Dorf für Flüchtlinge am Volkswald - Stadt Essen sucht neue Möglichkeiten der Unterbringung der Flüchtlinge - auch in Heidhausen

Da hatten die Heidhauser ihren Volkswald bereits im Dornröschenschlaf gewähnt - nun soll hier eine Zeltstadt für Flüchtlinge entstehen.
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Aufgrund der akuten Notsituation - ein massiver Engpass, der sich im Herbst noch verschärfen dürfte - hat sich die Stadt Essen entschieden, „Flüchtlingsdörfer“ aus mobilen Bauten zu errichten. Die Stadtverwaltung hat hierfür drei Standorte ermittelt, darunter auch den am Volkswald in Heidhausen.

Der Mangel an Unterkünften für Flüchtlinge hat sich in den vergangenen Wochen auch in Essen weiter zugespitzt. Die Kapazitäten der Behelfseinrichtungen und Übergangswohnheime sind vollständig erschöpft. Selbst kurzfristig geschaffene Plätze werden in zwei, drei Wochen belegt sein. Das macht eine Erweiterung der Notunterbringungen erforderlich.

Mit höchster Priorität

Oberbürgermeister Reinhard Paß hat aus diesem Grund einen Arbeitsstab unter der Leitung von Ordnungsdezernent Christian Kromberg einberufen, der das Problem der Unterbringung von Flüchtlingen im Stadtgebiet mit höchster Priorität bearbeitet. In den letzten Wochen und Tagen hat sich die Situation des Flüchtlingzustromes noch einmal massiv verschärft. Angesichts der steigenden Flüchtlingszuweisungen muss deshalb jetzt auf mobile Bauten mit Containern zurückgegriffen werden, um Obdachlosigkeit zu verhindern.

Drei Standorte

Die Stadtverwaltung hat für diese Flüchtlingsdörfer drei Standorte ermittelt: Am Volkswald in Heidhausen, Altenbergshof im Nordviertel, Planckstraße in Holsterhausen.
Kriterien waren eine entsprechend große Fläche, die auch kurzfristig zur Verfügung steht, ausreichende Anschlüsse an Ver- und Entsorgung und Stark-Strom, ein ebener und befestigter Untergrund, gesicherte verkehrliche Erschließung für Anlieferung und Rettungswege.
Oberbürgermeister Reinhard Paß: „Ich vertraue auf die Unterstützung und Solidarität der Essenerinnen und Essener und auf ihr Verständnis für diese Notfallsituation. Die mobilen Bauten sollen keine Dauerlösung sein, sind aber aufgrund der akuten Notlage unumgänglich.“

Die Bürger vor Ort werden bald informiert

Die Stadtverwaltung wird in den kommenden Tagen Bürgerinformationsveranstaltungen durchführen, um die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu informieren. Auch soll mit Vertretern des Sports, der Schulen, der Sozialverbände und Kirchen gesprochen werden.
Die Dörfer werden rund 400 Flüchtlinge beherbergen und mit mobilen Bauten und Containern einen Mindeststandard bieten.

10 mal 25 Meter

Mobile Einrichtungen sind kurzfristig realisierbar, können sehr schnell dem aktuellen Platzbedarf angepasst werden, große Einheiten bedeuten weniger Aufwand für Organisation und Logistik.
Die Schlafunterkünfte sind 10 mal 25 Meter groß, beherbergen etwa 70 Personen, sind mit Böden aus Holzdielen, Beleuchtung, Heizung und Klimaanlagen ausgerüstet.
Errichtet und betreut werden die Einrichtungen durch European Homecare, Bauzeit dürften drei Wochen sein.
Es gibt eine Essensausgabe, Speiseraum, Verwaltung, Sozialraum, Kinderbetreuung, Sanitäreinrichtungen, Sanitätsstation sowie eine Pforte.

Erste Reaktionen

Erste Reaktionen zeigten die Vielfalt der Meinungen.
Die Bürgerlich Alternative Liste wendet sich in aller Schärfe gegen die Pläne der Stadt, so BAL-Sprecherin Dr. Elisabeth van Heesch-Orgass: „Wir haben gegen die Containerunterbringung von Asylantragstellern gestimmt. Wie auch Pro Asyl halten wir diese Art der Unterbringung für menschenunwürdig.“
Eine Konzentration von mit Löwental und Kutel dann rund 1.400 Menschen mehrheitlich ohne Bleibeperspektive allein in Werden und Heidhausen mit ihrer kleinstädtischen und auch dörflichen Prägung sei zudem nicht integrationsfördernd, „Wir fordern nach wie vor die Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen verteilt über das gesamte Stadtgebiet und unter Vermeidung von Ballungen und Lagern“, betont die BAL. Legale Zuwanderer und Flüchtlinge mit Asylanspruch und Bleibeperspektive hätten in Containern nichts verloren, sondern bräuchten integrative Hilfen mit Wohnungs- und Arbeitsvermittlung sowie Unterstützung der schulpflichtigen Kinder.

„Heidhausen hilft!“

Einen ganz anderen Ansatz findet Andreas Brinck vom Aktionsbündnis „Werden hilft!“: „Zum Volkswald sage ich, der Standort ist gut gewählt. Er bietet Schutz und ist gleichzeitig relativ nah zur übrigen städtischen Infrastruktur. Auch wenn der Verfall des Volkswaldes sehr zu bedauern ist, wird die Anlage dort einem äußerst guten Zweck zugeführt!“
Die Flüchtlingshelfer werden ihr Spektrum von bisher Kutel und Löwental selbstredend auch auf Heidhausen erweitern: „Wir sehen uns unserem Namen verpflichtet und helfen ja bereits auch an anderen Werdener Standorten. “ Die höchst engagierten Menschen von „Werden hilft!“ schauen halt über den Tellerrand, einige Mitglieder sind zum Beispiel regelmäßig im Erstaufnahmelager Opti-Park in der Kleiderkammer aktiv.
Solch eine Kleiderkammer könne auch Am Volkswald entstehen, man müsse jetzt schnellstens in Absprache mit den Behörden schauen, welche Sport- und Freizeitangebote für die dort untergebrachten Kinder und Erwachsene möglich wären.

Weltoffenheit, Toleranz und Solidarität

OB Paß findet jedenfalls lobende Worte: „Mit der Welle der Flüchtlinge entstand eine Welle der Hilfsbereitschaft der Essener. Einmal mehr wird deutlich, dass sich unsere Stadt zu Recht Weltoffenheit, Toleranz und Solidarität auf die Fahne geschrieben hat.
Neue Helferinnen und Helfer sind jederzeit herzlich willkommen. Ich ermutige Sie dazu, sich bei der Hilfeleistung von Asylsuchenden mit ihrer Kraft, ihren Fähigkeiten und ihrer Zeit einzubringen.
Ich danke ‚Werden hilft‘ herzlich für sein Engagement und wünsche auch für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg!“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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