Fest für Verständigung, Respekt und Frieden in Marl, Abrahamsgastmahl im Rathaus

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Beim Abrahamsgastmahl“ im Rathaus der Stadt Marl, feierten Menschen aller Religionen und Kulturen den Abschluss des 16. Abrahamsfestes. Das Abrahamsgastmahl ist eine Feier für Verständigung, Respekt und Frieden. Die Gäste konnten sich auf einen Abend mit abwechslungsreichen kulturellen Darbietungen freuen. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Der diesjährige Leitgedanke des Abrahamsfestes war „Zuhause auf dem Planeten Erde“. Moderiert wurde das Gastmahl von Beatrix Ries, Katharina Novitska und Muhammet Catmak.

Rolf Abrahamsohn, war Schirmherr des diesjährigen Abrahamsfestes, er ist Ehrenbürger im Vest Recklinghausen, letzter Überlebender jüdischer Bürger des Holocaust hier im Kreis Recklinghausen; er wohnt in Marl. Er erlitt die Reichspogromnacht in Marl, Verfolgung und Zwangsarbeit in den Konzentrationslagern der Nazis.

Für den Frieden

Der Abend begann mit den Entzünden der „Friedenskerze der Religionen“ durch einen geflüchteten Menschen. Viele Flüchtlinge nahmen an der Feier teil. Die Ehrengäste legten ein Symbol aus der Welt oder ihrer Arbeit am „Tisch des Friedens“ nieder.

Pax-christi-Preis

Mit der Weitergabe der Johannes XXIII. Papst -Büste, der Pax-christi-Preis für das Abrahamsfest, an die Stadt Marl gings weiter. Es ist ein Preis für den Einsatz der „Abrahamsfest-Engagierten“ für Gerechtigkeit und Frieden.

Eindrucksvolles kulturelles Programm

Ein Derwisch zeigte danach einen Semah-Tanz. Dann traten Kinder- und Jugendtanzgruppen des Internationales Bildungs- und Begegnungszentrum „Intercent“, des Arabischer Bildungs-und Kulturvereins „Friedensweg“ und die Jüdische Kindertanzgruppe „Serpantin“ aus Recklinghausen auf.

Abrahamsgastmahl im Rathaus

Mittendrin gab es ein schmackhaftes Buffet, das von muslimischen Frauen der Fatih-Moschee vorbereitet wurde. Dabei liefen viele Gespräche. Jugendliche von der Kuba-Moschee servierten Tee.
Nach Buffet gab es Ilahi- Gesang zum Mitsingen. „Serpantin“ der Erwachsenenchor der jüd. Kultusgemeinde bereicherte den Abend mit einem fuliminanten Auftritt. Den christlichen Part übernahm der Kath. Jugendchor „St. Bartholomäus“- Marl/Polsum.
Ein Höhepunkt war sicherlich die Tanzgruppe und der Chor des Deutsch-Russischen Kulturzentrums „Raduga“. Mit einem Friedensgebet von M.S. Abdullah und dem gemeinsames Singen des Friedenslied „Hewenu shalom alechem“ klank der Abend aus.

Der Schirmherr des Abrahamsfestes Rolf Abrahamsohn erinnert

Rolf Abrahamsohn spricht oft aus seinem Leben, spricht von Gewalterfahrungen in der NS-Zeit, von der Ermordung seiner Familie.
„1938 erlebte ich mit meiner Familie die Pogromnacht in meiner Heimatstadt Marl. Unser Haus an der Loestrasse, in dem sich auch unser Geschäft befand, wurde von den Nazis in Brand gesetzt. Mein Vater wurde brutal von SA-Leuten zusammengeschlagen und im brennenden Geschäft zurückgelassen. In letzter Minute konnten wir ihn retten. Mein Vater konnte mit meinem Bruder Hans kurze Zeit später nach Belgien fliehen, meine Mutter, mein kleiner Bruder Nobert und ich sollten nachkommen. Noch bevor wir das Geld für den Fluchthelfer zusammen hatten, wurden die Grenzen dicht gemacht und so mussten wir zurückbleiben. Zwei Wochen nach der Pogromnacht mussten wir Marl verlassen, die Stadt wollte ja „judenrein“ werden. Unser Haus nahm uns die Stadtverwaltung Marl weg, dort zog die NSDAP ein.“
Der Ortsgruppenleiter Becker schrieb damals an den Bürgermeister Willecke:
„Heute konnte die Ortsgruppe Marl der NSDAP ihre neuen Räume im Haus Loestrasse 26 beziehen. Für Ihre tatkräftige Unterstützung, der Partei ein würdiges Heim zu besorgen, spreche ich Ihnen meinen und meiner Mitarbeiter
herzlichen Dank aus. Möge das Haus dazu beitragen, das enge Band zwischen der Amtsverwaltung und der Parteileitung noch enger zu gestalten. Das ist mein aufrichtiger Wunsch beim heutigen Einzug.
Es würde mir eine große Freude sein, Sie recht bald im neuen Heim begrüßen zu können.
Ortsgruppenleiter Becker

Rolf Abrahamsohn und seine Familie wurden ins KZ verschleppt.

VIDEOS

Derwisch zeigt einen Semah-Tanz

Kinder- und Jugendtanzgruppen

Deutsch-Russischen Kulturzentrums „Raduga“

„Serpantin“ der Erwachsenenchor der jüd. Kultusgemeinde

Kath. Jugendchor „St. Bartholomäus Polsum

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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