RWO: Der Fehler im „Fluchtlichtmast-System“

Hartmut Schmidt (links) und Horst Kalthoff, die Geschäftsführer der OGM.
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Elektronische Anlagen müssen alle zwei Jahre kontrolliert werden. Bauten wie die Flutlichtmasten des Stadions Niederrhein sollten alle fünf Jahre überprüft werden. Sollten - es ist eine erstaunliche Formulierung, die die OGM-Geschäftsführer Horst Kalthoff und Hartmut Schmidt nun im Zusammenhang mit dem einsturzgefährdeten Mast öffentlich machten. Eine Formulierung, die das Papier auf dem sie steht, nicht wert ist. Zumindest dann nicht, wenn es sich um 44 Jahre alte Masten aus Stahl handelt. Ein Fehler im „Flutlichtmast-System“.

Hartmut Schmidt: „2009 wurden die Scheinwerfer an den Masten erneuert, zu diesem Zeitpunkt hat der TÜV auch die Masten überprüft. Es wurden Mängel an allen vier Masten festgestellt, die mit einer Frist von zwei Jahren zu beheben waren. Der Mangel am betroffenen Mast A wurde mit der Aufbringung einer Manschette beseitigt, die kleineren Mängel an den Masten B bis D gleichfalls behoben.“ 2011 meldete die OGM an den TÜV den Abschluss der geforderten Maßnahmen. Mit dieser Bestätigung gibt sich der Technische Überwachungsverein in diesem Moment zufrieden, ohne die Angaben des vom Stadionbesitzer (Stadt Oberhausen) beauftragten Unternehmens (Oberhausener Gebäudemanagement) noch einmal zu überprüfen. Eine nächste Untersuchung sollte 2016 erfolgen.

„Den SSB-Mitarbeitern zu Dank verpflichtet“

Stand der Dinge nun: Unter der angebrachten Manschette an Mast A rostete der Stahl ungeschützt und so nachhaltig weiter, dass er nun nicht mehr standfest ist. Hinzu kommen Risse im Material. Was hätte passieren können, wenn der 46 Meter messende Mast gekippt wäre, mag sich niemand ausmalen. Schmidt: „Wir danken den beiden Mitarbeitern des Stadtsportbunds ausdrücklich, dass sie ihre Wahrnehmungen vom vergangenen Freitag so weitergegeben haben.“ Es war der reine Zufall, dass das bestehende Risiko erkannt wurde, ein Beleg für einen Fehler im System.
Seit Mittwoch laufen nun die Arbeiten zur Demontage. Horst Kalthoff: „Es wurden drei Gegengewichte aufgebaut. Von diesen laufen Seile zum Mast, um ihn zu sichern. Danach beginnen die Demontagearbeiten. Zunächst werden die elektrischen Leitungen der Flutlichtanlage und der Sendeanlage getrennt. Danach sollen aus einem Korb heraus nach Möglichkeit die Scheinwerfer abgebaut werden. Anschließend wird die Fluchtlichtkrone zerlegt und mittels eines Kranes herabgelassen. In der Folge werden die einzelnen Mastelemente nach und nach getrennt und abgelegt.“ Es kommen zwei Kräne zum Einsatz, der größere ist ein 300-Tonnen-Kran. Die Masten sind ursprünglich aus sechs Segmenten zusammengesetzt, die Verbindungen spielen nun allerdings keine Rolle mehr. Torsten Becker von der Firma BST Becker Sanierungstechnik: „Wir werden den Mast so wie wir es brauchen zerschneiden. Auch die Flutlichtkrone werden wir nicht in einem Stück herunterbekommen. Es wird aber versucht, so vorzugehen, dass man die später noch verwenden kann.“
Auf entsprechende Witterung ist BST bei den Arbeiten angewiesen: „Bei Windstärke fünf stellt sich der Kran automatisch aus“, so Becker. Daher steht auch die für Sonntag, 9. Mai, um 15 Uhr angesetzte Partie gegen die Sportfreunde Lotte auf der Kippe.

Die drei anderen Masten werden untersucht

Da der Mast mit dem Schneidbrenner zerteilt wird, hat sich die Frage nach einer Instandsetzung erledigt. Im besten Fall verfügt des Stadion nach einer erfolgreichen Abnahme der drei anderen Masten - dies erledigt aktuell der TÜV - noch über drei Flutlichter. Kalthoff: „Es wird zurzeit von einem Spezialunternehmen für Beleuchtung geprüft, ob auch unter diesen Umständen mit der dezimierten Anlage gespielt werden kann.“ Es sollte möglich sein - im ehemaligen Essener Georg-Melches-Stadion wurde genau dies für rund zwei Spielzeiten so praktiziert.
Mit rund 150.000 Euro werden die aktuellen Maßnahmen am Stadion Niederrhein beziffert.
„Wir untersuchen zeitgleich, ob die vorhandenen Fundamente am Stadion ausreichend Standfestigkeit für einen neuen Mast bieten würden. Die Kosten für einen neuen Mast werden ebenfalls ermittelt“, so Kalthoff. Und Hartmut Schmidt ergänzt: „Auch aus ästhetischen Gründen muss in jedem Fall wieder ein Mast her! Ein Stadion dieser Bauart mit nur drei Masten, direkt an einer Autobahn gelegen: Das wäre ein absolut unmöglicher Anblick.“ (keite)

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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