Unabhängige Medien II

Als „Frischling“ im Lokalkompaß hatte ich nicht damit gerechnet, daß mein Beitrag so häufig kommentiert werden würde. Scheinbar haben einige der Kommentatoren vergleichbare Erfahrungen gemacht wie ich, z. B. Andreas Rohde und mein früherer Mitstreiter Axel Götze-Rohen aus Xanten.

Mit einer „heißen“ Auseinandersetzung kann ich im übrigen sehr gut leben; ich bin seit über 25 Jahren parteipolitisch aktiv und seit 17 Jahren als Rechtsanwalt tätig. Da muß man auch mal deutliche Worte einstecken können.

Entscheidend für mich ist, daß sich die Presse - auch und gerade Lokalredakteure von Zeitungen und anderen lokalen Medien - sehr gerne als „4. Gewalt“ verstehen, dabei aber ein Mindestmaß an Neutralität vermissen lassen, das der Leser nach meiner Auffassung erwarten dürfte. Zwei Beispiele hierzu:
1. Eine Tageszeitung, die im Untertitel auf „….christliche Kultur“ hinweist, berichtet im Lokalteil über eine halbe Zeitungsseite über ein CDU-Mitglied, das mit anderen engagierten Eltern einen Zaun an einem Kinderspielplatz angestrichen hat. Glaubt jemand, in einer derartigen Breite wäre berichtet worden, wenn es sich um ein Mitglied der „Grünen“ oder einer anderen Partei/Wählergemeinschaft gehandelt hätte?
2. Mehrere Schermbecker Ratsfraktionen stellten im Frühjahr den Antrag, für die Benutzung des Rathaus-Parkplatzes für Großveranstaltungen ein Nutzungsentgelt zu erheben (was bislang nicht der Fall ist). Sofort machte ein Veranstalter, der eine jährliche Gartenschau dort kostenlos und unter Inanspruchnahme von Gemeinde-Mitarbeitern durchführt, in der Öffentlichkeit massiv Druck. Er fand offensichtlich bei mehreren Lokalredaktionen Gehör: Eine in Dorsten erscheinende Lokalzeitung stellte diesen Antrag mit einer tendenziösen Frage („Wollen Sie, daß ein Nutzungsentgelt erhoben wird oder wollen Sie, daß auch zukünftig Veranstaltungen in Schermbeck durchgeführt werden?“ – Diese Frage stellte sich aber in dem Antrag überhaupt nicht) in der Öffentlichkeit zur Abstimmung. Ganz so einfältig waren die Leser dann aber doch nicht: Wider Erwarten stimmten mehr als 50 % der Bürger für diesen Antrag.

NEIN, ich möchte meine Informationen über meinen Wohnort nicht im wesentlichen aus der Hand von Redakteuren erhalten, die teilweise unverblümt Parteipolitik machen; und: NEIN, ich bin nicht bereit, mir länger diese Art politischer Hofberichterstattung bieten zu lassen. Ich behaupte darüber hinaus, daß auch eine zunehmende Zahl von Lesern das ebenso sieht – anders wäre die Verringerung des Abo- und Verkaufsaufkommens nicht zu erklären. Mir ist es einfach lieber, verschiedene Sichtweisen und Meinungen kennenzulernen.

Wenn den Tageszeitungen gerade im Lokalbereich keine Umkehr in diesem Sinne gelingen wird, dürfte dies mittelfristig das „Aus“ bedeuten.

Autor:

Thomas M. Heiske aus Schermbeck

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