Verpuffte Ideen - Karoline Grubers „Don Giovanni“-Inszenierung fehlt oft die Spannung

Fest im Griff: Don Giovanni (Richard Sveda) und Leporello (Günes Gürle). | Foto: Hans Jörg Michel
  • Fest im Griff: Don Giovanni (Richard Sveda) und Leporello (Günes Gürle).
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Don Juan ist der Archetyp des Verführers. Die Vertonung des literarischen Stoffes durch Wolfgang Amadeus Mozart ist eine der populärsten Opern überhaupt. Nach der Premiere im Juni in Duisburg spielt die Deutsche Oper am Rhein „Don Giovianni“ nun auch in Düsseldorf.
Wer ist dieser Don Giovanni? Ein nimmersatter Frauenverführer, der nie genug bekommen kann? Und sind die drei Frauen, die in Mozarts Stück auftreten, lediglich Projektionsflächen dieser Lust? Oder verhält es sich umgekehrt? Ist Don Giovanni die Projektion entfesselter Lust, die Donna Anna, Donna Elvira und all die anderen ansonsten im Zaum hält?
Diese Fragen hat sich Regisseurin Karoline Gruber gestellt und somit das Fundament für eine interessante Auseinandersetzung mit dem Stoff geschafften. Allein es hapert an der Umsetzung. Manche gute Idee verpufft schon im Ansatz; das vermeintliche Inszenieren gegen den Strich setzt einige Spannungsmomente außer Kraft. So passiert oft das Schlimmste, was es bei einem Opernbesuch geben kann: Langeweile.
Da werden Masetto und Zerlina direkt zu Beginn als Brad und Janet aus dem Erfolgsmusical „The Rocky Horror Show“ eingeführt, stehen dann aber bis zu ihrem eigentlichen Auftritt nur noch im Weg herum. Auch die Wahl der Kostüme (Mechthild Seipel) bleibt hier und da fragwürdig: Don Giovanni kommt als Kitsch-Vampir im dämonisch-schwarzen Gothikoutfit daher. Donna Elvira wird wie ein Wildwest-Freudenmädchen ausstaffiert.
Immerhin verfügt das Ensemble über großes Gesangspotential. Der noch junge Richard Sveda bewältigt die Titelpartie überzeugend in Gesang und Darstellung. Ebenso beachtlich ist Iulia Elena Surdu als Zerlina. Brigitte Kele zeigt als Donna Elvira ein zupackendes Forte, wirkt im Piano etwas unausgewogen. Das klappt bei Liana Aleksaanyans Donna Anna besser. Beide bewältigen schwer zu singende Passagen virtuos. Hans-Peter König, der zuletzt als Orest in „Elektra“ überzeugte, beweist seine ganze Klasse als Komtur. Intensiv spielt Günes Gürle den Leporello; sein Gesang fällt gut und klar aus, hat aber noch Luft nach oben. Jussi Myllys gefällt als Don Ottavio mit strahlendem Tenor. Auch David Jerusalem zeigt als Masetto eine überzeugende Vorstellung.
Unter der Leitung von Friedemann Layer spielen die Düsseldorfer Sinfoniker einen frischen Mozart, übertönen zu Beginn aber das ein oder andere Mal die Sänger auf der Bühne.
Ärgerlich sind die Übertitelungen, die dem gesungenen Text auf der Bühne oft hinterherhinken.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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