Was tun, wenn's in der Beziehung kriselt?

Funkstille in der Beziehung gibt es  immer mal. Häufen sich die Konflikte, kann der Rat vom Profi helfen.
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Wenn es in der Ehe oder Beziehung nicht mehr richtig läuft, ist die Not groß. Allein kommen Paare oft nicht mehr aus dem Teufelskreis von Vorwürfen, Anklagen und Sich-Zurückziehen heraus. Dann ist der Rat von Profis angesagt. Gut, dass es in Lünen die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle der Caritas gibt. Hier ein Interview mit der Leiterin Brigitte Korves.

Die Nachfrage nach Beratung in akuten und chronischen Partnerschaftskrisen steigt. Was, denken Sie, ist der Grund dafür?

Wenn im äußeren Rahmen des Lebens viel Veränderung und Verunsicherung herrscht, wächst die Sehnsucht nach einer stabilen Liebesbeziehung und Beratung hierzu.
Der Grund könnte ferner im veränderten Bild von Liebe und Partnerschaft liegen.

Sind die Menschen heute anspruchsvoller geworden, was ihre Beziehung, ihren Partner, angeht? Werfen sie schneller die Flinte ins Korn und trennen sich?

Die Qualität der Beziehung hat sich verändert, was die Erwartungen an Partnerschaft anbelangt. Z.B. wird großer Wert auf Gespräche, Gemeinsamkeiten und Sexualität gelegt.
In der Paarbeziehung soll Raum für Individualität sein, aber auch das Wir soll zum Tragen kommen.
Es liegt großer Erwartungsdruck vor. Paare suchen zu viel Glück – suchen die Erfüllung des Lebens in der Partnerschaft.

Aus welcher Altersgruppe kommen die meisten?

Aus der Altersgruppe zwischen 40 bis unter 50.

Haben sie dann schon eine längere „Leidenszeit“ hinter sich?

Unterschiedlich:
Es gibt Paare, die sich ziemlich von Beginn an mit Problemen (immer den gleichen Problemen) quälen. Es gibt Paare, die sich akut in der Krise befinden.

Was sind die häufigsten Streitpunkte? Wo stimmt es nicht in den Partnerschaften?

Die häufigst genannten Streitpunkte liegen in der Kommunikation des Paares
- destruktives Streitverhalten
- einer der Partner beteiligt sich nicht am Gespräch
- Gespräche sind mit Vorwürfen, Anklagen etc. gespickt.
- Respektloses Verhalten
- ungelöste Grundkonflikte (Herkunftsfamilie / Partnerschaft)
- unterschiedliches Rollenverständnis
- Aufgabenverteilung

Zu Ihnen in die Beratungsstelle kommen viel mehr Frauen als Männer? Was kann man daraus schließen?

Frauen sind besser informiert, was es an Möglichkeiten und Hilfen in dem psychischen Bereich gibt. Sie sehen Hilfsangebote als Chancen für das Weiterkommen in der Partnerschaft an.

Was missfällt Frauen an ihren Partnern?

Dass die Verantwortung, was z.B. Haushalt, Lebensplanung im allgemeinen angeht, nur den Frauen überlassen wird, Männer tun häufig so, als ob sie das nichts angeht. Für den gesamthäuslichen Bereich und soziale Kontakte sind vorrangig Frauen zuständig.
Dass Männer sich vielfach nicht gerne auf Gespräche und sonstige Nähe einlassen, sich vorwiegend für Sexualität interessieren.

Und was kritisieren die Männer?

Dass Probleme zerredet werden. Bei aktuellen Streitereien Vergangenes hervorgeholt wird.
Gespräche dienen dazu, Männer mit Anklagen und Vorwürfen zu überhäufen.

Man soll ja dem Partner nicht zu viele negative Signale geben, aber alles schlucken, was einem nicht gefällt, funktioniert auf Dauer auch nicht gut. Was ist Ihr Rat?

Zuerst mit sich selbst ins Reine kommen, d.h. was genau nervt od. stört Sie? Was ist unklar oder welche Fragen hat man an den Partner? Wie könnte eine Lösung aussehen?
Das Gespräch in einem ruhigen, sachlichen Tonfall angehen. In klaren Worten sagen, was Ihrer Meinung nach falsch oder schlecht gelaufen ist. Keine Unterstellungen; nur einen Kritikpunkt, mehr nicht. Keine langen Monologe abspulen. Zuhören! Auf eine Vereinbarung hinsteuern.

Wieweit spielen Kindheitserfahrungen in Partnerschaftskonflikten eine Rolle?

In der Kindheit hat man Beziehungsmuster erlebt, die man auf die aktuelle Partnerschaft überträgt.

Welche Rolle spielt das Selbstwertgefühl?

Ein gutes Selbstwertgefühl ist die Voraussetzung dafür, um sich auf den Partner wohlwollender einzulassen.
Mangelndes Selbstwertgefühl ist oft Grundlage vieler Probleme.

Wie schwierig ist es, zwischen zerstrittenen Partnern zu vermitteln? Was ist Ihr Ansatz als Beraterin?

Wichtig ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen statt den Streit zu thematisieren.
- Streitverhalten einzuüben
- Klare Regeln aufzustellen
- die möglicherweise dem Streitgespräch zugrunde liegenden Verletzungen aufzuarbeiten.

Wieviel Sitzungen /Gespräche sind im Schnitt nötig, um Konflikte zu lösen?

In der Regel zwischen 8-10 Kontakte, je nach Problematik

Wie groß Ihre Erfolgsbilanz, bekommen Sie Rückmeldungen?

Es sind Klientenbefragungen durchgeführt worden. In 73% der Fälle berichten die Ratsuchenden, dass sich ihre Fähigkeit, Probleme zu lösen, im Vergleich zur Zeit vor der Beratung verbessert habe.

Wenn Sie Paaren drei Ratschläge für eine gute Beziehung geben sollen, welche wären das?

Miteinander reden, Zärtlichkeiten austauschen und vieles mit Humor angehen.

Funkstille in der Beziehung gibt es  immer mal. Häufen sich die Konflikte, kann der Rat vom Profi helfen.
Brigitte Korves ist Dipl.-Sozialpädagogin und Dipl.-EFL-Beraterin. Sie leitet die Beratungsstelle Lünen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster, Gartenstraße 39 in Lünen, Tel. 012306 / 70 04 24.
Autor:

Doro Backmann-Kaub aus Lünen

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