Blühvorgangs bei der Riesen-Goldrute (auch eine vieljährige, ausdauernde Pflanze) sprechen für eine lange Periode mit tiefen Temperaturen.
F). Mit Hochwasser ist bis zum 20. September nicht zu rechnen, da die Großlibellen Ende August nicht außerhalb von Gewässern die Eiablage vollzogen haben. Diese Verhaltensweise in der Wahl des Ortes der Eiablage findet man nur bei Großlibellen, die sehr treffsicher erahnen können, ob stehende Gewässer über die Ufer treten werden in den nächsten 3 Wochen und dadurch die abgelegten Eier überspült werden. Das ist ein vorzüglicher Schutz vor Fressfeinden der sich entwickelnden Eier.
G). Es ist sehr wahrscheinlich, daß stärkere Nachfröste (unter -5°C am Boden) bereits zwischen dem 20 und 30. Oktober großflächig für mindestens 2 Tage auftreten werden. Wieder ist dafür ein vorzüglicher Anzeiger die Große Brennnessel. Diese hat als einzige Pflanze in unseren Breiten in den Blättern ein Frostschutzmittel, das dafür sorgt, daß -5°C unbeschadet überstanden werden. Das sehr frühe Abwerfen der Stammnahen Blätter gibt das Signal, wann der erste Bodenfrost unter – 5°C die Aufnahme von Nährstoffen und Sonnenenergie (über die Blätter) unterbinden wird.
H). Das ist etwas spekulativer, da die Wahrscheinlichkeit für ein Sturm- oder Orkanereignis sich nur durch die Zusammenhänge der oben beschriebenen zeitlichen Abläufe ergeben kann. Nach der hier beschriebenen Analyse ist es allerdings wahrscheinlich, daß zwischen dem 15. Und 20. Oktober ein solches Ereignis anstehen könnte. In diese Zeit dürften sehr markante Temperaturwechsel von sehr warm zu sehr kalt erfolgen. Ein derart markanter Wechsel wird in dieser Jahreszeit durch kräftigen Tiefdruck ausgelöst, der bestehenden Hochdruck verdrängt. An den Druckgrenzen kommt es dabei zu starken Winden. Ob dieses Sturmtief uns direkt treffen wird oder nur streifen ist nicht vorhersagbar. Auch kann nicht erkannt werden, ob es mehrere stürmische Ereignisse geben wird.

So Wetterfreunde und Naturliebhaber, dies war nun meine Wetterprognose für den Herbst. Viel Mühe und Auswertung steckt darin. Aber natürlich kann alles auch anders kommen. Die Wahrscheinlichkeit, daß es nicht so kommt, liegt immerhin bei knapp 33%, wenn ich richtig analysiert habe.

Autor:

Willi (Wilfried) Proboll aus Kamp-Lintfort

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