Schönes Altenessen: Aus der Traum

Der Altenessener Thomas Sterner mit einem der Hinweisschilder. Foto: Marjana Kriznik
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Altenessen sollte sauberer werden: Dafür engagierten sich Thomas Sterner und 9 Akteure im Gremium „Wohnumfeldverbesserung“ der Altenessener Konferenz. Sie legten viel Herzblut in die Umsetzung eines Pilotprojekts, bei dem unter anderem Müllsünder zur Kasse gebeten werden sollten. Daraus wird nun nichts.

Nach den Sommerferien sollte, gemeinsam mit Ordnungsamt und Polizei, ein Pilotprojekt starten, bei dem Müllsünder, die inflagranti erwischt würden, zur Kasse gebeten werden sollten (wir berichteten). An neuralgischen Punkten sollten Schilder installiert werden mit dem Hinweis. „Vermüllung kostet bis zu 5.000 Euro.“ Ferner sollten Mitarbeiter von Polizei und Ordnungsamt vier Wochen lang Streife gehen. Die Akteure hatten ferner die Zusage von Gewerbetreibenden, in deren Schaufenstern Plakate für das Pilotprojekt anzubringen und Flyer auszulegen.
Nun hat die die Bezirksvertretung von den insgesamt 27 anvisierten Schildern gut ein Drittel gestrichen. Sterner fassungslos: „Hierbei handelt es sich um Standorte an neuralgischen Punkten: die Containerstandorte Hövelstraße, Palmbuschweg und Altenessener Straße. Das ist für uns nicht nachvollziehbar.“

Die Argumente von Theo Jansen, SPD-Fraktionsvorsitzender, bei der Sitzung der Bezirksvertretung waren: „Essen würde durch die Schilder in den Augen Ortsfremder als Dreckloch angesehen und dieses Image wolle man nicht verbreiten“, so Sterner. Bei der Vermarktung von Immobilien würden die Schilder eher Leerstand provozieren. Die Fraktionen seien sich einig gewesen, den Stadtteil nicht mit Schildern vollzunageln, durch die jeder sähe, was los sei, so der Altenessener Unternehmer. „Wir haben in Altenessen ein Müllproblem, aber ich denke nicht, dass die Schilder den Ruf verschlimmern,“ ist Sterner, der „seinen“ Stadtteil aus der „Schusslinie bringen" wollte, überzeugt.

"Auf diesen Filz" in Altenessen keine Lust mehr

Der 50-Jährige will nun das Handtuch werfen, erwägt gar, nach 46 Jahren Altenessen den Rücken zu kehren. „Ich werde nicht weitermachen. Auf diesen Filz in Altenessen habe ich keine Lust mehr, “ sagt er und fährt fort: „Mir tut es für die Bürger leid. Wenn Sie was machen, werden Sie blockiert.“
Sterner weiter: „Am 12. Juli sollten wir die Gelder bekommen. Jugendgruppen wollten Mülleimer gestalten. Es gab Gespräche mit einem Künstler, der eine Leitfigur gestalten wollte. Am 2. September sollte die Auftaktveranstaltung stattfinden, zu der auch ein Kabarettist gekommen wäre. Alles war aufeinander aufgebaut.“

Sterner hat neben Engagement viel private Zeit investiert, Gespräche mit dem Bürgermeister und dem Polizeipräsidenten geführt. „Ich habe seitens der Politik eine Zusage gehabt. Das Essener Bürgerbündnis (EBB) hat zugestimmt, Friedel Frentrop stand hinter uns, ebenso wie Walter Wandke von den Grünen. Silwana Spiegelhoff von Pro NRW fand unser Projekt super und sagte: 'Wir unterstützen das'.“

Auch die Mitstreiter haben keine Lust mehr. Man sei frustriert und desillusioniert, so Sterner. „Wir sprechen hier von einer Versuchsphase von vier Wochen.“ Die SPD wollte andere Standorte für Hinweisschilder durchgehen. Sterner: „Es gibt keine anderen Standorte, die in Frage kommen. Ich bin mit dem Amt für Straßen und Verkehr zwei Stunden durch das Areal gelaufen.“ Anstatt Schilder sollten am Containerstandort Hövelstraße Findlinge platziert werden, um das illegale Müll-Abladen zu erschweren, so ein Vorschlag. Sterner ist überzeugt. „Das lässt sich dadurch nicht verhindern. Ein bestimmtes Klientel bekommt man nur über’s Portemonee.“ Sterner, der sich seit Oktober im neuen Gremium „Wohnumfeldverbesserung“ der Altenessener Konferenz engagiert hat: „Man kann im Aussen sehen, dass Altenessen den Bach runter geht und die Politik hat keinerlei Interesse, was zu ändern.“

Thema "Vermüllung" in Altenessen:

Das Thema „Vermüllung“ steht seit der 1. Altenessener Konferenz im Jahre 2013 in besonderem Fokus. Hierzu gab es bereits viel Engagement von Bürgerseite. Das vierwöchige Schilder-Projekt, das aus Mitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ finanziert worden wäre, war Teil eines Gesamtkonzepts. Dieses umfasste ferner Aufklärungsmaßnahmen, Aufräumaktionen, wie im März am Bahnhof Altenessen, Baumbeetpatenschaften und eine Auswertung, aus der Anhaltspunkte für eine bleibende Wirksamkeit gewonnen werden sollten.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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