Kack' dran

Sie ist sicherlich nicht die schickste aller Vororte, die Kleinstadt in der ich mich zu Hause fühle, aber auch hier begegnen sie mir hin und wieder:

Feine Damen in teuren Mänteln, duftenden Frisuren und mit langen, lackierten Fingernägeln. Sie stehen am Straßenrand und unterhalten sich mit Ihresgleichen. Man wundert sich, angesichts der offensichtlich angeregten Unterhaltung über die leicht abgewandte Körperhaltung. Sieht man jedoch weiter am ausgestreckten Arm entlang, hinunter, in die Richtung in die der Arm gezogen wird und entdeckt man was sich dort unten im Gras abspielt, dann möchte man sich, ob des Gesamtbildes wegschmeißen vor Lachen.

Da hockt eine Pudelhündin mit teurem Mäntelchen und Frisur und drückt was das Zeug hält. Über den Duft der Haarpracht möchte man an dieser Stelle keine Mutmaßungen anstellen. Im Gras dampft bereits ein erster Erfolg, weiterem wird der Weg gebahnt, man sieht ihn quasi schon kommen – ein wenig Getrippele auf den Hinterpfoten, Poloch auf, Poloch zu, Poloch auf … und … jawoll! „Ja, fein gemacht, Cordula“ unterbricht das feine Frauchen abrupt das eben noch angeregte Gespräch und eilt davon.
Sie hat offensichtlich Kack‘ dran.

Kack‘ dran habe auch ich regelmäßig, an Sommer-, oder was noch viel schlimmer ist profilierten Winterschuhen. Damen- und auch Herrenschuhen. Fussball-, Lauf- und pssst nicht verraten Hallenschuhen. Kinderschuhen, Kinderstiefeln, Kinderreitstiefeln – Pferdemist riecht definitiv anders. Fahrradreifen, Kinderwagenrädern, sogar die Miniräder des „cityrollers“ waren einmal verseucht. Ein Wunder, dass das Kind sich nicht das Genick gebrochen hat beim Durchglibbern auf den dünnen Reifen.
Manchmal, zugegeben sehr selten, habe ich sogar Kack‘ unter den Fingernägeln, nämlich dann, wenn ich mal wieder darin versagt habe, die Scheiße mit einem Stöckchen aus den Rillen zu prokeln.
In die Rillen gepropft hat jeder Kack‘ übrigens nach drei Tagen dieselbe Konsistenz: Weicher haufenförmiger - fester wurstlanger - dunkler, harter Fleischkack, wie auch der körnerhaltige Ökokack des nierenkranken Hovawarts.

Eklig finden Sie diese Geschichte?
Ich gebe Ihnen absolut Recht: W-I-D-E-R-L-I-C-H!

Dabei kann ich es sogar verstehen.
Ich habe früher einmal, es war eiskalter Winter, den Ausführdackel meiner Tochter in einer Notsituation übernommen. Ich stand am Straßenrand, leicht abgewandt von einer Bekannten, die mir gerade zufällig begegnet war, unterhielt mich angeregt, als dieses Tier anfing zu drücken was das Zeug hielt. Sie wissen schon: Poloch auf, Poloch zu …
Vorbildlich hatte ich, als militante Hundekackengegnerin vorsorglich einen Gefrierbeutel eingesteckt, den ich über meine klirrend kalten Finger stülpte und Griff beherzt zu:
Warm! Nicht schön. Trotz allmählich abfrierender Hände.
Meine Bekannte beendete abrupt das Gespräch und eilte davon, ohne mir zum Abschied die Hand zu geben.
So etwas passiert einem nur einmal. Ja, ich kann es wirklich verstehen.

Darum hasse ich ihn allerdings kein bisschen weniger, den Kack aus dem Hund, den ich an jeder Straßenecke, überall in den wunderbaren Grünanlagen meiner Stadt, vor jeder dritten Parkbank, auf dem Radweg, in den Vorgärten, unter jedem zehnten Baum, am Weiher, auf den Gehwegen, im Wald, im Park, am Sportplatz und an der Bushaltestelle, dem Bahnhof, im Einkaufszentrum, vor den meisten Hauswänden, an meinem Schuh, oder unter meinem Fingernagel...

Und wenn sich dadurch jetzt auch nur ein einziger Hundebesitzer angegriffen fühlt, dann glauben Sie mir:
Da habe ich sowas von Kack‘ dran!

Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

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