"Das Unerwartete finden" - Große Fotoausstellung zu Sam Shaw in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

"Finding the Unexpected - Sam Shaw - 60 Jahre Fotografie" - Ausstellungsplakat
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  • "Finding the Unexpected - Sam Shaw - 60 Jahre Fotografie" - Ausstellungsplakat
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"Finding the Unexpected - Sam Shaw - 60 Jahre Fotografie", so heißt die umfangreiche Präsentation, die die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen dem amerikanischen Fotografen Sam Shaw (1912-1999) widmet.

Sam Shaw? Auch wenn man seinen Namen nicht kennt, eins seiner Fotos kennt sicher jeder. Das Foto aus dem Film "Das verflixte 7. Jahr", auf dem Marilyn Monroe auf dem Lüftungsschacht stehend, ihren hochfliegenden Plisseerock neckisch zu bändigen versucht.
Sam Shaw, damals als Standfotograf für diesen Film engagiert, hat dieses Foto nicht nur gemacht, er hat das Fotoshooting sogar als Werbekampagne inszeniert. Zum Fototermin hatte er weiteren Kollegen Bescheid gegeben, es kamen 200 Fotografen. Ein voller Erfolg. Das Foto war am nächsten Tag in allen Zeitschriften, weltweit.
Die Szene musste allerdings in einem Studio in Los Angeles ohne die Fotografen-Meute nochmals nachgestellt werden, denn auf der Tonspur des Films war ausschließlich das Auslösegewitter der Kameras und die lärmend begeisterten Fotografen zu hören.

Sam Shaw - der unbekannte Berühmte

Allerdings - diese gestellte, inszenierte Pose, das war so gar nicht die Arbeitsweise des Sam Shaw. Er war auf das "Unerwartete" fixiert. Allzeit bereit für das Überraschender, das ihm über den Weg laufen könnte, hatte er seine beiden Kameras um den Hals gehängt, wenn er durch die Straßen und Parks der Stadt oder durch die Filmstudios schlenderte.
Er selbst sagte einmal:" „Ich persönlich suche, um zu finden. Das Unerwartete zu finden, an der nächsten Ecke, zu sehen, was passiert, ist für mich ein visuelles Abenteuer. Ich habe nur selten eine fotografische Komposition arrangiert – die einzige Ausnahme war das Foto von Marilyn Monroe in der Serie mit dem hochfliegenden Rock.”

Über seine Arbeitsweise, über die große Bandbreite seiner Themen und Motive kann man sich nun in der groß angelegten Retrospektive selbst ein Bild machen. 230 Schwarz-Weiß-Fotografie sind zu sehen, gegliedert nach Themen wie Film, Sport, Musik, Reisereportagen, Gewalt und Verbrechen und natürlich viele Porträtaufnahmen. Ob Schauspieler, Künstler, Musiker oder der einfache Mann von der Straße, in den Porträts sucht Shaw "...nach dem besonderen Magnetismus in jedem Einzelnen". Es sind auch etliche private Aufnahmen zu sehen. Schauspieler im Kreise ihrer Familien, natürlich und ungezwungen, ohne Pose, hautnah. Auch in den Vitrinen finden sich viele private Fotos und Briefe, die u.a. die innige Freundschaft zu Marilyn Monroe belegen.

Sam Shaw - der vielseitig Talentierte

Sam Shaw wird 1912 als Samuel Warshawsky, Sohn russischer Immigranten, in der Lower East Side von Manhattan geboren. In der Schule zeigt er zeichnerisches Talent. Er will Künstler werden, übt sich als Maler und Bildhauer. Ihn zieht es zum Journalismus, zum Broterwerb zeichnet er Cartoons, macht Layout-Zeichnungen für Artikel. Bald tauscht er den Zeichenstift gegen eine Kamera und beginnt mit dokumentarischen Bildreportagen. Ihm gefällt das serielle Arbeiten. Er möchte mit der Kamera Geschichten erzählen, aus alltäglichen Situationen eine Reportage machen. Bekannt wird er mit der Reportage "How America Lives", in der er den amerikanischen Alltag der 1940er Jahre zeigt. Seine erzählerischen Fotografien bringen Shaw zum Film, wo er zunächst als Standfotograf arbeitet. Geschminkt oder ungeschminkt, die Stars in Hollywood, Sam Shaw bekommt sie alle vor seine Kamera. Auf den Titelseiten der Magazine LIFE oder LOOK erscheinen seine Porträtaufnahmen von Künstlern, Intellektuellen und Stars jener Zeit.

Sam Shaw - der Filmproduzent

Sam Shaw denkt weit voraus: "Wir werden eine interessante Periode des Wandels erleben - die Fotoapparate werden von den Videokameras abgelöst, um das Leben aufzuzeichnen." Folgerichtig wird er Filmproduzent ohne jedoch seine Arbeit am Set aufzugeben. Er entwirft Werbematerial, betreibt Setfotografie, entwickelt Bewegungsabläufe mit Hilfe von auf Fotos gemalten Skizzen. Mit John Cassavetes und dessen Frau Gena Rowlands realisiert er mehrere Independent-Filme. Ihm ist es wichtig, sich gegenüber den starren Hollywood-Regeln der großen Studios abzugrenzen und neue visuelle Lösungen zu finden. Die Bemühungen werden belohnt. Mit "Gloria" gewinnt er 1980 den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig.

Als Sam Shaw 1999 in New York stirbt, hinterlässt er ein umfangreiches, fotografisches Werk, das von der Shaw Family Archives betreut wird. In enger Zusammenarbeit mit der Shaw Family Archives kann nun die Retrospektive in Oberhausen gezeigt werden. Vorher war die Schau bereits nach ihrem Start in New York, in Lissabon, Prag und im Filmmuseum Potsdam zu sehen.

Lieber Sophia als Marilyn

Eine Frage wäre jetzt noch zu klären: Auf dem Werbeplakat lockt uns Sophia Loren in die Ausstellung. Warum hat man nicht das berühmte Foto von Marilyn Monroe als Plakatmotiv genommen? Das wäre zu einfach, das hätte man ja geradezu erwartet, so sinngemäß Nina Dunkmann, die die Oberhausener Ausstellung konzipiert hat. Dabei gibt es doch noch so viel "Unerwartetes", was man zu Sam Shaw finden kann, ganz im Sinne des Ausstellungstitels und seiner Arbeitsweise. Stimmt! Schön, dass ich Sam Shaw auf diese Weise kennenlernen durfte.

Die Ausstellung läuft bis zum 17. September 2017
Es gibt ein interessantes Rahmenprogramm
Mehr Infos zur Ausstellung hier

Hier schon mal ein Einblick in die Ausstellung:

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46042 Oberhausen
www.ludwiggalerie.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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