wenn die Kleinen ganz groß sind

Das sind die Helden

Ganz Deutschland wird von den Großen beherrscht. Von den Bayern, den FCKs, den VfLs, den BVBs und S04s. Ganz Deutschland muss sich dem Diktat der Profis beugen. Ganz Deutschland? Nein, ein kleines Dorf im Sauerland gibt sich nicht geschlagen und behauptet sich im Konzert der Riesen.
Sie haben keinen Zaubertrank, keinen Obelix und keine Hinkelsteine - aber einen Traum: “Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.” Und sie haben allesamt ein Kämpferherz, die tapferen Krieger, oh, Entschuldigung, Ü 40-Kicker der SG Balve/Garbeck. Gerd und Rainer Budde, Berthold Camminady, Frank Dudzik, Martin Gruschka, Hermann Hering, Jürgen Jäkel, Christian Müller, Martin Obertse, Thomas Pieper, Stefan Prior, Reinhold Pröpper, Stefan Rademacher, Ralf Runte, Christoph und Rudolf Schulte-Schmale sowie Martin Terbrüggen heißen sie. Angeführt von ihren Häuptlingen (Teamchefs) Peter Korbel und Horst Schmoll, versorgt von “Miraculine” Nicole Runte (Physiotherapeutin). Und dieser Stamm zog nun gen Bundeshauptstadt, um den Bajuwaren, Hessen oder Brandenburger, das Fürchten zu lehren. Mit 50 Fans waren die Balver und Garbecker “Altherren” nach Berlin aufgebrochen, um etwas auf alle Fälle zu haben: “Viel Spaß.”
Erstmals richtete der Deutsche Fußball Bund 2007 den DFB-Ü 40-Cup aus und an der Endrunde waren neben der SG der Suhler SV, FV Siersburg, der Leher TS Bremerhaven, SF Neukölln/Rudow, der TV Bunde, die SG Hoechst Classique, die DJK Neuss-Gnadental, Viktoria Honigsessen und der FC Bayern München im Rennen. Und gegen diese Großmacht traten die Sauerländer gleich im ersten Spiel an. Und siehe da, Budde, Gruschka, Jäkel und Co. spuckten dem Favoriten gleich mächtig in den Zaubertrank, oder wie die Westfalen sagen, in die Suppe. 1:1 endete diese Begegnung und das war doch schon mal ein gelungener Start. Und gegen den 1. Suhler SV hielt die Abwehr ebenso wie gegen Bremerhaven, denn beide Partien endeten 0:0. Jetzt musste ein Sieg her, dann winkte das Halbfinale. Und gleich mit 4:0 wurde der FV Siersburg vom Platz gefegt, was für ein Wundermittel die Teamchefs ihren “Jungs” da in die Erfrischungsgetränke gemischt hatten, bleibt ihr Geheimnis. Nur so viel: “Die Dopingproben waren allesamt negativ.” Um ein Törchen waren die Sauerländer schließlich besser als die Münchener und damit stand die Truppe im Halbfinale. Ein Törchen nur, oder wie die Menschen aus der Reiterstadt an der Hönne sagen: “Ein Pferd springt nicht höher, als es muss.”
Und jetzt kam die große Zeit von Torwart Reinhold Pröpper. Denn um den Einzug ins Finale ging der Weg über ein Elfmeterschießen. 5:4 stand es am Ende und damit war bereits die Sensation perfekt: DIE SG BALVE/GARBECK STAND IM ENDSPIEL:
Dort war der SF Neukölln/Rudow der Gegner. Und weil es so schön spannend war, stand es am Ende der Spielzeit wieder Unentschieden. Also, Pröpper spuck noch mal in deine Handschuh und los gehts. Und dann: Nur noch grenzenloser Jubel. Auch diesmal hieß das Endergebnis 5:4. Und wieder hatte Reinhold im entscheidenden Moment die Finger am Ball. Das war die Meisterschaft, auch wenn es in diesem Moment der ein oder andere noch gar nicht glauben konnte. Als dann der DFB-Vertreter den Pokal überreichte, verirrte sich doch so manche Freudenträne auf die Wange einiger Helden. Anschließend gab es die große Siegesfeier bei einer Bootsfahrt auf der Spree.
Balves Bürgermeister Hubertus Mühling hatte beim Start der Aktion “Deutsche Meisterschaft” versprochen, dass es eine Fete auf dem Balkon des Rathauses geben würde. Und er hielt Wort. Nachdem der Tross ab Neheim mit einer Polizei-Eskorte begleitet wurde, ging es in Blaves Mitte so richtig rund. 200 Fans mit Spruchbändern und Vereinsschals hatten sich versammelt, um ihre Helden zu begrüßen. Erst musste die Pflicht erledigt werden. Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt wurde von den Fußballern aber gern erledigt. Und anschließend hieß es: Feiern, feiern und nochmals feiern.
“Mit dieser Leistung sind die Ü 40 Kicker die besten Botschafter, die sich eine Kommune nur wünschen kann”, wie Pfarrer Dr. Richter anmerkte. Und weiter: “Wer jetzt die Namen Balve und Garbeck nicht kennt, dem ist nicht mehr zu helfen.”

Autor:

Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr

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