Das Leistungsschutzrecht - Lachnummer mit Ankündigung

Vorhersehbares Eigentor - das Leistungsschutzrecht
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Das Leistungsschutzrecht - Lachnummer mit Ankündigung

(eine kleine Glosse über ein Gesetz, das die Initiatoren dann doch nicht wollen)

Mancher hat es vielleicht mitbekommen. Viele andere vermutlich nicht so sehr. Vor einiger Zeit hat die Bundesregierung ein schönes neues Gesetz durchgesetzt: Das Leistungsschutzrecht (LSR) für Verlage.

Das 'böse Internet' ließ viele Printzeitungen immer älter aussehen. Nachrichten gibt es dort früher, es bietet Vergleichsmöglichkeiten quer über verschiedene Medien, es kann kommentiert, diskutiert und recherchiert werden. Quasi all das gibt es da auch noch kostenlos.
Und weil viele Verlage eben lange Zeit keine guten Ideen hatten, wie sie sich dem digitalen Zeitalter anpassen könnten, traf für viele Menschen ein alter Spruch immer mehr zu:
"Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern."

Doch dann kam das findige Verlagswesen ein eine prima Idee. Man sagte sich: Warum uns an etwas anpassen, wenn wir vielleicht ja auch das Internet an uns anpassen können. Gesagt, getan. In Berlin gibt es ja diese Bundesregierung, die erfahrungsgemäß weit offene Ohren für Wirtschafts-Lobbyvertretungen aller Art hat. So mache Branche hatte dort oder in Ländervertretungen schon ihre Partikularinteressen in Gesetze gießen lassen. Die Hotelbranche ist da nur ein recht bekanntes Beispiel.

So schickte man seine fleißigen Lobbyisten los zu geneigten FDP- und CDU-Politikern um das sogenannte Leistungsschutzrecht einzufordern. Damit sollten dann die für die Verlage geschäftsschädigenden Gratisinformationen im Internet zahlungspflichtig werden. Mehr noch, denn sogar die Hinweise auf eben diese Informationen in Suchmaschinen sollten dann bare Münze abwerfen.
Die Netzgemeinde schrie auf, denn dieses Gesetz würde lange nicht nur kommerzielle Angebote treffen, sondern jeden privaten Blogger und Hobbyautor. Aber natürlich fanden diese Einwände bei grauhaarigen Regierungspolitikern, die das Internet auch heute noch für ein Neuland halten, kein Gehör. Etwas mehr Gehör jedoch konnte sich Google verschaffen. Mit einer medienwirksamen Protestaktion richtete man die Blicke auf dieses Thema. Es half nichts. Kein Appell an die Vernunft, keine Warnung vor einem Eigentor für die Verlage. Das Gesetz wurde eingeführt.

Jetzt sollte man meinen, die Verlage würden sich ein Bein abfreuen und sich ab sofort schwindelig verdienen. So war es schließlich auch gedacht. Aber nix da. Es hängt zwar nicht direkt kausal zusammen, aber ziemlich zeitgleich mit diesen schönen neuen Rettungsgesetz für Verlage starben gleich mehrere nationale Redaktionen den Unwirtschaftlichkeitstod. Vielleicht hat der eine oder die andere ja vom Ende der 'Financial Times Deutschland' gehört.

Und Google?
Die sollten ja nun zum Goldesel für die Verlage werden. Oder sie sollten die entsprechenden Online-Zeitungsartikel nicht mehr in ihren Suchergebnissen anzeigen dürfen. Jedenfalls nicht mit diesen praktischen Vorschauschnippseln, die meistens aus den ersten beiden Sätzen eines Textes bestehen.
Man muss Google als Megakonzern nicht mögen, aber sicher kann jeder deren Reaktion nachvollziehen. Sie drehten den Spieß um und verkündeten, dass jeder Verlag, der auf Bezahlung per neuem Gesetz bestand, ganz einfach komplett aus den Suchmaschinen fliegt. Und dann haben sie sich einfach ruhig zurück gelehnt.

Gestern hatte - nachdem es schon alle anderen machten - auch der Springerverlag verkündet, dass er sein schönes neues Kassierrecht nicht einfordern wird.

Ich lachte sehr. :D

Und vielleicht haben die Verlagsgesellschaften aus der ganzen Lachnummer ja auch etwas gelernt. Man kann bei dieser Regierung sicher so einige krude Regelungen durchsetzen. Aber das Internet ist frei und legt da allergrößten Wert drauf. Ob Großkonzern oder Privatblogger, alle werden sich stets ihre eigenen Wege suchen, vorbei an jedem Versuch sie zu melken.

Mein Mitleid haben - ganz ehrlich gemeint - die Journalisten, die jetzt aufgrund der Halsstarrigkeit ihrer Verlagsbosse immer öfter um ihre Jobs fürchten müssen. Am Ende sind es ja meistens die Arbeitnehmer, die den Schaden zu tragen haben.

Autor:

Andreas Rohde aus Wesel

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