Witziges aus Wesel
Neulich am Eierstand

Bislang habe ich meine Eier einfach „so“ eingekauft. Vorzugsweise auf dem Markt. Ab und zu helfe ich einer Kollegin aus und unterstütze sie beispielweise vor Ostern am Stand. Das Ostergeschäft ist immer sehr anstrengend, weil viel. Und schon sind wir beim Thema. EIER!!

Wussten Sie, dass sich Eier nicht nur von der Größe, der Farbe und des Inhaltes deutlich voneinander unterscheiden? Ei ist nicht gleich Ei! Größentechnisch unterscheiden wir Eier in den Klassen S, M, L sowie XL, XXL und XXXL. Daneben gibt es noch die Eier über 60 Gramm, die zwischen der Größe M und L angesiedelt sind. Außerdem enthalten nur die weißen Eier der Größe XXL und XXXL Doppeldotter. Woher ich das weiß? Ich weiß es nicht, aber da die weißen Eier vorher durchleuchtet werden, weiß der Frischdienst das, der die Eier von den Höfen holt und sortiert die entsprechend. Bei den braunen Eiern derselben Klasse ist das eher die Ausnahme. Die sind wie manche Menschen. Da kann man trotz Lampe nie sehen, was in deren Köpfen vorgeht. Davon ab kenne ich einige meiner Artgenossen, die dort oben ein Vakuum ihr eigen nennen. Und da nutzen alle Lampen dieser Welt nichts.

Wer Eier verkauft, muss sich für die Kundschaft besser in der Ware auskennen wie ein Autohändler bei seinen Modellen. Hinzu kommt noch Bodenhaltung, Freilandhaltung und die Biohaltung. Allesamt selbstverständlich von glücklichen Hühnern. Denn das fragen die Kunden auch immer nach. Ihnen ist wichtig, zu wissen, dass die Eier, die sie kaufen, auch wirklich von glücklichen Hühnern stammen. Ich muss bei dieser Frage immer passen. Ich kenne weder das eine noch das andere Huhn persönlich. Ob einzelne Hühner mit dem Bauern, der sie füttert auf Du und Du sind, kann ich als Aushilfe überhaupt nicht beurteilen. Aber – ich habe schon von Hühnern gehört, die abends auf der Couch gemeinsam mit ihrem Bauern die Tagesschau sehen. Ob das allerdings glücklich macht…?

Doch zurück zum Ei und der Kundschaft. Eier haben seit Juli 2005 in Europa eine Kennzeichnungspflicht per Stempelcode. Ich habe da noch nie drauf geschaut, ernsthaft!

Aber zu Ostern ist das fatal, denn die rote Stempelfarbe auf den weißen Eiern macht sich beim Färben nicht so gut. Ob wir die nicht irgendwie wegradieren können, fragte eine Kundin, denn das käme beim Färben durch. Leider konnte ich der Kundin nicht wirklich weiterhelfen, doch ich hatte in diesem Fall einen Rat für sie! Wenn man die Eier schwarz färbt, neutralisiert das mit Sicherheit den roten Stempel. So wie in der GroKo, wo die rote SPD durch die schwarze CDU/CSU „neutralisiert“ wird. Da klappt das auch.

Eine Dame fragte tatsächlich, ob alle Eier, die hier verkauft werden, auch wirklich aus NRW stammen. Sie möchte nicht, dass das Ei, das sie kauft, schon eine halbe Weltreise gemacht hat, bevor es bei sich auf ihrem Teller neben ihren Nordseekrabben gemütlich macht. Ich sagte ihr, dass NRW ein sehr großes Bundesland sei, und schaute in ihr Einkaufsnetz, das bestückt war mit spanischen Orangen, südafrikanischen Bananen und Ananas.

Ebenso Nordseekrabben. Jene Krabben, die zum Krabbenpulen nach Polen oder in die Ukraine müssen, weil der, der dort pult, nur einen Appel und ein Ei für seine Arbeit bekommt. Weit unter dem hiesigen Mindestlohn. Ob der darüber auch so glücklich ist, wie die Hühner? Osteuropa pult halt billiger, als der Fischer, der die Krabben gefischt hat.
Aber - wir kaufen alles aus der Region. Toll! Ich war begeistert und überlegte, ob wir bei uns im Garten nicht auch ein paar Bananen und Orangen zusammen mit Ananas anbauen könnten. Wo die Kundin doch nur aus der Region kaufte. In meiner Vorstellung habe ich schon den Teich gebaut, in dem wir Krabben züchten, sah mich und meinen Mann beim Pulen selbiger am Gartentisch sitzen. Ich war glücklich!

Mein Mann zeigte mir den Vogel. Ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte, meint er. Jedes Kind wüsste, dass diese Früchte tropischer bzw. subtropischer Art sind und nicht in unseren Regionen wachsen. Und Nordseekrabben im Teich unseres Gartens! Haha!
Ach, wie schade! Ich war sehr enttäuscht, hatte ich mich schon so auf die Ernte und die eigenen Krabben gefreut!

Übrigens - die Kundin hat die Eier aus der Bodenhaltung genommen. Jene aus NRW mit Kennzeichnung und rotem Stempel. Die Bio – Eier, die von artgerecht gehaltenen Hühnern kommen, wollte sie nicht, denn die waren dieses Mal mit dem Stempel aus Niedersachsen versehen. Und das ist bestimmt weiter weg, als der Ort, wo ihre Bananen wachsen.

Mit einem Augenzwinkern wünsche ich weiterhin guten Appetit! 

Eure Sylvie

Autor:

Silvia Sumpf aus Schermbeck

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