Yamina Maamar: Die coole Opernsängerin in "Mathis, der Maler"

Yamina Maamar reiste mit dem Motorrad nach Gelsenkirchen an. Foto: Gerd Kaemper
2Bilder
  • Yamina Maamar reiste mit dem Motorrad nach Gelsenkirchen an. Foto: Gerd Kaemper
  • hochgeladen von Silke Heidenblut

So gar nicht dem Klischee einer Opernsängerin, die Sopran-Kolloraturen beherrscht, will Yamina Maamar entsprechen: Sie fährt mit dem Motorrad vor, den Helm nahm sie natürlich nur fürs Stadtspiegel-Titelfoto ab, trägt schwarzes Leder und hat so gar keine Starallüren.

Dabei singt sie in der nächsten Opern-Premiere im Musiktheater im Revier am Samstag, 28. Oktober, 19.30 Uhr, die weibliche Hauptrolle: Als Ursula Riedinger soll sie den Bischof heiraten, damit der sich der Reformation anschließt, dabei ist sie doch in Mathis, den Maler, der der Oper ihren Namen gibt, verliebt...
"Ich kannte die Oper auch nicht", erklärt Yamina Maamar auf den zaghaften Hinweis, dass sie es in diesem Gespräch wohl mit keinem Kenner zu tun hat. "Aber ich war sofort begeistert, nachdem mir Michael Schulz die Noten geschickt und ich ein bisschen was auf Youtube gefunden hatte", erzählt die gebürtige Wolfenbüttelerin. Inzwischen wird natürlich längst geprobt. "Das Stück hat so starke Massenszenen und starke Chöre", schmunzelt sie, nachdem sie gerade erzählt hatte, dass ihr Ehemann Opernchorsänger ist, wenn auch in Kassel.

Von Melsungen nach Gelsenkirchen

Dort in der Nähe, im schönen Fachwerkstädtchen Melsungen lebt Yamina Maamar mit Mann und zwei Kindern, die beide ebenfalls schön singen können. "Aber nur meine Tochter möchte das zu ihrem Beruf machen", verrät die Mutter, die dagegen wenig sagen kann, schlug sie einst doch auch diesen Weg ein. "Die Alternative war Ärztin werden, aber ich wollte lieber Gesang studieren", erinnert sie sich und ihre Stimme gab den Weg zur Oper - bis zum Abitur kannte sie die Humperdinck-Oper "Hänsel und Gretel" und "Die Soldaten" von Zimmermann - vor. "Damals waren viele erst entsetzt. Aber meine Mutter sagte: "Arbeitslos werden kann sie in jedem Beruf, soll sie doch das machen, was ihr Spaß macht." Und so startete die Karriere der Yamina Maamar als Mezzosopran, der sich inzwischen zum Sopran entwickelt hat und als bisherigen Höhepunkt ihren Auftritt als Grete in Franz Schrekers Oper "Der ferne Klang" in New York vorweist.
Mit ihrem Sohn teilt sie die Motorradleidenschaft. "Es fing damit an, dass ein Kollege mich ein Stück mitgenommen hat und ich total begeistert war", erzählt sie. "Dann habe ich meinem Mann gesagt: Mach' doch den Motorrad-Führerschein. Der hatte aber keine Lust dazu, anders als mein Sohn. Also habe ich dann selbst den Führerschein gemacht - zusammen mit meinem Sohn." Der darf, weil er erst 16 ist, "nur" eine 125er fahren. "Das hat mir schnell nicht mehr gereicht", grinst Yamina Maamar verschmitzt. Und so hat sie tatsächlich das Engagement in Gelsenkirchen als vier Stunden lange Motorrad-Tour genutzt und ist auf zwei Rädern angereist.
Wie ist es eigentlich, wenn man in Melsungen sagt, dass man in Gelsenkirchen arbeitet? "Oh, nicht so schlimm wie in Dortmund", lacht sie, denn dort hat sie lange gelebt. "Nein, das wird relativ unvoreingenommen aufgenommen. Und ich arbeite so unglaublich gern hier, dass ich mich wirklich sehr gefreut habe, als Michael Schulz mich angerufen hat." Die Zusammenarbeit mit dem Intendanten, aber auch mit dem Generalmusikdirektor würde inzwischen beinahe blind funktionieren. "Wir verstehen einfach, was der andere will, in beide Richtungen, das ist sehr angenehm. Es geht um die Sache und nicht um Eitelkeiten", schwärmt die Sopranistin, die auch schon als Isolde in "Tristan und Isolde" zu überzeugen wusste.

"Es wird ein spannender Abend"

Die Paul Hindemith-Oper "Mathis, der Maler" wird nicht häufig gespielt. "Aber Michael Schulz hat sich spannende Sachen einfallen lassen, unter anderem drehen wir noch ein Video, das auf das Yves Klein-Blau des Musiktheaters anspielt, das gezeigt wird. Es wird auf jeden Fall ein spannender Abend", verspricht sie. Und sie ist mittendrin, freut sich darauf, genauso wie auf noch viele tolle Partien, die sie bald singt wie die Leonore in "Fidelio" in Bremerhaven, aber sicher auch die Abigaille in Verdis "Nabucco". In dieser Rolle kann man Yamina Maamar dann ab 16. Juni in Gelsenkirchen erleben... 

Die Oper:
Paul Hindemiths "Mathis, der Maler": Mai 1552. Luther hat seine Thesen längst veröffentlicht, die Bauern begehren gegen den Adel auf, ein Krieg breitet sich aus, auch um die Vormachtstellung der Religion – katholisch oder lutheranisch. Mathis, ein Maler am Hof des Kardinals von Mainz, der sich den lutherischen Gedanken gegenüber aufgeschlossen zeigt, gerät nicht nur mit dem religionspolitisch opportunen Agieren seines freundschaftlichen Gönners Kardinal Albrecht von Brandenburg in Konflikt, sondern auch mit der Frage, was seine Malerei in einer Zeit gesellschaftlicher Umstürze bewirken kann. Dieser Konflikt wird einerseits durch eine schicksalhafte Begegnung mit dem Bauernführer Schwalb und dessen kindlicher Tochter Regina befeuert, die inmitten des kriegerischen Aufstands vor der Gefangennahme durch die Soldaten fliehen, als auch von der Sehnsucht der Bürgerstochter Ursula Riedinger, die davon träumt, Mathis‘ Frau zu werden. Als der Kardinal entgegen besseren Wissens die Entscheidung trifft, die Bücher der Lutheraner verbrennen zu lassen, kehrt Mathis dem Hof den Rücken, um auf Seiten der Bauern in den Krieg zu ziehen.

Yamina Maamar reiste mit dem Motorrad nach Gelsenkirchen an. Foto: Gerd Kaemper
Yamina Maamar kommt immer gern nach Gelsenkirchen: "Weil die Arbeitsatmosphäre hier so gut ist." Foto: Gerd Kaemper
Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.