Versöhnen statt Klagen

Ulrich Leis bei der Arbeit. | Foto: Foto: Ulrich Bangert
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Wenn der Zaun des Nachbarn zu nah am Grundstück steht, wegen Störung des Hausfriedens Nachbarn streiten oder es kracht, weil zu unangemessenen Zeiten im Garten gegrillt wird - dann versucht Schiedsmann Ulrich Leis zu schlichten.
Seit 20 Jahren ist Ulrich Leis Schiedsmann für den Bezirk Tönisheide. Nun folgen weitere fünf, denn die Stadt Velbert hat ihn für die nächste Amtsperiode wiedergewählt.
In einer Zeitungsanzeige las er damals, dass ein Schiedsmann für Tönisheide gesucht wurde. Da er an seiner ehemaligen Schule bereits zum Schülerschlichter ausgebildet worden war, kannte sich Leis mit dem Streitschlichten aus und übernahm die ehrenamtliche Arbeit in Tönisheide. In diesem Stadtbezirk ist er nicht ohne Grund tätig, denn ein Schiedsmann arbeitet immer in dem Bereich, in dem er wohnt. „Der Sinn ist, dass der Schiedsmann sich in der Bevölkerung auskennen sollte, in der er tätig ist“, erklärt Leis.
Rund 15 Streitgespräche führt der Schiedsmann pro Jahr. Diese werden bei Leis zu Hause in gemütlicher, privater Atmosphäre geführt. „Das lockert die Zunge, was ganz wichtig ist“, weiß Leis. In seinem Haus hat er einen Raum eigens für das Schlichten eingerichtet.
Der Sinn des Schiedsverfahrens ist, das Gericht zu entlasten. Denn meist muss es erst gar nicht zum Gang vor den Richter kommen. Die Erfolgsquote des Tönisheider Schiedsmannes liegt bei 95 Prozent. Wenn aber von beiden Parteien alle Vorwürfe abgestritten werden, die Streitenden nicht erscheinen oder gar ihren Anwalt mit zum Gespräch bringen, dann ist auch der erfahrene Schiedsmann machtlos.
„Dann habe ich keine Chance“, so Leis. Denn beim Gespräch mit dem Schiedsmann dürfen sich die Parteien nicht durch einen Anwalt vertreten lassen.
An seiner Unparteilichkeit, die er stets wahren muss, zweifeln die Streitpositionen, die zu ihm kommen, nicht. „Das wird schnell gegenstandslos, wenn ich erkläre, dass ich nicht in einer Richterposition bin. Ich kann Leute nicht zu etwas verdonnern. Es wird eine Vereinbarung getroffen, die beide Positionen abnicken müssen“, erklärt der 57-Jährige. „Wenn beide sagen, dass sie mit der Vereinbarung leben können, dann unterschreiben sie das und es hat Rechtskraft.“
Wenn die Parteien nach dem Streitgespräch eine Einigung erreichen, dann sei das Schiedsverfahren weitaus günstiger als ein Anwalt, zeigt Leis die finanziellen Vorteile auf. Nicht mehr als 50 Euro kommen auf die Streitparteien zu.
Tipps, wie man aber erst gar nicht in Streit gerät und so den Gang zum Schiedsmann oder Anwalt vermeiden kann, kennt Leis: „Eine schriftliche Vereinbarung mit den Nachbarn kann von Vorteil sein, wenn es zum Streit kommt.“
Viel wichtiger sei aber das persönliche Gespräch. „Man muss miteinander reden und nicht übereinander. Dann braucht man nichts schriftlich“, so der Lehrer für Mathematik und Pädagogik des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Mettmann.
Auf die Frage, ob ihm seine ehrenamtliche Arbeit Spaß mache, weiß Leis schnell Antwort. „Es macht Spaß, wenn man Erfolg hat.“
Ein erfolgreicher Fall bleibt ihm vor allem in Erinnerung. So seien Nachbarn wegen unangemessener Grillzeiten im Streit gewesen. Nach dem Gespräch habe Leis die zerstrittenen Parteien dazu bewegen können, ein gemeinsames Grillfest zu veranstalten. Letztendlich saß der Schiedsmann mit den beiden Streithähnen tatsächlich im Garten bei Wurst und Bier. In solchen Situationen weiß Leis, warum er seine Arbeit gerne macht.

Ulrich Leis bei der Arbeit. | Foto: Foto: Ulrich Bangert
An seiner Tür weist das offizielle Schild Ulrich Leis als Schiedsmann aus. | Foto: Foto: Ulrich Bangert
Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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