Anwohner warten auf Antworten von der Bahn

An den trostlosen Blick aus ihrem Fenster haben sie sich immer noch nicht gewöhnt. Und hinnehmen wollen sie den Zustand nach dem Kahlschlag entlang der Gleise auf keinen Fall. Perdita Mergel wohnt und lebt am Kreftenscheerweg, gemeinsam mit anderen Anwohnern drängt sie weiter auf Antworten. In erster Linie sollen die von der Bahn kommen.

„Was wir da bislang bekommen haben, sind lediglich rechtfertigende Erklärungen“, berichtet Perdita Mergel. Für die Bahn waren die rigorosen Baumfällungen und Rückschnitte entlang des Bahndamms eine „notwendige Maßnahme, von den Bäumen sei eine Gefahr ausgegangen“. „Es gab keinen Handlungsspielraum“, so Peter Schulenburg vom Bahnhofsmanagement Essen, Infrastruktur. Und sein Unternehmen sieht auch keinen Handlungsbedarf, den derzeitigen Ist-Zustand zu verändern. Die Bäume seien ursprünglich ja nicht zum Zwecke des Sichtschutzes angepflanzt worden. „Der hat sich erst durch das natürliche Wachstum im Laufe der Jahre ergeben.“
„Wenn seitens der Anwohner der Wunsch nach Sichtschutz besteht, dann liegt es im Ermessen jedes einzelnen, diesen eigenständig zu realisieren“, schreibt Schulenburg weiter und ergänzt, „dass bei Interesse an Empfehlungen, welche Pflanzen sich dafür am besten eigneten, gerne ein fachkundiger Ansprechpartner genannt werden könne“.

Wir haben Kompromisse vorgeschlagen

Perdita Mergel registriert dieses Angebot mit einem Kopfschütteln: „Die Ernsthaftigkeit unserer Anliegen sehe ich durch eine solche Reaktion missachtet. Wir haben Kompromisslösungen vorgeschlagen, auf die an keiner Stelle eingegangen wird. Statt dessen wird die Möglichkeit einer Beratung für private Pflanzarbeiten offeriert.“
Die Anwohner des Kreftenscheerwegs (wir berichteten) kritisieren die mangelnde Information durch die Bahn sowie die Ausführung und Ergebnisse der Baumfällarbeiten. Nach dem Kahlschlag werde auf dem Bahngelände zudem vermehrt Müll abgeladen. „Das ist verboten, mehr hat die Bahn dazu nicht zu sagen, kein Wort davon, dass uns während der gemeinschaftlichen Begehung zugesichert wurde, im Zuge der nächsten Gleisreinigung werde der Müll bis an die Gärten entsorgt. Das sollte noch vor Einsetzen der Wachstumsperiode erfolgen“, verweist Perdita Mergel auf das Protokoll vom 3. Januar. Die Anwohner sehen sich in ihren Befürchtungenen nicht ernst genommen. „Ist durch die intensive Landschaftszerstörung die Standsicherheit des Bahndamms überhaupt noch ausreichend gewährleistet?“, fragen sie. Nach Rücksprache mit einem Ingenieur sind ihre Bedenken diesbezüglich nicht weniger geworden. „Nachdem die Bahn bislang nicht auf unsere Vorschläge eingegangen ist, erwarten wird nun eigene Ideen, wie die heruntergekommene Fläche wieder kultiviert und die Bau- und Personensicherheit am Bahndamm wiederhergestellt werden soll“, so Perdita Mergel.

Gleiszugang ist nicht wirklich gesichert

„Zwei querliegende, mit Flatterband umwickelte Baumstämme stellen für uns keine sichere und dauerhafte Schutzmaßnahme dar, um den Gleiszugang zu verhindern.“ Kinder und Jugendliche nutzten das Gelände nach Auskunft der Anwohner als Spielplatz, Erwachsene als Abkürzung vom Bahnsteig des Haltepunktes Borbeck Süd hinunter zum Dreigarbenfeld.
Die Anwohner setzen weiter darauf, gemeinsam mit der Bahn einen bis zu zwei Meter breiten Schutzstreifen zwischen Gärten und Bahndamm mit schnell wachsenden Heckenpflanzen zu gestalten. „Wir sind bereit dazu“, bekräftigt Perdita Mergel. Am Wochenende wollen sie sich über die weitere Vorgehensweise abstimmen, am Dienstag sind sie im Rathaus zu Gast. Der Ausschuss für Anregungen und Beschwerden beschäftigt sich dann ab 14 Uhr mit dem Thema.