Bahnstreik in Duisburg: Urlaubsrückkehrer überrascht - wie nach Hause kommen?

Familie Janssen und Norbert Oelmann hat der Bahnstreik total überrascht. Die Urlaubsrückkehrer hoffen am Donnerstagvormittag vom Duisburger Hauptbahnhof aus auf ein Weiterkommen nach Emden. Fotos: Hannes Kirchner
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  • Familie Janssen und Norbert Oelmann hat der Bahnstreik total überrascht. Die Urlaubsrückkehrer hoffen am Donnerstagvormittag vom Duisburger Hauptbahnhof aus auf ein Weiterkommen nach Emden. Fotos: Hannes Kirchner
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„Aus der Sonne in den Streik. Wir kommen aus dem Urlaub, uns hat das total überrascht.“ Henrik und Tanja Janssen hoffen mit Sohn Florian und dessen Patenonkel Norbert Oelmann am Donnerstagvormittag am Duisburger Hauptbahnhof auf ein Weiterkommen nach Emden. Nur wie?

Die Türkei-Rückkehrer haben es an diesem Morgen vom Flughafen Düsseldorf bis nach Duisburg geschafft. Der nächste Richtung Heimat angekündigte Zug ist allerdings nicht mehr existent. Das Bahnpersonal an den Schaltern müht sich redlich, zu helfen. Aber: „Es sind nicht genug Schalter geöffnet, es ist nicht genug Personal da“, sagt Norbert Oelmann. Die Bahn scheine mit der Personalstärke im Servicebereich nicht genügend auf den Streik eingestellt zu sein. Um 11.14 Uhr soll es jetzt mit dem Regionalexpress nach Hamm gehen, von dort nach Münster und dann irgendwie weiter. „Wir haben noch eine ziemliche Strecke vor uns.“ Oder besser doch einen Leihwagen mieten?

Reisenden helfen möchte der 66-jährige ehrenamtliche Mitarbeiter der Bahnhofsmission, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will. Seit 8.30 Uhr ist er im Einsatz, noch bis 12.30 Uhr dauert seine „Schicht“. Er versucht, „Leute weiterzuleiten zu Bussen, Taxis, Straßenbahnen, zu allem, was sonst noch so fährt“. Er kennt sich gut aus, hat vier Jahre im Öffentlichen Nahverkehr gearbeitet. Die Nachfrage hält sich bei ihm allerdings in Grenzen. „Es fahren doch einige Züge mehr als gedacht, und viele sind schon vorher aufs Auto umgestiegen.“

Urlaubsrückkehrer in Nöten sind dagegen auch die befreundeten Ehepaare Gabriele und Carsten Plaschna aus Voerde sowie Sabine und Achim Ochs aus Schleswig-Holstein. Sie sind bereits in der Nacht zu Donnerstag mit dem Flieger aus der Türkei in Düsseldorf gelandet, wollten von dort per Bahn zunächst gemeinsam nach Voerde. Doch der Zug am Bahnhof Düsseldorf Flughafen hat sie nicht mitgenommen. „Die Tür ging zu, wir haben geklopft, Zeichen gegeben, doch weg war er.“ Unverschämt findet das Gabriele Plaschna. „Ich habe Verständnis dafür, dass die Leute mehr Geld wollen und streiken. Doch wenn schon weniger Züge fahren, dann sollten sie die Reisenden auch ein paar Sekunden länger einsteigen lassen.“

Mit einem anderen Zug sind die Vier dann nach Duisburg gelangt, die Bahn um 1.44 Uhr von Duisburg nach Voerde fuhr allerdings nicht mehr. Dabei sollte der Streik im Personenverkehr doch erst um 2 Uhr morgens beginnen. Ein Taxi brachte das Quartett schließlich nach zu Plaschnas Heim in Voerde. Nun, am Donnerstagvormittag, sind die Vier wieder am Duisburger Hauptbahnhof – diesmal mit dem Auto, hoffen, dass um 11.46 Uhr der Zug nach Hamburg denn tatsächlich Fahrt aufnimmt, damit auch Ochs‘ nach Hause kommen.
Keinen Stress haben die beiden jungen Frauen, die mit dem Thalys von Duisburg nach Brüssel wollen. „Der soll fahren. Glück gehabt, sonst hätten wir eine 500-Euro-Arbeitsreise in die Tonne kloppen können.“

„Kommt kein Zug, kommt kein Kunde.“

Von Glück bei den Taxifahrern vor dem Duisburger Hauptbahnhof keine Spur. Statt vom Streik zu profitieren, leiden sie darunter. „Der Streik macht mein Geschäft kaputt. Kommt kein Zug, kommt keine Kundschaft“, klagt Senol Cirak. Bislang drei Stunden ohne eine einzige Fahrt. Wenn das bis Montag so geht ...

Kaum noch Kunden hat an diesem ersten Streiktag auch der Fahrradverleiher metropolrad. Höchstens noch zehn Prozent der Berufspendler und Studenten, die sonst per Bahn nach Duisburg fahren und dann am Hauptbahnhof aufs Rad Richtung Arbeitsplatz und Uni steigen, nutzen das Mietradsystem. Das ist die grobe Schätzung von Service-Mitarbeiter Olaf Hansen. „Heute ist ganz wenig los. Wie bei Regen.“

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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