Frühjahrsprognose des Handwerks
Heitere Aussichten fürs Handwerk

Axel Fuhrmann, Gastgeber Fleischermeister Uli Grefges, Andreas Ehlert, Rebecca Hof (alle HWK). | Foto: Norbert Opfermann
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Das Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper floriert trotz der generellen Abkühlung des Konjunkturklimas in diesem Frühling.

Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert verkündete in der Wurstküche der Metzgerei Grefges in Flingern die guten Wirtschaftsdaten. Mit 134 Punkten weist der Geschäftsklimaindex fürs Handwerk den zweithöchsten je gemessenen Wert auf. Gegenüber der Herbstumfrage 2018 ist der Wert noch einmal um 4 Punkte gestiegen. "Die Hausse im Handwerk geht ins zehnte Jahr", freute sich der Präsident. Treiber der Entwicklung sind unverändert das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe. "Davon profitiert der gesamte Handwerkssektor enorm, denn Bau und Ausbau machen zusammen mehr als die Hälfte des handwerklichen Umsatzes aus," erklärte Ehlert. Die Kapazitäten der Unternehmen sind aktuell im Schnitt aller Branchen mit 81 Prozent faktisch voll ausgelastet; die Auftragsreichweite kletterte auf 8,8 Wochen (plus 0,5), am Bau auf 14 Wochen. Nordrhein-Westfalen sei bei der Bundeskonjunktur derzeit die Lokomotive, betonte Ehlert.

Im Mittelfeld des konjunkturellen Spektrums rangieren die Lebensmittelhandwerke und das Kraftfahrzeuggewerbe mit einem Geschäftsklima von je 124 Punkten. Allein das saisonbedingt ausgeprägte Reparaturgeschäft kompensierte im Kfz-Handwerk tendenziell rückläufige Verkaufserlöse. Die Mobilitätswende und Fahrverbote würden ihre Spuren hinterlassen. "Die Gesundheitshandwerke sind in Sachen Digitalisierung ganz vorne mit dabei, aber sie können ihr Innovationspotential im Sinne des Verbrauchers nicht voll ausnutzen, weil gesetzliche Regelungen und kollektivvertragliche Vereinbarungen dem entgegenstehen", erläuterte Ehlert die Auftragsrückgänge bei Optikern, Hörgeräteakustikern, Orthopädieschuhmachern, Sanitätshäusern und Zahnlaboren in den vergangenen sechs Monaten.

„Das Handwerk könnte noch stärker wachsen, wenn es den eklatanten Fachkräftemangel nicht gäbe", sagte Ehlert. Keine Entwarnung gibt es auf dem Ausbildungsmarkt, die Zahl der Lehrverträge stagnierte nach vorübergehend leichten Plus-Zahlen zuletzt wieder. Jeder vierte neue Azubi ist mittlerweile ein Flüchtling oder Migrant. "Wir brauchen aber auch qualifizierte Einwanderung", sagte Ehlert. Fleischermeister Uli Grefges, der den 1911 gegründeten Betrieb bereits in vierter Generation führt, weiß von der Schwierigkeit, Lehrlinge zu bekommen. Kaum einer möchte noch ins Fleischerhandwerk. Gegenwärtig hat er keinen Auszubildenden, aber gerade wurde ein Vertrag zum nächsten Ausbildungsbeginn unterschrieben. Peter Morgenstern, Obermeister der Fleischerinnung Düsseldorf-Mettmann-Solingen, ergänzte, dass jährlich drei bis vier Betriebe zumachen müssten, weil sie keinen Nachfolger fänden. Bei einer Finanzierung von 300.000 bis 400.000 Euro für die Betriebsübergabe würden die Banken meist abwinken. Derzeit gibt es in Düsseldorf gerade mal 23 Innungsbetriebe. Diese Zahlen lagen einmal mehr als zehnmal so hoch.
Die Kammer geht trotz des verschärften Personalmangels für den weiteren Jahresverlauf nicht von einer Abschwächung der Dynamik aus. „Eines der aussagekräftigsten Indizien für die Stabilität des Konjunkturhochs im Handwerk ist, dass nicht nur die leistungsfähigen, größeren Unternehmen brummen, sondern auch bei den Soloselbständigen inzwischen eine Auslastung von 71 Prozent erreicht wird", fasste der Kammerchef zusammen.

Europäischer Lehrlingsaustausch
Auch der Lehrlingsaustausch mit Europa wächst, derzeit sind es 200 Lehrlinge jährlich. Am fleißigsten nutzen Lehrlinge des Konditoren-, Tischler-, Kfz-, Friseur- und Bäckerhandwerks das Auslandspraktkum; insgesamt 13 Ausbildungsberufe sind mit von der Partie. "Für ein ausbildendes Unternehmen bietet ein organisierter Gastaufenthalt auch eine ideale Gelegenheit, sich mit relativ wenig Aufwand bei der Nachwuchswerbung im Wettbewerb um die besten Köpfe unterscheiden und positionieren zu können", beschrieb Dr. Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Kammer, einen zentralen Erfolgsfaktor der Maßnahme. Zielländer sind Frankreich, Finnland, Großbritannien, Spanien, Schweden, Polen und Malta, wobei Frankreich klar im Mittelpunkt der Mobilitätsförderung der Kammer steht.
Der Frankreichschwerpunkt kommt nicht von ungefähr: 2019 begeht die Handwerkskammer Düsseldorf das 50-jährige Jubiläum der Partnerschaft mit drei französischen Kammern in Tours, Blois und Chartres. Und auch dieser Aspekt ist nicht zu vernachlässigen: Frankreichfahrern gewährleistet die Kammer eine Vollförderung. Auch individuelle (Arbeits-)Aufenthalte im Ausland sind über die Mobilitätsberatung der Kammer förderfähig. Bisher suchen Auszubildende am häufigsten skandinavische Länder, Großbritannien und Österreich für ein Einzel-Praktikum auf. Vierwöchige Aufenthalte können über das EU-Programm „Erasmus +“ mit im Schnitt 1.000 Euro bezuschusst werden.
Alle Infos zum Teilnahmemodus und Fördermöglichkeiten unter www.hwk-duesseldorf.de/ausland. Ansprechpartnerin ist Mobilitätsberaterin Rebecca Hof.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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