Ökumenische Notfallseelsorge: Niemand muss alleine sein!

Es gibt (Extrem-)Situationen, die niemand erleben möchte - der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen zum Beispiel. Und jeder geht anders damit um; während der Eine Ruhe braucht und alleine sein möchte, um seine Gedanken zu sortieren, wird der Andere von seinen Emotionen überwältigt und sucht nach Halt. Wichtig ist: Niemand muss alleine sein! Das dem so ist, wird durch die Ökumenische Notfallseelsorge des Kirchenkreises Mettmann sichergestellt. Sieben Tage die Woche - tagsüber und nachts - kommen die Notfallseelsorger dorthin, wo sie gebraucht werden. In Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Polizei bieten sie Erste Hilfe für die Seele in Notfällen und Krisensituationen.

120 bis 150 Einsätze pro Jahr

"Durchschnittlich sind es 120 bis 150 Einsätze pro Jahr", informiert Pfarrer Jürgen Draht, evangelischer Koordinator der Ökumenischen Notfallseelsorge. Mit ihm und seinem Kollegen Guido Boes, katholischer Koordinator, gibt es rund 60 Hauptamtliche. "Sie übernehmen neben ihrer Gemeindearbeit bereitwillig 24-Stunden-Dienste für die Notfallseelsorge", so der Pfarrer. Hinzu kommen circa 35 ehrenamtlich Tätige, die in einer speziellen Schulung für diese wichtige Aufgabe qualifiziert wurden. Das sind Frauen und Männer, die Vollzeit berufstätig sind, Hausfrauen oder Bürger im Ruhestand, einige von ihnen noch jünger an Jahren, andere schon älter.
Klingt zunächst nach vielen Personen, doch das täuscht, wenn man bedenkt, was zu leisten ist. "Unsere ehrenamtlichen Notfallseelsorger sind alle äußerst engagiert", lobt Draht. "Dennoch suchen wir dringend nach weiteren Interessierten, die solch ein Amt ausüben möchten." Denn sobald sich nur einer der Ehrenamtlichen dazu entschließen sollte, seine Tätigkeit zu beenden, würde das große Lücken im Dienstplan hinterlassen, die unmittelbar zu schließen sind. Schließlich gilt es, ununterbrochen einen oder im besseren Fall sogar gleich zwei Notfallseelsorger in Bereitschaft zu haben. "Unser Ziel ist es, mehr Bürger zu qualifizieren und uns besser aufzustellen", sagt Draht. Das entlaste nicht nur jeden Notfallseelsorger, sondern sei auch nötig, wenn zwei Einsätze zur gleichen Zeit erforderlich sind. 

Weitere Ehrenamtler gesucht

Wer also Interesse hat, sich zu engagieren und trauernden Menschen Trost zu spenden, kann sich gerne mit einer kurzen Bewerbung und einem Lebenslauf bei der Ökumenischen Notfallseelsorge melden. Daraufhin findet ein Kennenlern-Gespräch statt und die beiden Koordinatoren entscheiden, ob der Bewerber für die Aufgabe geeignet ist. "Voraussetzungen sind ein gewisses Maß an Lebenserfahrung und die Fähigkeit diese zu reflektieren", sagt Jürgen Draht. "Unsere Notfallseelsorger brauchen einfach ein gutes Gespür für die Situation. Doch jeder, der einen guten Freund in solch einer schweren Phase begleiten kann, kann eigentlich auch einen Fremden in seiner Trauer unterstützen - ob durch Gespräche, intensives Zuhören oder gemeinsames Schweigen."

In einer Schulung, die 130 Unterrichtseinheiten umfasst, werden die Ehrenamtlichen zudem auf ihre Tätigkeit vorbereitet. "Darin wird den Teilnehmer unter anderem auch aufgezeigt, wie sie sich selber schützen", so der evangelische Koordinator der Notfallseelsorge, der selber seit 1997 in diesem Bereich tätig ist. "Durch den damaligen Brand am Düsseldorfer Flughafen bin ich dazu gekommen", erinnert er sich. Anderen in Krisensituationen helfen, das sei für ihn eine sinnvolle Aufgabe. "Das Gefühl ,Hier bist du richtig!' beziehungsweise ,Hier wirst du gebraucht!' ist für einen Großteil der Notfallseelsorger der entscheidende Antrieb für ihr Engagement."

Regelmäßige Treffen der Notfallseelsorger

Doch wie läuft ein Dienst bei der Ökumenischen Notfallseelsorge eigentlich ab? - Die Ehrenamtlichen bekommen zunächst den Dienstplan zugeschickt und können eintragen, an welchen Tagen sie 24-Stunden-Dienste übernehmen. "Die restlichen Tage werden durch die Hauptamtlichen der Kirchengemeinden der Kirchenkreise abgedeckt", so Draht. "Mein Kollege Guido Boes und ich sind für den Hintergrund-Dienst zuständig, wir koordinieren alles und springen ein, wenn es zu Engpässen und Doppelungen kommt." Tritt ein Notfall ein, wird der Ökumenische Notdienst beziehungsweise ein Fahrdienst durch die Leitstelle des Rettungsdienstes informiert. Der diensthabende Notfallseelsorger wird vom Fahrdienst abgeholt und zum Einsatzort gebracht, dort bleibt er, so lange er gebraucht wird.

"Bei unseren regelmäßigen Treffen jeden Monat werden die Einsätze besprochen, es gibt Supervisionen und wir reflektieren unsere Arbeit", sagt Jürgen Draht, der hofft, bald weitere Ehrenamtler in diesen Kreis aufnehmen zu können. "Wir suchen zuverlässige Männer und Frauen, die dieser Aufgabe mit Mut und Beständigkeit nachgehen möchten."

Notfallseelsorge…
-ist Seelsorge in Extremsituationen,
-geschieht in Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Polizei,
-bietet Erste Hilfe für die Seele in Notfällen und Krisensituationen,
-ist ein Dienst der Kirche an den Menschen,
-ist besonders schnell erreichbar.

Information:
-Evangelischer Koordinator der Notfallseelsorge: Pfarrer Jürgen Draht, Tel. 02104/970126, Mobil: 0172/2648806, E-Mail: Seelsorge-Draht@mettmann.ekir.de
-Katholischer Koordinator der Notfallseelsorge: Guido Boes, Mobil: 0172/2101587, E-Mail: notfallseelsorge@kreisdekanat-mettmann.de
-Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.liebergott.de

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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