Balver Fachhandel übt Kritik

Die Balver Werbegemeinschaft hat sich in einem Offenen Brief kritisch zum Prozess des "Dorfentwicklungskonzeptes" zu Wort gemeldet. Darin geht es auch um Aufgaben und Pflichten des Balver Stadtmarketings. Wörtlich heißt es in dem Brief:

Im Rahmen des "Dorfentwicklungskonzepts 2030" hat die Stadt Balve die Städteplaner der Agentur "Pesch und Partner" beauftragt ein Konzept für die Zukunft Balves zu erstellen.
Dies soll unter starkem Einbezug der Bürger geschehen.

Geschichte des Stadtmarketings

In diesem Zusammenhang weist die Stadt Balve gerne auf die Erfolgsgeschichte der Stadtmarketing Balve GmbH & Co. KG hin, die aus einem ähnlichen Prozess heraus entstanden ist. Ein Grund sich die Geschichte des Stadtmarketings etwas genauer anzuschauen.
2001/2002 wurde die Firma Teulings Marketing GmbH beauftragt ein Konzept zu erstellen, um Lösungen für künftige Probleme der Städte und Gemeinden, wie: "Globalisierung, und Diversifizierung der Wirtschaft, wachsende Standortkonkurrenz" etc. zu finden. Balve sollte für die wolkige Zukunft wetterfest gemacht werde. Teuling erstellte ein Konzept, das unter Einbeziehung der Bürger vorsah, eine Stadtmarketingsgesellschaft zu gründen.
Alle Zitate in diesem Aufsatz stammen aus diesem Konzept.
Die Vorteile lagen auf der Hand: Als Kommanditgesellschaft gegründet kann das Stadtmarketing "anders als ein Amt, eine Behörde oder ein Verein, mit der Absicht einer Gewinnerzielung" arbeiten. "Kostenbewusstsein und kaufmännisches Denken, Ertragsbewusstsein und Gewinnorientierung sind immanente Prinzipien der KG".
Tugenden, die man wohl eher einem privatwirtschaftlichen Unternehmen zutraute, denn der Stadtverwaltung - was sich durchaus als richtig erwies, wie man gleich noch sehen wird.

Drei Ziele

Ziel war es, "drei ständige Arbeitskreise" zu etablieren, die sich den Themen:
a) Innenstadt und Handel
b) Tourismus, Ortsteile und Öffentlichkeitsarbeit
c) Wirtschaft, Wirtschaftsförderung und Arbeit
widmen.
Tragen sollte sich die Gesellschaft nach einer 5 jährigen Anschubsfinanzierung selbst.
1/3 der Anschubsfinanzierung sollte die Stadt finanzieren, 1/3 die Fachhändler und 1/3 Privatleute.
Die Kosten, so prognostiziert, sollten von Jahr zu Jahr geringer werden.
Erklärtes Ziel war es seinerzeit dem Haushalt der Stadt Balve eine Kostenersparnis zu bescheren, bedingt durch die zu erwartende Entlastung von Aufgaben u. a. durch die Arbeitskreise.
Teuling gibt der neuen Gesellschaft auch das Rüstzeug an die Hand künftig eigenständig arbeiten zu können:
So empfiehlt er "öffentliche Forumsveranstaltungen" zu organisieren um so den Bürgerwillen zu erfahren. Folgt man seinem Konzept ist die Voraussetzung eines guten Stadtmarketings stets die "Bestandsanalyse der IST-Situation".

Eine solche Analyse der "IST"-Situation, wird aktuell von der Firma "Pesch und Partner" im Rahmen des Dorfentwicklungskonzepts ausgeführt.
Wieso aber nicht vom Balver Stadtmarketing? Ist die Stadtmarketingsgesellschaft nicht in der Lage eine solche Aufgabe zu schultern?
Dann wäre sie doch logischerweise in der Pflicht auf eigene Kosten ein solches Konzept in Auftrag zu geben, handelt sie doch als privatwirtschaftliche Gesellschaft.
Die Stadt Balve scheint von solchen unternehmerischen Bremsen, wie Wirtschaftlichkeit weniger gebeutelt zu sein, tritt gegenüber Pesch und Partner als Auftraggeber auf und lässt nun in ihrem Auftrag die Bürger befragen.
Im Zuge des damaligen Projektes von 2001 wurden aber bereits solche Bürgerforen organisiert. Es erfolgte eine Analyse der Stärken/Schwächen, Chancen/Risiken, Wettbewerbsvor-, und Nachteile.
Die Ergebnisse wurden gemeinsam mit den zu treffenden Maßnahmen über 20 Seiten hinweg in Teulings Konzept aufgelistet und

Warum macht das nicht das Stadtmarketing?

Eine solche Analyse der "IST"-Situation, wird aktuell von der Firma "Pesch und Partner" im Rahmen des Dorfentwicklungskonzepts ausgeführt.
Wieso aber nicht vom Balver Stadtmarketing?Ist die Stadtmarketingsge sind noch heute nachlesbar. Einige Maßnahmen wurden realisiert. Viele nicht. Vor Allem aber: Viele Themen wie ÖPNV, Radwegausbau etc. bewegten die Leute vor 12 Jahren offensichtlich genauso wie heute.

"Themen wurden offenbar
nicht ausreichend angepackt"

Die Themen wurden also offenbar in der Zwischenzeit nicht ausreichend angepackt.
Teuling gibt den Lesern seines Konzepts aber durchaus Maßnahmen an die Hand, wie nach der Bestandsaufnahme weiter zu verfahren sei. Er beschreibt in Schaubildern die "Marketing Management Methode", sowie "Phasen des Marketing Managements bzw. Entscheidungsprozesses".
Es wäre also Aufgabe des Stadtmarketings gewesen, die erarbeiteten Maßnahmen auf Realisierbarkeit zu überprüfen und umzusetzen.
Den sicherlich richtigen Anfangsüberlegungen folgte schlichtweg kein beherztes Handeln, vermutlich mangels Mitteln, was wiederum die Wirksamkeit solcher Bürgerbefragungen grundsätzlich in Frage stellt.
Nach Teuling "muss Stadtmarketing genauso professionell geplant und durchgeführt werden, wie unternehmensbezogenes Marketing".
Die Stadtmarketing GmbH & Co. KG versteht sich also als Agentur. Wieso benötigt die Stadt dann die Unterstützung einer weiteren, externen Agentur?

"Was kostet das den Steuerzahler?"

Und vor allem: Was kosten derlei Maßnahmen den Steuerzahler?
Ein Überblick:
Das Teuling Konzept wurde von der Stadt finanziert. Zu den damaligen Kosten läuft grad eine Anfrage bei der Stadt Balve.
Die Anschubsfinanzierung des Stadtmarketings sollte die Stadt Balve laut Konzept 42.666,- EUR kosten.
In der Zwischenzeit wurde im Jahr 2006 ein weiteres Gutachten durch die Stadt bei der Firma GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung in Auftrag gegeben, was die Einzelhandelssituation zum Thema hatte. Auch hier entstanden Kosten. Auch hier liegt der Stadt Balve eine Anfrage bzgl. der Kosten vor.
Wieder wurde eine Stärken/Schwächen Analyse angefertigt, es gab wieder eine Bürgerbefragung, ein Maßnahmenkatalog 2015 wurde erstellt.
Eigentlich hätte zu diesem Zeitpunkt bereits das Stadtmarketing in der Lage gewesen sein müssen, eine solche Maßnahme eigenständig durchzuführen, bzw. in Auftrag zu geben. Da Kostenbewusstsein aber - wie eingangs gehört - zu den immanenten Prinzipien der Gesellschaft gehört, wurde hier wieder die Stadt und somit die Allgemeinheit in die Pflicht genommen.
Dieses Gutachten ist laut aktueller Aussage der Stadt Balve Grundlage für die Arbeiten der Agentur Pesch und Partner im Jahr 2013.
Die Kosten für das Projekt: "Dorfentwicklungskonzept 2013" belaufen sich laut Aussage von Ratsmitglied Heinrich Stüeken (UWG) auf 50.000 EUR, wovon 20.000 EUR das Land trägt, 30.000 EUR über einen Kredit von der Stadt Balve finanziert werden.

Fortsetzung siehe hier:
http://www.lokalkompass.de/balve/leute/balver-fachhandel-stellt-drei-fragen-d289508.html

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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