Von Operette bis Nirvana - Borbeck Kurier-Mitarbeiterin mischt sich unter die Rudelsänger

Debus-Gohl Borbeck-Kurier-Mitarbeiterin Doris Brändlein (r.) hat den Selbstversuch gewagt und sich unter die Rudelsänger gemischt. Wie man sieht, ist der Funke schnell übergesprungen. | Foto: Debus-Gohl
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  • Debus-Gohl Borbeck-Kurier-Mitarbeiterin Doris Brändlein (r.) hat den Selbstversuch gewagt und sich unter die Rudelsänger gemischt. Wie man sieht, ist der Funke schnell übergesprungen.
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Ich singe gerne und gerne auch laut. Da ich das in meinem Alltag aus Rücksicht auf meine Umgebung nur praktiziere, wenn ich alleine im Auto unterwegs bin – mit geschlossenem Fenster – war mir das 25. Rudelsingen in der Dampfe ein willkommener Anlass, auch mal in der Öffentlichkeit zu singen.

Alles was mit menschlichen Rudelansammlungen zu tun hat, ist ja eigentlich nicht so mein Ding. Und so mache ich mich, sehr neugierig und gespannt auf diese neue Erfahrung, auf den Weg.
Am Eingang zum Festsaal in der Dampfe stehen fröhliche Menschen Schlange. Auch am Getränkestand reihen sich die Besucher geduldig ein. Überall stehen Grüppchen zusammen, finden sich Bekannte und der Geräuschpegel hat schon jetzt ein ordentliches Maß angenommen.
Als das Licht im Saal ausgeht, richten sich die Blicke der gut sechshundert Sangeswilligen auf die hell erleuchtete Bühne und eines ist schnell klar: zwei Vollblutmusiker, nämlich David Rauterberg, Begründer und Vorsänger, und Matthias Schneider am Piano leiten das Rudel an.
Nachdem David Rauterberg in Köln selbst ein ähnliches Format erlebt hatte, war sein weiterer musikalischer Weg vorgezeichnet. 2011 organisierte er die erste eigene Veranstaltung und seitdem geht es steil bergauf.
„Essen ist die siebte Stadt, in der jeweils das 25. Rudelsingen läuft und für mich gibt es nichts Schöneres, als auf der Bühne zu stehen und in lachende, strahlende Gesichter zu schauen“, freut er sich. „Wir haben in der Dampfe mit knapp achtzig Gästen im kleinen Saal angefangen“, erinnert er sich, „und jetzt sind es sechshundert, davon rund fünfundzwanzig Prozent Erstbesucher“.
Und tatsächlich gibt es begeisterte Sängerinnen und Sänger, die von Anfang an dabei waren und alle zwei Monate wieder zum Singen in die Dampfe kommen. Unter ihnen sind auch Astrid und Lothar Steinmetz, die das neunte Mal dabei sind. „Man singt bekannte Lieder, und es hört keiner, wenn man schief singt“, berichtet Steinmetz und seine Frau ergänzt: „Wir treffen uns hier immer mit fünf bis zehn Freunden, um einen geselligen Abend zu verbringen“.
Inzwischen sind alle Stühle besetzt und nachdem alle zum Aufstehen aufgefordert werden: „wir singen im Stehen!“ kommt der erste Song: Mamma Mia von ABBA.
Ich höre erst mal nur zu, da ich mich daran gewöhnen muss, den auf der Leinwand erscheinenden Text mit der Musik in Einklang zu bringen.
Auch bei „Biene Maja“, „Wicki“, „Wer hat an der Uhr gedreht“ und „Heidi“ kann ich mich noch nicht so richtig zum Singen durchringen.
Und dann plötzlich hält mich nichts mehr: „Aquarius“ aus dem Musical Hair ertönt und ich singe begeistert mit. Das steigert sich noch beim nächsten Song: „Father and Son“ von Cat Stevens und danach die Adaption von den Missfits: „Wennze meins du hätts noch Zeit“.
Das sind Songs, die ich früher rauf und runter gehört habe, und die heute noch, auf Schallplatten gepresst, in meinem Regal stehen.
Ein Lied folgt dem nächsten, von den Beatles, über Max Mutzke bis hin zu „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der Operette „Land des Lächelns“ von Franz Lehár, ist alles dabei.
„Als Überraschung zum 25. Rudelsingen auch ein Song, den wir noch nie gespielt haben: „Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana“ verkündet David Rauterberg und ist begeistert, dass fast alle mitsingen.

"Glück auf" aus 600 Kehlen

Im Saal wird es warm und wärmer, aber das Singen in der Gemeinschaft macht ohne Zweifel gute Laune. Und beim immer gleichen Abschlusslied: „Glück auf“, das aus sechshundert Kehlen sehr beeindruckend klingt, wird die Wärme durch die Gänsehaut gedämpft, die mir über den Körper läuft.
Es war ein schöner Abend, es war eine interessante neue Erfahrung und wenn ich in Zukunft im Auto singe, werde ich das auch bei offenem Fenster tun. Phänomen Rudelsingen. Auch die 25. Auflage der Veranstaltung in der Borbecker Dampfe war ausverkauft. Singen in der Gemeinschaft, da sind sich die Teilnehmer einig, macht einfach gute Laune.

Nächste Runde am 28. Juni

Wer es selbst einmal ausprobieren möchte, das Singen im Rudel, der sollte sich den nächsten Termin in der Dampfe schon jetzt rot im Kalender anstreichen. Am 28. Juni geht die Veranstaltung dort in eine neue Runde.

Text: Doris Brändlein

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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