Buchbesprechung
Klaiber und der Römerbrief

Walter Klaiber: Der Römerbrief; Neukirchener Verlag Neukirchen-Vluyn 2009; 320 Seiten; ISBN: 978-3-7887-2378-1

Der Brief des Paulus an die Römer ist eine Schrift des Neuen Testaments, verfasst in der damaligen Verkehrssprache des östlichen Mittelmeerraumes, dem Koine-Griechischen. Der Römerbrief gehört zu jenen sieben Briefen, bei denen die Verfasserschaft des Paulus von Tarsus kaum umstritten ist. Im Römerbrief präsentiert er eine grundlegende Darstellung des von ihm verkündeten Evangeliums von Jesus Christus, ohne, wie in seinen anderen Briefen, auf konkrete Fragen oder Konflikte in der Empfängergemeinde Bezug zu nehmen.

Paulus stellt zunächst die Heillosigkeit der ganzen Welt ohne das Evangelium dar. Nichtjuden und Juden scheitern gleichermaßen. Aber durch Jesu Tod am Kreuz werden alle Glaubenden gerettet. Die Taufe deutet Paulus als Mitsterben mit Christus. Der Getaufte hat danach Anteil am Leben des auferstandenen Christus. Er kann zurückblicken auf sein scheiterndes Leben vor der Taufe und lebt in der Gegenwart zwar als schwacher Mensch, aber gestärkt durch den Geist Christi in der Hoffnung auf die zukünftige Verherrlichung. Nichts, was Angst macht, kann ihn von der Liebe Gottes trennen.

Ausführlich geht Paulus auf das Problem ein, dass die Mehrheit des jüdischen Volkes Jesus ablehnt. Trotzdem bleibe die Erwählung Israels bestehen, und in der Zukunft werde ganz Israel ebenso wie die christusgläubigen Nichtjuden gerettet werden.

Der Römerbrief enthält auch eine Grundlegung der christlichen Ethik. Paulus empfiehlt einerseits Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft, andererseits Anpassung an gesellschaftliche Normen und Unterordnung unter die staatliche Gewalt. Es kann in Alltagsfragen unterschiedliche christliche Lebensstile geben; hier ist Rücksichtnahme gefragt.

Mehrere Indizien im Text des Römerbriefs weisen auf Korinth als Abfassungsort. Paulus erwähnte einen Gaius, bei dem er zu Gast war. Vermutlich war er mit dem  von Paulus getauften Korinther Gaius identisch. Phoibe aus Kenchreai, dem Vorhafen von Korinth, brachte den Brief nach Rom. Sie wäre ohnehin in ihren eigenen Geschäften nach Rom gereist; Paulus nutzte die Gelegenheit, ihr seinen Brief mitzugeben – Phoibes Reise war der Anlass für die Abfassung des Römerbriefs. Der Abfassungsort Korinth wird für die Exegese auch dadurch interessant, weil in Kapitel 14 Themen angesprochen werden, die in Korinth aktuell waren. Phoibe und eventuell auch Tertius, falls er ihr Sklave war, vertraute Paulus die Erläuterung des Briefs in den römischen Hausgemeinden an.

Schwieriger ist die Bestimmung der Abfassungszeit. Paulus blickte voraus auf seine bevorstehende Jerusalemreise. Das versteht man meist so, dass der Brief geschrieben wurde, während im Winter die Seefahrt ruhte, die im Frühjahr wieder aufgenommen wurde.[Der Brief wird heute mehrheitlich auf den Winter 55/56 n. Chr. datiert, mit einer Schwankungsbreite von ein oder zwei Jahren.

Im Gegensatz zu den Adressaten seiner anderen Briefe hatte Paulus die römische Gemeinde nicht gegründet. Nirgends gibt der Römerbrief zu erkennen, dass den Verfasser konkrete Nachrichten über die Christen in Rom erreicht hatten.

Im Gegensatz zu den Adressaten seiner anderen Briefe hatte Paulus die römische Gemeinde nicht gegründet. Nirgends gibt der Römerbrief zu erkennen, dass den Verfasser konkrete Nachrichten über die Christen in Rom erreicht hatten.

Klaiber ist ja schon an anderer Stelle ausführlich vorgestellt worden; daher soll an dieser Stelle nur die Aussage getätigt werden, daß er Begründer und Herausgeber der Schriftenreihe "Die Botschaft des Neuen Testaments" ist, deren Band 1 hier vorliegt.

Klaiber gibt hier schon die Struktur vor, die er auch in den folgenden Kommentaren des Neuen Testaments durchhalten wird. Der Römerbrief wird in verschiedene Textpassagen unterteilt; diese Textpassagen werden dann jeweils einzeln teilweise umfangreich erklärt, wobei die Reihenfolge des Römerbriefes beibehalten wird.

Über die jeweiligen Bücher des Neuen Testaments hinweg entsteht so eine systematische Theologie der evangelisch-methodistischen Kirche, wie sie in diesem Umfang und in dieser Komplexität wohl neu für die evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland sein dürfte.

An wen wendet sich eine Publikation wie diese? Sicherlich an methodistische Theologiestudenten sowie Pastoren; die allgemeinverständliche Ausdrucksweise führt zwar dazu, daß zwar auch interessierte Laien den Ausführungen folgen können. Aber allein schon der Umfang ist erschlagend.  Das Buch ist eine Bleiwüste. Es fehlen also Bilder, Tabellen usw. Dies unterstreicht den wissenschaftlichen Charakter noch einmal besonders.

Autor:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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