Damit die Erinnerung bleibt

Die Grabstätte der Familie Huffmann.
Foto: Henschke
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  • Die Grabstätte der Familie Huffmann.
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Helmut Muschlers Buch über den Heskämpchenfriedhof an der Kirchhofsallee

Was bleibt Angehörigen noch übrig, wenn das Grab ihrer lieben Verstorbenen nicht mehr existiert? Nur noch die Erinnerung.

Zwei Historische Buchdokumentationen bewahren für die Nachwelt Überraschendes und Spannendes. Nach seinem Buch über den
Luciusfriedhof ist es dem Werdener Autoren Helmut Muschler gelungen,
eine bildliche Übersicht mit Daten über den Heskämpchenfriedhof
anzubieten. Die einjährige Arbeit lohnte sich: Das zweibändige Werk ist
sehr umfangreich und hat mehr als 1.200 Seiten. Dem Leser werden 1.385
Personen auf 825 Grabsteinen fotografisch erschlossen. Ende April 1876 war der Friedhof an der Dückerstraße überfüllt und wurde für die allgemeinen Begräbnisse geschlossen. Die Stadtvertretung Werdens sah sich genötigt, für Abhilfe zu sorgen. Einige waren für Vergrößerung des alten, doch eine Mehrheit stimmte für die Anlage eines neuen Friedhofes. Das in Aussicht genommene Grundstück mit der Größe von rund zehn Morgen wurde angekauft und sofort nach Plänen des Königlichen Geometers Julius Ibing mit der Anlage des Friedhofs begonnen. Auch Ibing liegt hier begraben.

Alteingesessene Familien

Die leeren Kassen der Städte und Gemeinden haben dazu geführt, dass Bestattungen heute für die Hinterbliebenen der Verstorbenen einen großen Kostenfaktor darstellen. Zum Beispiel wurde 1989 aus heiterem Himmel den Besitzern von Erbgruften mitgeteilt, dass ab sofort Gebühren für die weitere Nutzung der eigenen Grabanlagen fällig werden. Helmut Muschler ist immer noch entsetzt: „Für viele alteingesessene Familien kam diese Vorgehensweise überraschend, da viele Erbgruften von der damals noch selbständigen Stadt Werden käuflich erworben wurden. Doch das zählt wohl heute nicht mehr. Denken wir an die Huffmann-Grabanlage, wo man zurzeit bei der Stadt Essen um die Anerkennung als historische Grablege kämpft. Wenn das nicht gelingt, ist vermutlich ein hoher Geldbetrag für die weitere Nutzung fällig. Die Anlage wird dann wohl eingeebnet und ist für alle Zeit vom Erdboden verschwunden.“ Direkt nebenan findet sich das Ehrengrab der Familie Forstmann. Das Wirken der Tuchfabrikanten Forstmann und Huffmann findet noch heute Wiederhall in nach ihnen benannten Straßen. Das Evangelische Krankenhaus geht auf diese beiden Werdener Familien zurück, als sie im Jahr 1886 Krankenhaus samt Grundstück stifteten. Warum also sind der einen Familie Privilegien eingeräumt, der anderen nicht? Eine Erklärung könnte sein, dass neben Monsignore Dr. Peter Jacobs gleich drei Vertreter der Familie Forstmann Ehrenbürger der Stadt Werden waren: Carl Forstmann war langjähriger Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Werden, betätigte sich als Mäzen und Förderer. Sein Bruder Julius wanderte in die USA aus, ermöglichte in Werden vieles durch großzügige Spenden. Ein zweiter Julius Forstmann begründete 1903 die Firma Forstmann, Huffmann u. Co. in der Nähe New Yorks. Er stiftete die erforderlichen Mittel für den Schulneubau des Werdener Gymnasiums.

Ein schreckliches Unglück

Auf dem Friedhof findet sich auch der Sockel des Denkmals für die Kriegsgefallenen. Einst stand es vor dem Rathaus. Wenige Schritte weiter weist Helmut Muschler auf eine unscheinbare Grabplatte: „Ein schreckliches Unglück.“ Im Jahr 1899 wurde die eingleisige Straßenbahnstrecke zwischen Velbert und Werden eröffnet. Sie war Teil des Meterspurnetzes der „Bergischen Kleinbahnen AG“. In Werden gab es am Endpunkt direkt neben dem Denkmal aber nur eine Weiche. Daher musste zunächst der Beiwagen abgekoppelt und angebremst werden, der Triebwagen fuhr derweil in ein Stumpfgleis, der Beiwagen rollte dann abwärts in das andere Stumpfgleis. Dann erst konnte für die Rückfahrt nach Velbert der Triebwagen vor den Beiwagen gesetzt werden. Dieses Verfahren war unfallträchtig und kostete auch Menschenleben. Zur Kirchweih 1912 versagten die Bremsen und vier junge Knaben fanden Tod. Ihren Namen sind inzwischen fast unlesbar: Albert Heiderich und Ludger Kimmeskamp aus Fischlaken, der Heidhauser Franz Wimhoff und aus Werden Karl Nöllerfeld. Die Straßenbahnstrecke wurde erst vierzig Jahre später stillgelegt.

Buchbestellungen können beim Autor Helmut Muschler unter 0201-491369 getätigt werden. Der Preis für das zweibändige Werk dürfte auflagebedingt bei 50 bis 70 Euro liegen. Der Bürger- und Heimatverein hat bereits eine erste Auflage des geschichtlichen Werkes als Spende für Stadtbibliothek, Haus der Geschichte sowie die beiden Werdener Kirchengemeinden gefördert.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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