125 Jahre Gefängnisverein Düsseldorf

Foto: C. Hötzendorfer

„Wenn man zur Strafe jemanden wegsperrt, sollte man auch wissen, was das mit einem Menschen macht“, stellt Martin Laufen, Vorsitzender des Katholischen Gefängnisvereins Düsseldorf, nüchtern fest.

Traditionsgemäß wird diese Position daher durch einen Richter besetzt und Tradition hat der Gefängnisverein, der in diesen Tagen sein 125-jähriges Bestehen feiert.
1893 markiert die Geburtsstunde einer der ältesten sozialen Institutionen der Stadt, der heute 60 Ehrenamtler und drei soziale Mitarbeiter angehören. Zu wenig, um sich allen derzeit rund 850 inhaftierter Männer in der JVA annehmen zu können. „Das ist auch nicht vorrangig unser Ziel“, betont Brigitte Fey, die sich um die Koordination der Helfer kümmert. „Wir haben Ehrenamtler, die sich auch um zwei oder drei Häftlinge kümmern, allerdings muss man dabei immer im Kopf haben, dass dies für sie mit einem hohen zeitlichen Engagement verbunden ist“, erklärt die hauptamtliche Mitarbeiterin. Denn die Vereinsmitglieder besuchen die Inhaftierten regelmäßig, mindestens alle 14 Tage im Knast. „Erst wenn man einmal selbst die Erfahrung gemacht hat, in einer kleinen Zelle zu sein und die Tür ist zu, bekommt man eine vage Vorstellung davon, wie sich ein Insasse fühlen muss“, ist Dirk Meyer überzeugt, der seit vielen Jahren in seiner Freizeit Gefangene als Ehrenamtler betreut.
„Es sind die Gespräche, die Inhaftierten eine Möglichkeit bieten, das Gefühl zu haben, nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten zu sein und über das zu reden, was sie beschäftigt, mit einem Menschen, der nichts mit der Justiz zu tun hat“, so Dirk Meyer weiter.
Die Insassen der JVA dürfen derzeit nur maximal für zwei Stunden im Monat Besuch empfangen. Die Gespräche mit den Vereinsmitgliedern sind ein zusätzliches Angebot an die Gefangenen. Die Ehrenamtler werden dafür geschult und bevor sie in Kontakt mit den Gefangenen kommen, von der Justiz überprüft. „In manchen Fällen bleibt der Kontakt auch noch über Jahre nach der Entlassung bestehen“, freut sich Dirk Meyer.
Ein Team von Sozialarbeitern und -pädagogen hilft die Entlassung und die Zeit danach, beispielsweise mit der Wohnungssuche, vorzubereiten und den Wiedereinstieg in den Alltag zu bewältigen. Auch um die Angehörigen kümmert sich der Gefängnisverein. „Oft bedeutet es gerade für Familien mit Kindern einen großen Lebenseinschnitt, wenn plötzlich der Vater inhaftiert wird, besonders dann, wenn er der einzige Verdiener war“, weiß Martin Laufen. Hier bietet der Verein Beratung und Unterstützung und gibt seit 1975 mit dem „Ulmer Echo“ eine Gefängniszeitung heraus, die von Gefangenen für Insassen gemacht wird.
Wer sich für die Arbeit des Gefängnisvereins interessiert, findet unter www.gefaengnisverein.de weitere Infos.

(Von Claudia Hötzendorfer) 

Autor:

Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.