Die kulturelle Globalisierung, der „Islam als Geburtshelfer Europas“ und Deutschlands Kleinbürgertum

Die kulturelle Globalisierung gibt es ebenso lange wie die wirtschaftliche: Kulturgüter (Kunst, Wissen, religiöse Vorstellungen, Wertvorstellungen, Philosophien), ganze Kulturen z. B. aus Asien gelangten bereits seit 115 vor unserer Zeitrechnung auf Handelswegen nach Europa (Seidenstraße) und haben die so genannte christlich-abendländische Kultur mitgeprägt. Ebenso arabische Muslime → https://stahlbaumszeitfragenblog.wordpress.com/2015/08/14/das-christliche-abendland-eine-legende-leserbrief/

Während im 9. Jahrhundert, als Karl, der heute zu Unrecht als “der Große“ gefeiert wird, massenweise Sachsen abschlachten ließ, und im Abendland ein geozentrisches Weltbild herrschte, die Erde als Scheibe angenommen wurde, wussten Araber, Muslime, längst, dass nicht die Erde Mittelpunkt des Universums ist, sondern die Sonne. Damals gab es eine arabisch-muslimische Hochkultur, die im Laufe der Jahrhunderte auf den heutigen Zustand heruntergekommen ist. Später „vermittelten [Muslime] den Christen die Errungenschaften antiker und orientalischer Gelehrsamkeit“. „Der Islam“ gilt heute „als Geburtshelfer Europas.“

Grundlagen heutiger Wissenschaften und des philosophischen Denkens in Europa, in Deutschland stammen von Arabern, z. B. unser Zahlensystem. Wir rechnen in arabischen Ziffern. In unserer Sprache gibt es viele Worte, die aus dem Arabischen abgeleitet sind: Admiral, Alkohol, Arsenal, Magazin, Matratze... bis Zenit und Ziffer. Unsere Kultur hat viele außereuropäische Wurzeln. Daran sollten wir uns erinnern.

Kulturen, die sich nicht öffnen und weiterentwickeln, die in ihren Traditionen verharren, verkümmern, sterben ab. Schützenvereinen und anderen Traditionsverbänden, die Althergebrachtes pflegen, fehlt der Nachwuchs. Die Jugend ist größtenteils multikulturell interessiert und hat über alle ethnischen und nationalen Grenzen hinweg Freundschaften geschlossen. Viele sind mit wachen Sinnen durch die Welt getrampt und gereist, haben fremde Kulturen kennengelernt, ihren Horizont erweitert, sich Fremdes vertraut gemacht, sich weitergebildet und vermitteln ihre Erfahrungen an andere.

Menschen, die überschaubare Gruppen mit gleichen Werten bilden, werden immer weniger, weil es zumeist Alte sind oder ohne Bildung, „bildungsferne“. Denn seit die Studenten und Professoren, die Achtundsechziger, durchgesetzt haben, dass auch Arbeiterkinder studieren konnten, und Volksuniversitäten gegründet haben, ist unser Bildungssystem für alle offen, das Bildungsniveau erheblich gestiegen und damit auch der Wunsch, die engen Grenzen der durchschaubaren, kleinbürgerlichen Welt zu überwinden.

Nicht allen, die aus dem Kleinbürgertum stammen, ist das gelungen. Es gibt Professoren, Juristen, Fachärzte, Ingenieure, hochqualifizierte Techniker, welche die kleinbürgerliche Mentalität ihrer Eltern übernommen haben und bei PEGIDA, AfD & CO ihre politische Heimat gefunden haben, denn hier versammelt sich das gesamte Kleinbürgertum, schätzungsweise noch 15 % der deutschen Bevölkerung.

Dieses hat offensichtlich nicht bemerkt, dass weltoffene Muslimas und Muslime, Araber/innen und Türk/inn/en, sich in Deutschland längst integriert haben, ohne ihre Wurzeln zu kappen, und dabei sind, ihre Religion zu reformieren, den Islam von allen Menschen verachtenden Moralvorstellungen und Praktiken frei zu machen. Vieles davon stammt gar nicht aus dem Koran und der ursprünglichen Lehre, manches aus der Bibel, vom Christentum und ist dem Apostel Paulus zuzuschreiben.

Davon abgesehen hat der Islam für die meisten in Deutschland lebenden Muslime und Muslimas längst nicht die Bedeutung, die ihnen beigemessen wird. Sie sind säkular orientiert. Viele Immigranten und deren Nachkommen, auch Flüchtlinge haben sich ganz von der Religion getrennt. Nicht wenige von ihnen sprechen und schreiben besser deutsch als manche AfD-Wähler und PEGIDA-Demonstranten.

Autor:

Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen

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