"Die Schüler waren entsetzt"

Brigitte Preuß nimmt Abschied von der Hardenbergschule. Ihre Schüler belohnten ihr Engagement mit vielen Blumen und Dankeskarten.Foto: Jens Banger
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Seit rund zehn Jahren ist Brigitte Preuß die Seele der Hardenbergschule in Neviges. Mit jeder Menge Energie und Innovation brachte sie frischen Wind in die Schule.
In Zukunft müssen ihre Schüler aber auf die beliebte Rektorin verzichten. Mit dem Ende des Schuljahres beendete nämlich auch Brigitte Preuß ihre Laufbahn als Lehrerin.
„Mir hat die Arbeit mit den Kindern immer unheimlich viel Spaß gemacht“, erzählt die 61-Jährige. „In der letzten Zeit war es für mich auf Grund von gesundheitlichen Problemen aber immer schwieriger, meine Aufgaben als Schulleiterin zu bewältigen. Daher habe ich mich entschieden, in den Vorruhestand zu gehen.“
Begonnen hatte die Düsseldorferin vor 38 Jahren an einer Hauptschule in Duisburg erst als Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Sport, später dann als Konrektorin und schließlich übernahm sie den Posten des Rektors. Vor zehn Jahren verschlug es sie dann nach Neviges, wo sie einiges auf den Weg brachte. So führte sie so genannte Sporttage ebenso ein wie Projekte zur Berufsorientierung für ältere Schüler. Besonders wichtig findet sie aber die Lobestunden, die in regelmäßigem Abstand in den Klassen fünf und sechs stattfinden.
„Die Schüler tragen dann Gedichte, Lieder oder Aufsätze vor und können so zeigen, was sie gelernt haben. Außerdem können sie aufschreiben, was ihnen besonders gut gefällt, und die Schulleitung liest das dann vor. Ich finde das sehr wichtig, damit die Schüler, die ja im Alltag oft genug mit Vorurteilen gegenüber der Hauptschule zu kämpfen haben, sehen, was sie alles können und stolz auf sich sind.“ Dass die Hardenbergschule in der Umgebung einen so guten Ruf genießt, nimmt Preuß aber nicht nur auf ihre eigene Kappe.
„Das liegt natürlich auch an dem guten Kollegium, das sich als Team sieht und mit dem die Zusammenarbeit in den letzten Jahren wirklich viel Spaß gemacht hat.“ Vermissen wird die Lehrerin, die früher eigentlich viel lieber Kinderärztin geworden wäre, vor allem die strahlenden Kinderaugen, die ihr immer gezeigt haben, dass sie ihre Arbeit richtig macht. Bereut hat Preuß nämlich nichts.
„Die Belohnung, die ein Lehrer bekommt, ist, wenn sich seine Schüler auch über die Schule hinaus positiv entwickeln.“ Dafür habe es im Laufe der Jahre viele Beispiele gegeben. „Natürlich gerät der eine oder andere auch auf die schiefe Bahn und man fragt sich immer wieder, ob man als Lehrer nichts dagegen hätte tun können“, gibt Preuß weiter zu bedenken. „Trotzdem bin ich froh, dass ich vielen der Kinder auch eine Stütze sein konnte.“
Am meisten freut sich Preuß jetzt auf die Zeit mit ihrem Mann. Gemeinsam will das Ehepaar in den nächsten Monaten viele Reisen unternehmen, geplant ist beispielsweise ein Aufenthalt von fünf Monaten in Skandinavien.
„Ich brauche jetzt erst einmal Ruhe und Zeit, um mich zu entspannen, dann sehen wir weiter“, zeigt sich Preuß zufrieden. Den Schülern hingegen wird sie fehlen, das haben sie ihr bereits deutlich zu verstehen gegeben.
„Ich hatte mich ganz bewusst dazu entschlossen, ihnen erst in der letzten Woche Bescheid zu geben, damit keine Unruhe aufkommt. Die meisten waren entsetzt und wollten mich gar nicht gehen lassen.“ Gemeinsam mit Preuß nahm auch ihre Konrektorin Veronika Thiel-Rickmann ihren Hut. Geleitet wird die Hardenbergschule daher im neuen Schuljahr kommissarisch von vier Lehrern aus dem Kollegium, ein neuer Rektor ist bisher nicht gefunden. Auch wenn Preuß sich aus dem Alltagsgeschäft komplett rausnehmen will, den Kontakt zur Schule wird sie halten. „Ich habe immer gerne in Velbert gearbeitet, weil der Kontakt zu den Schülern auf einer kleinen Schule natürlich viel intensiver ist“, schließt sie.

Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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