Geht's noch?
Black Friday Week - die ganze Woche Freitag in Schwarz?

Das ist wieder einmal so ein künstlich lancierter Trend, der angeblich unaufhaltsam aus U.S.A. zu uns zu schwappt. Ursprünglich geht es dort um den vierten Freitag im November, an dem die anscheinend mehrheitlich weihnachts-verrückten US-Bürger anfangen, für das Fest wie wild einzukaufen. Genau das wird uns vom Handel jetzt hier verordnet; ja, der Begriff trifft zu. Und weil man hierzulande gerne noch einen drauf setzt, wurde gleich eine ganze Woche daraus gemacht, eine Woche voller Freitage. Noch eine fluffige englische Bezeichnung finden und schon kann das Verdienen und das Umsätze Generieren losgehen.

"Das merkt schon keiner, dass es nur um Kommerz geht", denken sich offensichtlich die Macher der Black Friday Week. Wofür halten die uns eigentlich? Für leicht manipulierbar wohl, da es nur einen nichtigen Anlass braucht und wir tragen unser Geld brav in die Geschäfte.
Ja, es braucht einen Anlass, den man sich zur Not aus den Fingern saugt. Und es braucht eine Art Hebel, um letzte Vorbehalte des Konsumenten auszuhebeln.

Bei Helloween, ebenfalls ein Ami-Schnickschnack, der uns in den letzten Jahren aufs Auge gedrückt wurde, sind es die lieben Kleinen, für die der Spaß heute 365 Tage lang 24 Stunden dauern muss.
Bei der "Schwarzer-Freitag-Woche", ich schreibe das bewusst deutsch, damit man merkt, wie bescheuert es klingt, wird mit dem Herdentrieb und der Schnäppchenmentalität des Konsumenten gearbeitet. Diese konnte die Werbung in Jahrzehnten der Dauerberieselung und Reizüberflutung erfolgreich steigern.
Wollen wir wirklich so sein? Es sagt dir jemand, da kommt eine Woche aus schwarzen Gummi-Freitagen auf dich zu und du hast jetzt zu einzukaufen, als gäbe es kein Morgen. Oder: Da wird der Tag vor Allerheiligen zum kostenpflichtigen Herbst-Karneval umfunktioniert und jemand sagt dir, du musst jetzt Gruselkram aus Pappmaché in der Gegend verteilen.
Beim richtigen Karneval hat schon mancher Probleme, auf Kommando lustig zu sein, aber das ist eben die freie Entscheidung.
So ist auch das Mitmachen beim schwarzen Freitag eine freie Entscheidung. Jeder sollte mündig für sich selbst befinden, welcher durchs Dorf getriebenen Sau er nachlaufen möchte und ob überhaupt.

Abgesehen davon, dass der Begriff "Black Friday" eher Assoziationen an den Börsencrash im letzten Jahrhundert weckt, gibt es ja auch noch den "Friday for Future", was auch so ein unnötiger Anglizismus ist. Wie geht das zusammen? Die einen halten in den Fußgängerzonen Pappschilder gegen Klimawandel und Vermüllung hoch, während sie von Black-Friday-Jüngern auf dem Weg zum nächsten Schnäppchenparadies zur Seite gestoßen werden? Schöne Neue Welt, man darf gespannt sein, was noch kommt.

Autor:

Michael van de Locht aus Alpen

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