"... davon ich singen und sagen will."

13. Januar 2013
11:00 Uhr
Heilig-Geist-Kirche, 58706 Menden (Sauerland)
Organisatoren der Ausstellung: Hemeraner Pfarrer i.R.  Wilhelm Gröne (Gesangbüchersammler; Mendener) und Pfarrer Frank Fiedler (Evangelische Kirche Menden) (links)
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  • Organisatoren der Ausstellung: Hemeraner Pfarrer i.R. Wilhelm Gröne (Gesangbüchersammler; Mendener) und Pfarrer Frank Fiedler (Evangelische Kirche Menden) (links)
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Gesangbuchausstellung zum 175. Jubiläum der Evangelischen Kirchengemeinde Menden (Sauerland)

"Gesangbücher sind ab Sonntag, dem 13. Januar 2013 für 3 Wochen in der Heilig-Geist-Kirche zu sehen. Die Ausstellung zeigt, wie der Gemeindegesang den Weg des Protestantismus seit der Reformation prägte.
Was wäre die Reformation in Deutschland ohne ihre Lieder?

Gesammelt und veröffentlicht wurden sie in Gesangbücher, die zunächst für die Kantoren und Pfarrer gedacht waren. Im Gottesdienst wurden die Lieder auswendig gesungen.

Erst im 17. Jahrhundert setzte sich das Gesangbuch für jeden Haushalt und im Gottesdienst durch.

Eine Auswahl dieser wunderbaren Gesangbücher können Sie vom 13. Januar bis zum 3, Februar sehen. Diese Bücher überlieferten uns Lieder über Jahrhunderte hinweg. Gleichzeitig sind sie ja eine kultur- und bildungsgeschichtliche Quelle, da Gesangbücher Gegenstände des täglichen Lebens waren. Die vielen Gesangbücher sind zum Teil bunt illustriert und haben wundervoll gestalltete Bucheinbände, und allein die sind schon einen Besuch der Ausstellung wert. Die Bücher haben ganz unterschiedliche Formate: es gibt kleine, große, breite und schmale, die in jede Westentasche passen. Und die Anlässe waren vielfältig: neben den Liedern zum Kirchenjahr gab es zu Taufe, Hochzeit und Begräbnis weiter Gelegenheiten für das gemeinsame Singen von Kirchenliedern. In den Jahrhunderten nach der Reformation entstanden nach und nach Kirchenlieder für bestimmte Personengruppen wie etwa für Reisende, Kranke, Soldaten, Bergleute und Kinder. Gesänge für Kinder finden sich schon in einem Gesangbuch der Böhmischen Brüder aus dem 16. Jahrhundert. Die Gattung des Kinderliedes erblühte dann 3 Jahrhunderte später, unter anderem mit den Dichtungen des Thüringer Pfarrers Wilhelm Hey. Zu seinen schönsten und beliebtesten Liedern gehört "Weißt du, wie viel Sternlein stehen?" von 1837.
Die Reformation förderte die Hausandacht und das häusliche Singen als Instrument der biblischen Unterweisung und religiösen Erziehung. Gesungen wurden die auch im Gemeindegottesdienst gebrauchten Lieder, und zwar auswendig. Gesangbücher konnten sich nur sehr wenige Haushalte leisten. Sie setzten sich für den Gottesdienst und auch für jeden Haushalt erst langsam ab der Mitte des 17. Jahrhunderts durch. Das Gesangbuch war - neben der Bibel - eines der wenigen Bücher, die man im Haus hatte. Es war das Buch, aus dem sie ihren Glauben gelernt und ihre christliche und konfessionelle Orientierung gewonnen hatten.
"Die haben ein anderes Gesangbuch" sagte man, wenn Katholiken über Protestanten sprachen und umgekehrt. Gesangbücher begleiteten die Menschen durch ihren Alltag und wurden in der Familie weitergegeben.
Davon zeugen oftmals die handschriftlichen Einträge in den Büchern. Bücher, auch Gesangbücher, wurden im 16. und 17. Jahrhundert in Bögen gekauft. Jeder
Besitzer ließ sie nach seinem Geschmack vom Buchbinder einbinden. Zuweilen wurde dieser Einwand prachtvoll gestalltet, in der Mehrzahl jedoch schlicht gehalten. Dass die Gesangbücher in der Regel stark gebraucht wurden, davon zeugt der heutige Zustand der Bucheinbände.
Noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war es keinesfalls üblich, dass in den Gottesdiensten Gesangbücher benutzt wurden, Gesungen wurde auswendig, was in der Schule gelernt worden war. Der Besitz eines eigenen Gesangbuches war eine Ausnahme. Erst in dieser Zeit entstanden langsam von der Obrigkeit geförderte und genehmigte Territorialgesangbücher. So zahlreich wie die deutschen Kleinstaaten waren auch die Gesangbücher. Außer einem festen Kernbestand an Liedern enthielten sie, je nach Herrschaft, auch Dichtungen und Melodien einheimischer Dichter und Komponisten.
Die Gesangbuchaustellung in der Heilig-Geist-Kirche trägt die Gesangbuchschätze vieler Generationen zusammen, eine Anleitung, den alten Gebräuchen nachzuspüren und zu fragen, welche Bedeutung das Singen, Auswendiglernen und das Vor-sich-her-Sagen von Liedern für Menschen durch die Jahrhunderte hatte.
Gezeigt werden Gesangbücher aus der Privatsammlung von Pfr. i.R. Wilhelm Gröne. Unter den Exponaten sind wahre Schätze, etwa ein Gesangbuch aus der Lebenszeit Martin Luthers und ein Großgesangbuch aus Württemberg von 1711.
Die Exponate werden durch kurze, leicht zu erfassende Texte erläutert.

Öffnungszeiten:
Eröffnung der Ausstellung war am Sonntag, dem 13. Januar, im Anschluss an den Gottesdienst um 11.00 Uhr, den Pfr. i.R. Wilhelm Gröne und Pfr. Frank Fiedler gemeinsam feierten.
Dienstags von 11.00-12.30 Uhr und im Anschluss an die Sonntagsgottesdienste ist die Ausstellung grundsätzlich geöffnet; für Gruppen auch nach Anmeldung im Gemeindebüro, Tel. 0-2373-91 54 41."

Text: Evangelische Kirchengemeinde Menden, Unser Gemeindebrief, Dezember 2012 bis Februar 2013

Autor:

Dr. Malgorzata Hartwich aus Menden (Sauerland)

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