Karneval im Blut

André Schellen mit seinen „Mädels“ von der Garde. Foto: Heike Cervellera
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Elektrophysiologe ist André Schellen von Beruf. Und auch privat steht der 26-Jährige immer unter Strom. Er hat den Karneval im Blut.

Der junge Mann aus Neukirchen-Vluyn betreut die komplette Jugendabteilung der Neukirchen Vlü-Ka-Ge: die Stadtgarde, die Mittelgarde, die Regimentskinder und die Jüngsten, die Püppchen. Das heißt: Er bespricht und plant die ganze Session, organisiert die Gruppen und die Garden und kümmert sich um die komplette Logistik. „Man muss infiziert sein mit dem Karnevals-Virus“, sagt André Schellen. „Entweder man liebt es oder man hasst es.“ Die Leidenschaft für das jecke Treiben wurde ihm in die berühmte Wiege gelegt: Großeltern und Eltern sind langjährige Mitglieder, seine Schwester und seine künftige Frau trainieren ebenfalls jeweils eine Gruppe. Dass sich Schellen so gut auf den Gardetanz versteht, liegt nahe, denn er hat selbst 13 Jahre aktiv getanzt. „Wenn die anderen Fußball gespielt haben, ging ich zum Tanzen“, erinnert er sich. Doch Probleme mit der Bandscheibe und seine berufliche Ausbildung machten dem ein Ende. Eine bestimmte Einstellung zum Karneval muss man bei diesem intensiven Engagement schon haben, gibt er zu. Denn die Session ist kräftezehrend, wenn sich ab Altweiber die Termine für die Garden ballen. „In der Karnevalswoche haben wir so etwa 25 Auftritte“, zählt er auf. Kindergärten, Schulen, Altenheime und natürlich beim Rosenmontagszug, überall sind seine Garden gefragt.

Infiziert mit dem Karnevals-Virus

Trainiert wird aber das ganze Jahr, denn die Gruppen treten nicht nur an Karneval auf, sondern auch bei Turnieren, und die beginnen direkt nach den tollen Tagen. Dort sammeln die Tänzerinnen Qualifikationspunkte für die Deutsche Meisterschaft im Gardetanzsport. „Seit zehn Jahren sind wir jedes Jahr zur Deutschen und zur Europa-Meisterschaft gefahren und bis auf ein Mal immer mit mindestens einem Pokal nach Hause gefahren“, erzählt er mit Stolz in der Stimme.
Für diese Erfolge muss natürlich fleißig trainiert werden, die Stadtgarde zum Beispiel einmal in der Woche, vor wichtigen Turnieren auch zwei oder drei Mal. Dieses Jahr gibt es zudem etwas ganz Besonderes: Erstmalig findet die NRW-Meisterschaft der Internationalen Interessengemeinschaft für Tanzsport (IIG) in Neukirchen-Vluyn, im Klingerhuf, statt. Dann kämpfen die Garden zum ersten Mal in der Stadtgeschichte vor heimischer Kulisse um den Titel. Einen Titel hat André Schellen aber jetzt schon sicher: den Silbernen Verdienstorden des Regionalverbandes Linksrheinischer Karneval. Damit werden Menschen ausgezeichnet, die sich besonders für den Karneval engagieren. Vlü-Ka-Ge-Präsident Jörg Thiem persönlich hat seinen Jugendwart für diesen Orden vorgeschlagen. Frühere Ordensträger waren mit Abstand älter. Trotz dieser Auszeichnung bleibt der 26-Jährige aber bescheiden: „Alleine schafft man das nicht“, betont er. „Ohne meine Stellvertreterin Ramona Oetzmann, ohne meine Crew würde gar nichts gehen.“ Und wenn ausnahmsweise gar keine Termine anstehen? Dann springt André Schellen auch mal im elterlichen Taxiunternehmen ein, wenn dort Not am Mann ist. Ansonsten sitzt er in seiner raren Freizeit gern einfach mit seiner Verlobten auf der Couch. Ein närrischer Traum ist allerdings noch unerfüllt. Karnevalsprinz will er eines Tages werden: „Das letzte Mal, dass es ein Prinzenpaar bei der Vlü-Ka-Ge gab, ist zehn Jahre her. Es wird Zeit!“

André Schellen mit seinen „Mädels“ von der Garde. Foto: Heike Cervellera
André Schellen, Jugendwart der Neukirchen Vlü-Ka-Ge. Foto: Heike Cervellera
Autor:

Susanne Schmengler aus Duisburg

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