„Das macht einfach süchtig“

Michael Widzinski kennt sich bestens mit dem Thema Tattoos aus. Auch seinen Körper zieren einige Motive.Fotos: Bangert
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Tattoos sind schon lange kein Beleg mehr für Gefängnisaufenthalte und werden auch nicht in dunklen Untergrundstudios mehr schlecht als recht gestochen. Vielmehr verstehen sich Tätowierer heutzutage als Künstler, die ihrer Kreativität am eigenen und fremden Körper freien Lauf lassen.
Zwei davon sind Andreas Galleck und Michael Widzinski, die sich bereits von Kindesbeinen an kennen und seit rund 13 Jahren das Tattoo- und Piercingstudio „Diabolic“ in Velbert betreiben. Heute haben die beiden den Stammkunden Michael Meiß zu Besuch, der sich für einen Sensenmann auf dem linken Oberarm entschieden hat.
„Mein erstes Tattoo habe ich mir vor rund sechs Jahren stechen lassen und seitdem sind noch einige andere Motive dazugekommen“, erzählt der Velberter. Schmerzen sind für den ehemaligen Marineoffizier eher Nebensache. „Natürlich ist ein Tattoo auch immer mit Schmerzen verbunden, aber das gehört einfach dazu.“ Es sei schließlich nicht nur das Motiv, was am Ende Freude mache, sondern auch das Wissen um die ertragenen Schmerzen, weiß Michael Widzinski.
„Dadurch hat das Tattoo einen noch größeren ideellen Wert.“ Ihre ersten Tattoos haben sich die beiden Heiligenhauser Tätowierer mit 13 Jahren selbst gestochen. Ihr Werken sehen sie eher als Passion denn als Arbeit. „Der Spaßfaktor darf natürlich auch nicht zu kurz kommen, da ist ein Sensenmann für uns künstlerisch gesehen viel interessanter als beispielsweise ein einfacher Schriftzug“, so Andreas Galleck. Der nimmt sich jetzt auch Michael Meiß‘ Arm an. Der wird zunächst einmal rasiert, damit der Tätowierer ein freies Arbeitsfeld hat. Anschließend wird die Haut gereinigt und dann mit Hilfe einer Folie ein Abdruck des zu entstehenden Motivs aufgebracht. Hierbei sind nur die Konturen anhand einer wasserfesten Zeichnung zu sehen, an denen sich der Tätowierer orientieren kann. Utensilien zurechtgelegt und schon kann es losgehen. Als die Tätowiernadel, die aus acht einzelnen Nadeln besteht, zum ersten Mal in die Haut eindringt, zuckt Michael Meiß kurz zusammen.
„Die ersten zehn Minuten sind die Schlimmsten, danach hat sich der Körper an den Schmerz gewöhnt“, weiß Galleck. „Wie stark der Kunde den Schmerz empfindet hängt natürlich auch von Dingen wie der Körperstelle ab, wie dünn die Haut ist und ob man vorher gut gegessen hat.“ Hoch konzentriert zieht er erst einmal die Konturen des Sensenmannes nach, orientiert sich dabei immer wieder an einer gedruckten Vorlage. Trotzdem besteht das Tätowier-Handwerk oft auch aus Improvisation. „Ich schau natürlich auch, wie das auf der Haut realisiert werden kann und wo ich noch nachbessern muss.“ Als die Umrisse stehen, geht es ans Ausfüllen. Auch hierfür wird eine spezielle Nadel verwendet. Ganz zum Schluss werden die Schattierungen gestochen, die dem Sensemann Leben einhauchen. Nach drei Stunden ist es dann endlich geschafft: Michael Meiß‘ Oberarm ziert nun ein düster aussehendes Abbild des personifizierten Todes. Ein außergewöhnliches Motiv, mag so manch einer denken, für Galleck und Widzinski aber Alltag.
„Geht nicht, gibt‘s bei uns nicht“, so Widzinski. Trotzdem legen die zwei Freunde Wert darauf, den Kunden optimal zu beraten, damit er mit dem Tattoo hinterher auch zufrieden ist. Schließlich bleibt das ein Leben lang. Wer sich einmal hat tätowieren lassen, der kommt meistens auch wieder. „Das macht einfach süchtig“, weiß Andreas Galleck. Und: „Schluss ist auch bei mir noch lange nicht!“
Das Velberter Tattoo- und Piercing-Studio „Diabolic“ organisiert am Samstag, 18. Juni, eine Charity-Veranstaltung in der Aula der Realschule Kastanienallee.
Ab 12 Uhr kann man sich den ganzen Tag von vier erfahrenen Tätowierern beraten und tätowieren lassen.
Für Unterhaltung sorgen vier Live-Bands sowie eine Tanzshow und eine Kickbox-Aufführung.
Der Erlös geht nach Abzug der Unkosten an die Down-Syndrom-Ambulanz im Klinikum Niederberg.
Gestochen wird an diesem Tag auch in Erinnerung und zu Ehren des Initiators der Veranstaltung Hendrik Drechsler. Der Velberter starb vor einigen Wochen unerwartet an einem Herzleiden.

Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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