Aus für die Hardenbergschule?

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Das aktuelle Schuljahr ist zugleich das letzte: Mit diesem Informationsstand sind Schüler und Lehrer der Hardenberghauptschule aus den Sommerferien gekommen. Jetzt wird geprüft, ob doch noch nicht Schluss ist. Nach städtischem Beschluss vom 15. Oktober 2013 wird die Schule zum Schuljahr 2016/2017 geschlossen. Und schon heute laufe der Betrieb auf Sparflamme, wie Alexandra Braun, Mutter des 13-jährigen Jan, beklagt.

Unterrichteten bislang noch über 40 Lehrer an der Hardenbergschule, seien es schon jetzt nur noch 16. Dies bestätigt die Schülrätin Susanne Cortinovis-Piel. Damit könne der Schulbetrieb mit etwa 140 Schülern aufrecht erhalten werden. „Damit liegen wir sogar über dem Soll bei 113 Prozent.“ Dass der Ganztagsbetrieb aufrecht erhalten wird, „ist aber nicht der Fall“, weiß Mutter Alexandra Braun, „ständig fallen Stunden aus“. Für sie kommt es aber noch schlimmer. „Jan hat eine Real- und Gesamtschulempfehlung bekommen“, gerne wollte sie ihn auch an einer anmelden. Aber überall erhielt sie Absagen. „Ich bin darauf angewiesen, dass es sich um eine Ganztagsschule handelt, da ich alleinerziehend und selbstständig bin.“
Dass ihr Sohn mittags nach der Schule allein zu Hause ist und seine Hausaufgaben ohne Betreuung machen soll, kommt für sie nicht in Frage. Beim 13-jährigen Jan wurde das Asperger-Syndrom diagnostiziert – eine tiefgreifende Entwicklungsstörung innerhalb des Autismusspektrums, die sich vor allem durch Schwächen in den Bereichen der sozialen Interaktion und Kommunikation kennzeichnet.
Der Junge „wurde aber schon immer als gesundes Kind gesehen und behandelt“, so seine Mutter. Ein Gespräch mit der Realschule Kastanienallee fand statt, „und der Direktor war wirklich sehr nett.“ Alles klang gut, bis er die alleinerziehende Mutter darauf hinwies, dass die Schule keinen Ganztagsbetrieb hat. „Eine Ganztagesbetreuung gibt es dort nur für Kinder der fünften und sechsten Klassen.“ Ihr Sohn, der aber die siebte Klasse besucht, wäre auf sich allein gestellt.
Auf der Hardenbergschule fühlt sich Jan wohl – „die kleinen Klassenverbände sind ideal für ihn“. Doch „die Lehrer verlassen das sinkende Schiff – bewerben sich an anderen Schulen, das kann ich natürlich gut nachvollziehen“, berichtet Alexandra Braun.
Und auch wenn laut Hans-Joachim Blißenbach, Pressesprecher der Stadt Velbert, „der Betrieb der Schule im kommenden Schuljahr normal aufrecht erhalten wird“, entspricht dies laut der Mutter nicht der Realität. Sie berichtet, dass regelmäßig Stunden ausfallen und Lehrer häufiger krank sind. Der Lehrplan kann somit nicht mehr eingehalten werden. Jan erzählt seiner Mutter: „Mama, wir verblöden hier.“ Im nächsten Jahr, so hieß es bislang, siedeln die Schüler zur Martin-Luther-King-Schule um,da will Alexandra Braun ihren Sohn aber nicht sehen. „Die Klassenverbände sind da wesentlich größer, er wird nicht zurecht kommen.“

Jan benötigt eine Ganztagsbetreuung

Sie hat sich an allen Real- und Gesamtschulen mit Ganztagsbetrieb im Umkreis beworben, die Absage wurde immer gleich begründet: „Wir sind voll.“ 500 Kinder mussten sogar bei einer fünfgleisigen Gesamtschule in Wuppertal abgelehnt werden, so die betroffene Mutter. Nun hofft sie darauf, dass im AO-SF Verfahren, der Ausbildungsordnung für sonderpädagogische Förderung, der erhöhte Förderbedarf von Jan festgestellt wird. „Jan könnte so eines von vier bis fünf inklusiven Kindern in einer Klasse werden.“ Dann sollten die Kinder mit Förderbedarf durch eine sonderpädagogische Betreuung unterstützt werden. Doch wo so etwas realisiert werden könnte, kann sich Alexandra Braun nicht vorstellen.
Am liebsten wäre ihr, wenn ihr Kind bis zum Schulabschluss auf der Hardenbergschule bleiben könnte, im kleinen Klassenverband mit einer gesicherten Ganztagesbetreuung. Doch Blißenbach bestätigt: „2016 ist definitiv Schluss. Alle Kinder kommen dann zur MLK.“ Und das, obwohl der Jahrgang sieben an der Hardenbergschule wieder zweizügig ist. Nach den Sommerferien wurde eine weitere Klasse gebildet, weil viele Kinder von der Realschule auf die Hauptschule wechselten.

Jetzt werden weitere Optionen geprüft

Dies, gepaart mit so genannten Vorbereitungsklassen für Kinder, die nicht Deutsch können, führen aber dazu, dass das Platzangebot an der MLK-Schule nicht ausreicht, erklärt Gerno Böll vom Fachbereich Bildung, Kultur und Sport auf Anfrage des Stadtanzeigers. „Deshalb werden zurzeit in Abstimmung mit der Schulaufsichtsbehörde verschiedene Optionen geprüft.“ Eine sieht vor, dass die bestehenden Klassen ihre Schullaufbahn Am Waldschlösschen beenden können – möglicherweise als Dependance der MLK-Schule.
Das wäre Jans und Alexandra Brauns Wunschlösung – wenn schon keine Real- oder Gesamtschule einen Schulplatz bereit stellt, dann zumindest keinen Schulwechsel mehr auf eine andere Hauptschule vollziehen. „Allerdings hätte man sich diesen Zickzack-Kurs dann auch sparen können“, so die Mutter.

Autor:

Isabel Nosbers aus Essen-Werden

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