Wie sanktionsfrei werden wir?

Im Internet stolpere ich über ein Zitat von Regine Hildebrandt (1941-2001), ehem. Ministerin für Arbeit und Soziales in Brandenburg:

„Wir können uns stundenlang darüber unterhalten, dass in diesem System die Schwächeren unterjebuttert werden, det nützt ja nüscht – wir müssen wat dagegen tun!“

Es fühlt sich gut an, solche Worte zu lesen. Man erinnert sich kaum, dass in der Politik ein soziales Verständnis gelebt wird. Aber uns ist mittlerweile doch auch allen klar, dass hier was gehörig schief läuft. Nicht umsonst bilden sich *gidas und eine Partei erfährt Zulauf mit Versprechungen, die nur auf eine populistische Ebene abzielen. Die Ebene: Wir können es besser und schaffen erst mal alles ab. Auch demokratische Prozesse! Letzteres wird gar nicht mehr wahrgenommen, weil unsere Gesellschaft es schon gewohnt ist. Da scheint es egal, wer demokratische Prozesse abbaut, Hauptsache es kommt jemand Neues, der es eigentlich auch nur tut, um an den großen Töpfen der Macht zu schlürfen. Wie auch immer man es drehen will, der Bürger in diesem Land hat das Nachsehen.

Ein Instrument des Bürger-Schwächens ist auch die Sanktionspraxis der Jobcenter. Eine liebe Bekannte sagte einmal: „Wir wussten, dass es kommt. Wir wussten nur nicht, wie es sich anfühlt“. Zugegeben, diese Sätze fielen in einem Gespräch über die wachsende Fremdenfeindlichkeit. Aber auch diese Spaltung der Gesellschaft und der Hass auf Menschen, die einem was wegnehmen können, hängt mitunter mit dem Druck- und Angstsystem der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik zusammen.

Es fühlt sich an. Ich bin mir sicher, einige Leser wissen, was ich meine. Diese Angst, im ALG II zu sein, diese Angst, den Briefkasten zu öffnen, diese Angst, irgendeinen Fehler zu machen, diese Angst, den Anschluss zu verlieren, diese Angst vor Mieterhöhungen, DIESE ANGST!

Ich habe viel gekämpft, gegen dieses System der Angst. Aber sie lässt einen nie los. Und bei allem, was ich schon versucht habe, was dagegen zu tun, gehen mir langsam die Idee und auch die Kraft aus. Mir scheint, so geht es vielen in der Gesellschaft. Die, die im Job sind, haben Angst ihn zu verlieren. Die anderen hängen mitten drin.

Aus diesem Grunde brauchen wir die Initiative "Sanktionsfrei". Jeder Schritt, den man geht, kann zu Sanktionen führen. Die Betonfüße im ALG II sind so enorm, da kommt man mit eigenem Bemühen nicht raus. Jede Idee ist eine Gefahr, die Konsequenzen mit sich ziehen kann. Daher ist es so wichtig, Hilfe zu bekommen. Rechtliche Hilfe und auch finanzielle Hilfe. Denn wenn wir geschwächt werden, wer soll dann das System ändern?

Bitte spenden Sie bei Startnext für diese Initiative, damit den ersten Menschen schon mal geholfen werden kann und ein Pfad der Hoffnung entsteht! Sanktionen können jeden treffen. Auch diejenigen, die meinen, einen sicheren Job zu haben. Auch diejenigen, die meinen, man macht keine Fehler. Das SGB ist eine Schlinge um den Hals, die sich immer mehr zuzieht, je länger man drin steckt. Der Mensch will sich bewegen, leben, was tun. Und genau das zieht die Schlinge immer mehr zu.

Helfen Sie durch eine Spende mit, das Crowdfunding bei Startnext zu unterstützen. Bis zum 31. März 2016 muss eine Schwelle von 75.000 Euro erreicht werden, damit die Initiative ein Startkapital hat, Rechtsbeistand zur Verfügung zu stellen und die laufenden Kosten zu decken. Damit wäre ein erster Schritt in eine Richtung gegangen, der dem Zitat von Regine Hildebrandt gerecht wird.

Weiterführende Links:

Sanktionsfrei

Sanktionsfrei bei Startnext

Sanktionsfrei bei Facebook

Autor:

Sandra Stoffers aus Recklinghausen

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