Das Dilemma der Musikvereine

Musikvereine haben eine lange Tradition im dörflichen Leben. Sie begleiten die Kinderkommunion, die Fronleichnamsprozession, den Karnevalsumzug, eröffnen die Kirmes mit Kirmeswecken, begleiten den Frühschoppen mit einem Platzkonzert, spielen Ständchen auf einem achtzigsten Geburtstag, auf einer Goldhochzeit oder geben den musikalischen Rahmen für das letzte Geleit. Die Liste ließe sich noch endlos weiter verlängern. Ob kirchliche, öffentliche oder private Anlässe, alles irgendwie selbstverständlich.
Aber was wäre, wenn es dies nicht mehr geben würde.
Wenn es keinen Musikverein mehr gibt.

Viele Musikvereine leiden unter Mitgliedermangel. Vereine veralten und sterben aus. Auch die Musikvereine Heimatklänge Uedemerbruch und König David Keppeln hatten schon vor Jahren dieses Problem. Um zu überleben haben sie sich zusammengeschlossen. Es wurde eine Organisation aufgebaut, um beiden Ortschaften gerecht zu werden. Abwechselnde Proben im jeweiligen Dorf, dafür aber mehr musikalische Termine, die abgebildet werden müssen. Das hat ganz gut funktioniert. War aber eigentlich nur eine zeitliche Verschiebung des Problems. Und funktioniert nun nicht mehr. Wir haben nicht mehr genug Musiker. Als dritter im Bunde stößt nun auch der Musikverein Uedem an seine Grenzen. Zur Zeit hilft man sich gegenseitig aus. Müssen nun drei Vereine zusammenwachsen, um überhaupt spielfähig zu sein?

Und wo ist der Nachwuchs? Warum sterben die Musikvereine aus?

Da kommen sicherlich mehrere Dinge zusammen.
Jugendliche heutzutage für eine Sache zu begeistern und sie dann auch bei der Stange zu halten, ist nicht so einfach. Die musikalische Ausbildung alleine reicht nicht mehr. Um ein Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl zu erreichen, müssen kreative Ideen entwickelt werden. Gute Jugendarbeit erfordert Zeit und Geld.

Aber wer soll das leisten? Neben seiner Arbeit? Neben den vielen Auftritten? Und wer soll das bezahlen?

Musikvereine erwirtschaften das meiste Geld mit Auftritten auf der Straße. Schützenfeste sind Termine, oft ein ganzes Wochenende, die sehr anstrengend sind. Langes marschieren, in Uniform, bei heißen Temperaturen. Um vernünftig Musik zu machen, sollte die Besetzung 25 Mitglieder nicht unterschreiten.
Wenn man nicht genügend Musiker hat, hilft man sich entweder gegenseitig aus oder es müssen Aushilfen dazugekauft werden. Oft ist es auch der Fall, dass man einen Dirigenten dazukaufen muss, da nicht jeder Dirigent auf die Straße geht.

Hier beisst sich die Maus nun in den Schwanz: man benötigt genügend Musiker (die man nicht hat), um ordentliche Auftritte zu leisten, damit man Geld verdient, um unter anderem gute Jugendarbeit zu leisten, damit die Zukunft des Vereins gesichert ist.

Ein Dilemma. Und wer ist jetzt in der Verantwortung? Die Vorstände der Musikvereine alleine? Die Dirigenten der Vereine? Die Gemeinde? Die Kirche? Die Eltern?
Es geht hier nicht um Schuldzuweisung, sondern darum, dass nur gemeinsam nach guten Lösungen gesucht werden kann.
Denn sonst wird es in den nächsten Jahren in der Gemeinde Uedem musikalisch sehr ruhig werden.

Autor:

Steffi Weerepas aus Uedem

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