Altweibersommer

Zur Zeit haben wir ja einen schönen Spätsommer, oder einen Altweibersommer, wie es im Volksmund heisst.

Woher kommt eigentlich der Ausdruck " Altweibersommer"?

Jetzt spinne ich mir mal was zusammen.

Haben alte Weiber altersgenäß auch ihren Herbst, obwohl das Leben fast vorbei ist?

Spätsommer ist natürlich viel netter als Altweibersommer, vor allem für Leute, die es gewohnt sind, dass man "Frau", besser noch "Gnädige Frau"sagt.

In Bayern hört man oft, dass für Frauen "Weiber", bzw. "Weib" und für Männer halt "Mannsbilder" gesagt wird.

Dann könnte so ein Altweibersommer ja auch "Altemannsbildersommer" heißen.

Aber ich merke schon, dass ich da falsch liege.

Gemeint ist mit dem Begriff" Altweibersommer" kein Sommerwetter für ältere Frauen. Der Ursprung dieser Bezeichnung führt weit in die Vergangenheit, in die germanische Mythologie zurück.

Mit "weiben" wurde im Altdeutschen das Knüpfen von Spinnweben bezeichnet.

An Septembertagen mit sonnigem Wetter kühlt es sich in klaren Nächten stark ab, so dass es in den Morgenstunden durch den Tau die Spinnweben deutlich zu erkennen sind. Die seltsam glänzenden Fäden glitzern im Sonnenlicht wie lange silbergraue Haare.
Früher glaubten die Leute- so erzählen es alte Sagen- dass alte Weiber ( damals war das noch kein Schimpfwort für alte Damen ) diese Haare beim Kämmen verloren hätten, und dies das Wirken der alten Schicksalsgöttinnen, die die Lebensfäden der Menschen spinnen, waren. Alte Menschen, die an solche Spinnfäden hängen blieben, sollen Glück bringen.

Spätere- im Christentum entstandene Legenden wiederum wissen zu berichten, dass die Silberfäden des Altweibersommers aus dem Mantel Marias stammen, die sie bei ihrer Himmelfahrt am 15. August trug.

Im Volksmund heißen dies Spinnfäden auch " Marienfäden", "Marienseide," "Marienhaar, "oder "Unserer lieben Frau Gespinnst".

Soviel zur Geschichte...also nicht alles ummünzen auf den heutigen Sprachgebrauch und fraglos übernehmen.

Lassen wir es doch bei "Altweibersommer."

Freuen wir und doch auf schöne Spätsommertage oder Frühherbsttage und genießen wir sie in vollen Zügen.

Und wenn mich jemand in den nächsten Wochen mit silbernen Spinnweben im Haar begegnen sollte, so begegne er mich doch mit Ehrfurcht, ich könnte ja Glück bringen.

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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