Mit Herbert allein zu Haus

Wie alle großen Komiker ist Uwe Lyko privat gern ein ernster Mensch. Fotos + Montage: cd
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Kollegin Caro Dai hat mit Herbert Knebel in dessen Haus in Essen-Fischlaken bei herrlich perlendem Gerolsteiner ein Exklusivinterview geführt:

Herbert Knebel heißt privat bekanntlich Uwe Lyko und ist im Gegensatz zu seiner berühmten Kunstfigur, dem grantigen Power-Rentner Herbert Knebel, ein höflicher, zurückhaltender – und wie alle großen Clowns ein ernster Mensch. Und der Presse gegenüber natürlich äußerst vorsichtig.
An den Wänden hängt echte Kunst – eher abstrakte Originale, die farblich die Holzmöbel und Naturstoffe der stilsicheren Einrichtung abrunden. Und dann sind da diese blitzenden flaschengrünen Augen, die sonst durch „Häbäts“ dickes Krankenkassengestell zur Unkenntlichkeit abgemildert werden. Auch der durchtrainierte Radfahrer-Body privat im – ebenfalls exakt die Augenfarbe treffenden Ton gewählten – Designer-T-Shirt wird sonst in der berühmten beigen Rentnerjacke großzügig verborgen.

Gute alte Theaterkunstgriffe, die den Herstellungsprozess einer Rolle erleichtern. Denn nichts ist schwieriger, als glaubwürdig „Alter“ zu verkörpern. Der berühmte Berliner Regisseur Max Reinhardt (unter anderem Erfinder der Salzburger Festspiele) musste, noch unbekannt, als Anfänger immer die Alten-Männer-Rollen spielen. Das war für ihn, wie er jungen Eleven versicherte, die beste Ausbildung überhaupt. Man lernt auf die Kleinigkeiten zu achten, auf Haltung, Stimme und Bewegung.

Wer das kann, kann alles. Was Uwe Lyko derzeit ja auch in den „Mitternachtspitzen“ im WDR-Fernsehen regelmäßig beweist: Als führende Hälfte der Sketch-Reihe „Berühmte Paare der Weltgeschichte“ – ob als „Adam“ oder „Plagi-zu-Gutenberg“ – begeistert er das Publikum live im Studio und vor den Bildschirmen. Schon „Loki und Smokie“ war der absolute Hit. Und schon schießt einem unwillkürlich die dämlichste aller Journalisten-Fragen in den Kopf: „Wie machen Sie das?“ (Ich habe sie gerade noch mit Gerolsteiner runtergeschluckt, denn welcher Künstler gibt schon das Geheimnis seines Könnens preis?) Und wie soll man denn bitteschön auch Talent erklären? Man hat es – oder man hat es nicht. Die beste Ausbildung nutzt bei Talentfreiheit gar nichts. Und umgekehrt garantiert: Talent allein bringt erstmal auch noch keinen Erfolg. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, sagte schon Komiker-Genie-Ahn Karl Valentin, dem wirklich nichts geschenkt wurde.

Glück, Gelegenheit und Standing sollen ja auch ihren Anteil am Erfolg haben. Gerade weil Uwe Lyko sich selber ausgebildet hat, so ist er doch zu Recht sehr stolz darauf, dass seine (übrigens bildschöne) Tochter Alexandra gerade an der „Ernst-Busch“ Schauspiel-Hochschule in Berlin aufgenommen wurde, sie verlässt im Herbst den Einzugsbereich der elterlichen Waschmaschine.
Neben der „Falckenberg“ in München und dem Mozarteum Salzburg (weit vor der allzu nah gelegenen „Folkwang“ in Essen-Werden) die führende Schauspielschule. Und wegen des Bewerber-Andrangs statistisch ebenso wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto für Normalsterbliche.

Wochen Anzeiger: Waren Ihre Eltern denn auch mit Humor gesegnet?

Uwe Lyko: Der Lyko-Clan kommt aus Duisburg-Neumühl und war durchaus mit einer Art besonderem Humor gesegnet. Eher von der trockenen Sorte. Die hatten schon einen Blick für komische Situationen. Mein Vater hatte sieben Brüder und zwei Schwestern. Und die Oma wäre ohne Humor da nicht zurecht gekommen. Die war unterhaltsam. Als Kind hab ich öfter bei Familienfeiern zu hören bekommen: „Du bis ja ne Marke“. Es wurde über mich gelacht. Ich bekam Aufmerksamkeit und stand im Mittelpunkt. Das fand ich natürlich gut.

Wochen Anzeiger: Herbert ist ein Phänomen. Wo finden Sie die Themen für ihn? Und wie wurde er überhaupt für Sie eine Figur?

Uwe Lyko: Das war Zufall. Ich habe damals an einem Theater- und Musik-Konzept gearbeitet. Wir waren grade am Nummern-Schreiben, ich hatte gelbe Finger vom Zigaretten-Rauchen: Da hab ich aus Laune mal einen Rentner gemacht, da war dann auch plötzlich die Stimme und die raumgreifenden Gesten da. Und Herbert war geboren. Der kann ja auch alles machen: Der hat ja als Rentner unendlich viel Zeit. Der ist Philosoph und Spezialist für alles. Seine Vorurteile erlauben ihm, sich auch mal überzeugen zu lassen und die Dinge – wenn auch eigenwillig – zu klären. Egal welches Thema – Herbert und seine Kumpels vom Affentheater finden einen Weg oder so ähnlich. Außerdem singt er gern und das kommt an, immer besser.

Wochen Anzeiger: Die treuen Knebel-Fans freuen sich schon auf Ihre neue Show „Der Letzte macht dat Licht aus“. Mit der Sie samt vollständigem Affentheater nach den Sommerferien auf Tour gehen. Da die „Missfits“ seinerzeit ihre letzte Show mit „Letzte Runde“ betitelt hatten, gab es jetzt ja auch bei Ihrer neuen Show Spekulationen in diese Richtung. Oder ist der Titel eine Reaktion auf Fukushima?

Uwe Lyko: Ja, im Nachhinein passt unser neuer Programm-Titel „Der Letzte macht dat Licht aus“ wie „Faust aufs Auge“. War aber nicht so. So ein Titel soll sich ja nach was anhören. Und: nein, es ist nicht das letzte Programm. Wir hätten auch einen anderen Titel wählen können. Aber der hört sich einfach gut an.
Die Show wird einen größeren Musikanteil haben als bisher schon. Wir haben sogar Jazz-Parodie und eine Elvis-Nummer dabei. „Don‘t Cry for Me, Argentina“ heißt bei Knebel „Hau mich bloß ab mit Argentinien“.
Auch unsere Versionen von „Waterloo Sunset“ der Kinks oder „Imagine“ von John Lennon („Stell dir vor, es gibt kein Erdöl mehr“) sind der Hammer und ermöglichen ganz neue eigenwillige Interpretationen. Wir haben auch musikalisch vom Feinsten zugeschlagen.
Mich ärgert immer ein bisschen, wenn Kritiker sich nur vordergründig mit dem lustigen Ergebnis beschäftigen und unsere musikalische Leistung oder das Können der einzelnen Musiker übersehen oder als selbstverständlich hinnehmen.
Da steckt viel Arbeit hinter. Auch der Herbert ist nicht von alleine so komisch. Sein Timing ist ja auch eine musikalische Arbeit. Das ist jedesmal neu und muss sitzen.

Wochen Anzeiger: Und das erarbeitet der Junge aus Neumühl in seiner selbstgeschaffenen Toscana oberhalb des mittelalterlichen Essen-Werdens, mit Blick auf die Pferdekoppel vom ausgesucht geschmackvollsten Zuhause, jetzt schon bei den Texten für die Jubiläums-Gala 2013 in der Essener Grugahalle. Da sitzt Herr Lyko mit Herbert ganz allein zu Haus. Und muss sich was einfallen lassen. Lieben Dank für die selten gewährte Privat-Audienz, Uwe Lyko. Und für das Gerolsteiner, Herbert.
„Ach, hau mich bloß ab!“.
Bis die Tage.

Das zwölfte Programm von Herbert Knebels Affentheater feiert am Donnerstag, 6. Oktober, um 20 Uhr, in der Rheinhausen-Halle, Beethovenstraße, Premiere. Weitere Termine: 7., 8. und 9. Oktober, 20 Uhr.

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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