„Wenn der Zuschauer lacht, hat er sich erkannt“

Kabarettist Thomas Freitag als altgedienter Bibliothekar Schüttlöffel. Foto: PR
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Man kennt Thomas Freitag aus etlichen Fernsehrollen und auch als Bühnenschauspieler hat er sich einen großen Namen gemacht. Doch vor allem durch sein Engagement am Düsseldorfer Kom(m)ödchen, an der Seite von Lore Lorentz, hat er sich beim Publikum unwiderruflich ins Gedächtnis gebrannt.

Jetzt gastiert der Kabarettist mit seinem satirischen Programm „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“ im Forum Niederberg. Doch bevor der Schauspieler und Kabarettist sowohl die Lachmuskeln als auch das Gehirn seiner Gäste strapaziert, stand er im exklusiven Stadtanzeiger-Interview Rede und Antwort.

Herr Freitag, man kennt Sie aus dem Kom(m)ödchen, den Mitternachtsspitzen und den Wühlmäusen. Waren Sie auch schon in Velbert zu Gast?
Oh ja. An Velbert knüpfe ich viele, auch alte Erinnerungen. Ich erinnere mich noch gut an Auftritte im Langenberger Bürgerhaus, aber auch die Bühnenbretter des Forum Niederberg haben mich schon getragen. Vor allem an das Publikum denke ich gerne zurück, denn gerade die Reaktionen des Publikums können von Region zu Region sehr unterschiedlich sein.

Sie machen sogenanntes politisches Kabarett. Wer sollte sich von ihrem aktuellen Programm angesprochen fühlen?
Jeder, der gerne lacht und trotzdem sein Gehirn dabei eingeschaltet lassen möchte. Ich mache engagierte Unterhaltung. Unsere Gesellschaft ist mir alles andere als egal, daher denke ich, sollte man auch um all seine Errungenschaften kämpfen. Und ich mache das eben am liebsten mit Hilfe meines ganz eigenen Humors.

Und wie wichtig ist Ihnen dabei die Schauspielerei?
Ich wollte schon als junger Mann Schauspieler werden. Nach einem kleinen Umweg über eine Ausbildung zum Bankkaufmann, konnte ich meinen Traum erfüllen und eine Schauspielausbildung absolvieren. Das hilft mir heute als Kabarettist natürlich sehr, denn Schauspiel ist ja ein starkes komödiantisches Mittel. Ich habe dadurch die Möglichkeit, bei meinen Stücken in verschiedene Rollen zu schlüpfen, das macht die Sache spannend.

Wovon handelt Ihr neues Stück „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“?
Wie ich schon sagte, liegt mir unsere Gesellschaft am Herzen. Daher nehme ich diese auch auf‘s Korn. Herr Schüttlöffel ist ein altgedienter Bibliothekar, der um das Weiterbestehen seiner Bücherei kämpft. Dafür nimmt er die Bücher als Geiseln und verbarrikadiert sich, wobei den Büchern während des Abends immer wieder Figuren entsteigen, die sich mit teilweise ironischen oder auch bitterbösen Meinungsäußerungen in das Geschehen einmischen. Dabei wird schnell klar, neue Gedanken gibt es eigentlich nicht mehr, alles ist schon einmal irgendwo aufgeschrieben worden. Das Publikum wird bei dieser Geiselnahme zu Schaulustigen, Voyeure, die sich das Wüten des verzweifelten Mannes anschauen und sich im besten Fall dabei wiedererkennen.

Was kritisieren Sie genau?
Das ist eine bunte Mischung. Grundsätzlich nehme ich unseren Zeitgeist unter die Lupe. Als Marx halte ich der ewigen Jagd nach Schnäppchen den Spiegel vor. Aber auch das Thema Smartphone oder die angebliche Alternativlosigkeit in unserer Gesellschaft kommen vor. Ich jage keine Politiker durchs Dorf, vielmehr liegt mir daran, die Wähler aufs Korn zu nehmen, denn wir alle halten den Kapitalismus am laufen und machen aus dieser Gesellschaft das, was sie ist. Im Endeffekt konfrontiere ich den Zuschauer mit sich selbst und lasse ihn über sich selbst lachen.

Wann gehen Sie glücklich von der Bühne?
Wenn ich das Gefühl habe, Herz und Hirn beim Publikum in Wallung gebracht zu haben. Die Übereinstimmung, mit seinem Frust und Ärger nicht alleine zu sein. Das ist viel.

Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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