Willkommen im Club der 50ger - Interview mit dem Chef der NRW-SPD Fraktion Thomas Kutschaty zu einem besonderen Geburtstag

Schon als Jugendlicher war Thomas Kutschaty (l.) bei den Jusos aktiv. | Foto: privat
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  • Schon als Jugendlicher war Thomas Kutschaty (l.) bei den Jusos aktiv.
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50. Das ist eindeutig eine Zahl. Und mit Blick auf einen Geburtstag sicherlich eine besondere. "Man macht sich doch Gedanken darüber, was man in den letzten 50 Jahren gemacht hat, bilanziert ein bisschen", räumt Thomas Kutschaty ein. Der frischgebackene Vorsitzende der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag stellt sich diesen Fragen nicht ohne Grund. Am nächsten Dienstag steigt der Borbecker offiziell in den Club der 50er auf.

Ein Grund für Doris Brändlein und Christa Herlinger, sich mit dem sympatischen Oppositionsführer auf einen Kaffee zu treffen. Kuchen gab's nicht, und anstelle eines Fragenkatalogs wurden ausgewählte Schlagworte in den Ring geworfen. Solche, die irgendwie einen Bezug zum Leben und Arbeiten des Juristen und ehemaligen Landesjustizministers haben.
"Ich habe Glück gehabt in meinen 50 Lebensjahren", fällt die Einstiegsbilanz des SPD-Poltikers durch die Bank positiv aus: "Ich bin glücklich verheiratet, habe drei nette, gesunde Kinder und habe es geschafft, einen sozialen Aufstieg hinzukriegen, in einem Beruf, der mir Spaß macht." Kein Wunder, dass Thomas Kutschaty, der am Gymnasium Borbeck sein Abitur machte, seinem "50." zufrieden entgegenblickt. Und noch mehr: "Ich blicke auch optimistisch auf die nächsten 50.“

BORBECK?

Kutschaty: Schlicht und einfach: Heimat! Und für mich persönlich bedeutet Heimat ganz einfach Zuhause. Hier in Borbeck bin ich geboren und hier lebe ich noch immer. Wir diskutieren in der Politik momentan viel über dieses Thema. Heimat ist für mich im Gegensatz zur Landesregierung aber viel mehr als Heino. Wichtig ist, jeder hat Anspruch auf eine Heimat und Heimat darf deshalb niemanden ausschließen.

BERUFSWUNSCH?
Kutschaty: Früher wollte ich Architekt werden. Ich bin schon als Jugendlicher auf jede Baustelle geklettert. Als Zivi hatte ich dann relativ konkret den Wunsch, Rechtsanwalt zu werden.
Was letztendlich der Auslöser war, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Vielleicht Liebling Kreuzberg mit Manfred Krug. Die Serie lief damals im Fernsehen. Ganz sicher aber das Bedürfnis, etwas für Andere tun zu wollen. Insoweit ist Anwalt ja von Politiker gar nicht so weit entfernt, von der Grundausrichtung her.
Eines steht aber fest: Politiker war damals ganz sicher nicht mein Berufsziel. Ich habe mich zwar seit meinem 18. Lebensjahr politisch bei den Jusos in Borbeck engagiert. Doch hauptberuflich in die Politik zu gehen, das kann man gar nicht planen. Grundvoraussetzung ist, sich an gewissen Stellen bemerkbar zu machen. Aber das allein reicht nicht. Ich hatte in den letzten Jahren - das gebe ich zu - an der einen oder anderen Stelle auch ganz einfach viel Glück.

EHRGEIZ?

Kutschaty: Ein gewisser Ehrgeiz gehört im Leben und auch in der Politik glaube ich dazu, sonst würde nicht funktionieren, was ich bislang gemacht habe. Denn es geht ja auch darum, etwas verändern zu wollen in dieser Gesellschaft. Und dazu ist es nicht unwichtig, sich in eine Position zu bringen, in der man überhaupt etwas bewegen kann.

SPD?
Kutschaty: Noch nicht im optimalen Zustand, würde ich sagen, aber doch durchaus auf einem guten Weg. Vielleicht hat meine Wahl zum Fraktionsvorsitzenden ein Stück weit gezeigt, dass man in der SPD durchaus auch anderer Meinung sein darf. Aber, soviel steht fest, wir müssen noch einiges leisten. Es geht darum, unsere Werte neu zu definieren. Die Bürger müssen erkennen, wofür die SPD steht. Wir wollen wieder die Partei der Kümmerer werden, die Sorgen und Bedürfnisse der Menschen erkennen. Und unsere Grundversprechen einlösen: Uns gegen Altersarmut und Perspektivlosigkeit stark machen und die Angst der Menschen, trotz dauerhafter Erwerbstätigkeit den eigenen Lebensstandard nicht mehr sichern zu können, ernst nehmen. Da müssen wir Vertrauen zurückgewinnen und zeigen, dass wir die bessere Lösung sind. Nicht nur in Bezug auf die AfD.

PRIVATMANN? 
Kutschaty: Ja, den gibt es, in begrenztem zeitlichem Umfang. Dann sieht man mich auch schon mal mit Turnschuhen und kurzer Hose unterwegs auf dem Fahrrad den RE1 Radweg entlangradeln.

KINDHEIT?
Kutschaty: Aufgewachsen bin ich sehr behütet. Ich hatte eine glückliche Kindheit. Mein Vater war Eisenbahner, meine Mutter war Hausfrau. Gewohnt haben wir auf der Borbecker Straße. Mein Spielplatz war der Schlosspark. Ich war als Kind jeden Nachmittag draußen, das ist der Unterschied zu meinen Kindern heute. Wir waren freier. Ein Satz, eine Regel, ist mir bis heute gut im Gedächtnis: "Wenn die Laternen angehen, kommst du nach Hause".

SPUREN?
Kutschaty: Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob irgendwann mal eine Straße in Borbeck nach mir benannt wird. Das ist nicht mein Antrieb oder Ziel. Aber man macht sich natürlich Gedanken, ob und was man durch sein politisches Wirken erreicht hat. Ich glaube schon, dass ich in meiner Zeit als Justizminister einiges bewirken konnte. Beispielsweise, dass viele Justizmitarbeiter aus Kettenverträgen in unbefristete Arbeitsverhältnisse übergegangen sind oder dass ein Haus des Jugendrechts in Essen entstanden ist.

LIEBLINGESSEN? 

Kutschaty: Schokolade, auch wenn das eigentlich ja keine Mahlzeit ist. Und nicht unbedingt gesund. Aber vielleicht ein guter Vorsatz für die Zeit nach dem 50. Geburtstag, wieder ein bisschen mehr an die Gesundheit zu denken. Am Wochenende übernehme ich auch schon mal das Kochen. An einem Samstag steht von vornherein fest, was ich machen muss: Pfannkuchen. Und meine Tochter würde sagen, keiner macht die so gut wie Papa.

Text: Christa Herlinger / Doris Brändlein

Schon als Jugendlicher war Thomas Kutschaty (l.) bei den Jusos aktiv. | Foto: privat
Nach seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden steht er wieder regelmäßig vor den Mikrophonen und Kameras. Das Gefühl kennt Kutschaty aus seiner Zeit als Justizminister. | Foto: Behmenburg
Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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