"Mit Herrn Potter hatte Emmerich großes Glück!"

Impulsgeber Adolf Meenen (re.). Er stellte den Kontakt zum Historiker Kevin Lee Potter (li.) her , der über Emmerichs Liebfrauenbruderschaft forschte.                     Foto: Ralf Beyer
  • Impulsgeber Adolf Meenen (re.). Er stellte den Kontakt zum Historiker Kevin Lee Potter (li.) her , der über Emmerichs Liebfrauenbruderschaft forschte. Foto: Ralf Beyer
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Er heißt Potter, er trägt eine Brille und schaut freundlich drein. Nein, auf Hogwarts hat er nicht gelernt und mit dem Zaubern hat er's auch nicht. Aber ein spannendes Buch hat Kevin Lee Potter geschrieben. Ohne den Impuls eines Emmerichers wäre daraus allerdings nie etwas geworden.

600 Jahre Emmericher Geschichte hält Adolf Meenen in seinen Händen. Andächtig und nicht ohne Stolz blickt der Emmericher auf das Buch mit dem Titel „Die Liebfrauenbruderschaft Emmerich - 600 Jahre zwischen Kirche und Stadt“. Ohne ihn wäre es vermutlich nie entstanden.

Jetzt wurde das Buch der Öffentlichkeit vorgestellt. Im ersten Teil des Buches geht Potter auf die Glaubenswelten im Spätmittelalter wie auch die Gilden, Ämter, Zünfte und Bruderschaften ein. Danach widmet er sich dem zeitlichen Kontext um die Gründung der Emmericher Liebfrauenbruderschaft, wobei er auch auf die stadtpolitische Situation jener Zeit eingeht. Emmerich im Konfessionellen Zeitalter sowie Bruderschaften in der Frühen Neuzeit sind die weiteren Kapitel des Buches, bevor der Autor auf die Liebfrauenbruderschaft in der Modernen Welt eingeht und einen Rück- sowie Ausblick auf die Bruderschaft im 20. Jahrhundert vornimmt.Für alle (stadt-)historisch Interessierten eine spannende Lektüre.

Bis das Werk in einem edlen Leineinband Platz finden konnte, bedurfte es ganzer sechs Jahre. Denn es ist das Ergebnis mehrjähriger Forschungen des Historikers Kevin Lee Potter, die wiederum erst durch die Initiative des Emmerichers Adolf Meenen erst möglich gemacht wurden. Denn der Lehrer im Ruhestand, selbt der hisigen Liebfrauenbruderschaft angehörig, war es, der die Idee hatte, das man das Thema für die Nachwelt aufbereiten müsste: „Mein Anliegen war, das verloren gegangene Wissen um die Gilde öffentlich zu machen“, erzählt er. „Aber für diese Aufgabe musste ein Experte ran“, sagt er lächelnd. „Denn neben dem Aufspüren relevanter Urkunden galt es auch, mittelalterliche Texte in Latein, Niederdeutsch und Niederländisch zu sichten, zu lesen und einzuordnen.“ Für die Bewältigung der Aufgabe nutzte Meenen seine Verbindungen zum Historischen Seminar in Bonn und bat um „Vermttlung“ eines Doktoranden, der sich dieser Aufgabe widmen wollte. „Herrn Potter hat es überaus gereizt, in diese, Kontext Pionierarbeit zu leisten“, erinnert sich Meenen.

Ein kleines Kunstwerk der Buchdruckerkunst

„Es ist ein kleines Kunstwerk der Buchdruckerkunst geworden“, freut sich Adolf Meenen, lächelnd. Er blättert die Seiten in dem leinengebundenen um, für die qualitativ hochwertiges, ansprechendes, gelbliches Papier verarbeitet wurde. „Wir haben uns deshalb dafür entschieden, weil auf diese Weise die darin abgebildeten Urkunden und Dokumente besonders gut zur Geldung kommen“,sagt er.

Man kann sich unschwer vorstellen, dass die vergangenen Jahre bis zur Fertigstellung des Buches für Adolf Meenen eine ereignisreiche, aufregende und überaus spannende Zeit waren: „Ich habe Herrn Potter mit allen meinen Kräften zugearbeitet“, sagt er lächelnd. Der „Sachwalter des Buches“, wie er im Impressum des Buches aufgeführt wird, zeigt sich bescheiden. Er hat sich „gekümmert“, die Dokumente aus dem Düsseldorfer Archiv und dem ehemaligen Adelgundisarchiv besorgt. „Im Adelgundisarchiv haben wir Original-Urkunden in den Händen gehalten, die sich inzwischen längst im Bischhöflichen Vikariat in Münster befinden“, erinnert er sich. Meenen hat dem Historiker die Türen in Emmerich geöffnet und: Selbst dabei sehr viel gelernt und spannende Dinge über „seine“ Stadt erfahren:„Ein Vorfahre einer Emmericher Familie hat vor langer Zeit ein Buch veröffentlicht, das zum Quelltext für viele Staatstheoretiker wurde“, erzählt er. Oder: "Wussten Sie, dass ein Becher der Emmericher Liebfrauengilde aus dem Jahre 1675 im Amsterdamer Rijksmuseum ausgestellt ist“, fragt er.

Das Buch geht unter Anderem auch Fragen nach: Was sind Bruderschaften und welche Rolle spielten sie in der gesellschaftlichen und kirchenpolitischen Entwicklung Emmerichs? Wer waren die Liebfrauenbrüder und wo begegnen wir Ihnen in der Stadtgeschichte?

"Emerich hatte großes Glück mit Herrn Potter, denn er besitzt das Talent, das nötig war, um die entscheidenden Dokumente aufzuspüren und Dinge dem regionalen Kontext zuzuordnen", sagt Adolf Meenen.

Info:

Die Emmericher Liebfrauenbruderschaft wurde als älteste Burderschaft der Stadt im Jahre 1412 begründet. In sechs Jahrhunderten ihres Bestehens war sie oft zentraler Akteur und ist Spiegelbild der Geschichte von Stadt und Land. Sie verfügte aufgrund von Stiftungen wohlhabender Bürger über Immobilien, Ländereien und Vermögen, das im Laufe der Zeit fast völlig verloren ging. Noch heute unterstützt die Bruderschaft karitative Aufgaben innerhalb der Stadt.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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