Pflegefamilie bei tibb: Dem Kind ein Zuhause sein

Kristin Faber (links) und Theresa Haep helfen über tibb, Kinder und Jugendliche in Pflegefamilien unterzubringen Foto: Pielorz
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Hinter dem Begriff „tibb“ verbirgt sich eine bundesweite private Kinder- und Jugendhilfe, die in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag feiert. Begonnen hat alles mit der Vermittlung älterer Kinder und Jugendlicher in Pflegefamilien. Heute gibt es vom Jugendamt zunehmend Anfragen für Babys und Kleinkinder. Deshalb werden immer mehr Familien gesucht. Die Hattingerin Diplom-Padagogin Kristin Faber ist Geschäftsführerin bei tibb NRW, Diplom-Sozialarbeiterin (FH) Theresa Haep ist in Hattingen und Umgebung als Familienberaterin unterwegs.

„Wir sind immer dort, wo sich Familien melden, die Pflegekinder aufnehmen möchten. In Hattingen und Umgebung können wir mittlerweile auf einen Pool von 17 Familien zurückgreifen und deshalb wollen wir von einem home office jetzt auch in richtige Büroräume umziehen“, erklärt Kristin Faber. Immer mehr Familien hätten sich gemeldet, doch seien es noch zu wenig. „Es gibt immer mehr Anfragen vom Jugendamt auch für Babys und kleine Kinder“, berichtet sie und nicht immer können die Anfragen auch alle erfüllt werden.
Voraussetzung für ein Pflegefamilie ist die Bereitschaft zur pädagogischen Beratung, die Liebe und Zuwendung für ein Kind, welches durch seine Herkunftsfamilie in der Regel einen schwierigen Start ins Leben hatte. „In der Herkunftsfamilie gibt es viele emotionale und soziale Probleme. Manchmal ist Drogenmißbrauch im Spiel, auch Gewalt und manchmal liegt ein Gutachten vor, wonach die Herkunftsfamilie nicht als erziehungsfähig angesehen wird“, erklärt Theresa Haep, die als Familienberaterin in Hattingen und Umgebung unterwegs ist.
Der Kontakt zwischen Herkunfts- und Pflegefamilie besteht in der Regel nur in sehr geringer Form. Alle Pflegekinder wissen aber, dass sie Pflegekinder sind. Die ganz Kleinen werden kindgerecht mit den Informationen zu ihrer Herkunft vertraut gemacht.
Dabei ist der Begriff „Familie“ nicht auf die klassische Form beschränkt. „Wir haben auch ältere Familien, wir haben Patchwork-Familien, Alleinerziehende und sogar homosexuelle Paare. Wenn wir eine Anfrage vom Jugendamt für ein Kind bekommen, dann schauen wir nach der passenden Familie. Und weil wir zu vielen Familien einen sehr engen Kontakt haben, können wir gut beurteilen, welche Pflegekinder und welche Pflegefamilie gut zusammen passen würden.“
Ganz wichtig ist, dass die Pflegefamilien finanziell nicht von der Aufnahme eines Pflegekindes abhängig sein dürfen. Natürlich erhält die Familie neben den Kosten für das Pflegekind auch „Erziehungsgeld“, aber der finanzielle Hintergrund sollte auf keinen Fall die Motivation für die Bereitschaft sein, ein Kind aufzunehmen.
Ziel ist die Vermittlung eines Pflegekindes bis zum 18. Lebensjahr. Ganz selten kommt es auch zu Adoptionen. Es gibt auch Fälle, in denen die Herkunftsfamilien die Rückführung des Kindes wünschen. „Wir beraten unsere Pflegefamilien umfassend, bevor sie ein Kind bekommen. Sie müssen wissen, worauf sie sich einlassen. Ein Kind ist eben wie eine Wundertüte. Man weiß nie, wie es sich entwickelt – beim eigenen nicht und beim Pflegekind auch nicht“, lächeln die tibb-Mitarbeiter. Ganz wichtig ist auch das Verständnis der Pflegefamilien dafür, dass die Kinder oft Probleme aus den Herkunftsfamilien mitbringen, zum Beispiel auch gesundheitliche Sorgen, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat.
„Wenn ein Kind noch sehr klein ist und vom Jugendamt aus der Familie genommen wird, sind oft die Auffälligkeiten umso größer. Diese Belastung muss man einfach erkennen und aushalten. Wir helfen natürlich dabei und ein Vermittlungsprozess dauert wie eine Schwangerschaft Monate.“
Finanziert werden die tibb-Mitarbeiterinnen übrigens über die vom Jugendamt gezahlten Tagessätze für vermittelte Kinder.
Kinder und Jugendliche in Pflegefamilien unterzubringen als Alternative zu den stationären Heimunterbringungen – das setzt mehr Einzelpersonen oder Familien voraus, die sich dieser Herausforderung stellen.

Interessierte können mehr erfahren auf einem Infoabend am Montag, 17. Juni, 19 Uhr, Kath. Pfarrzentrum Niederwenigern, Rüggenweg 19. Anmeldung aus organisatorischen Gründen erwünscht unter Telefon 02324/8692151 oder Telefon 0175/2244110.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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