Ernte im Zeichen der Trockenheit

15. Juli 2010
Kreisbauernschaft Wesel, 46483 Wesel
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Derzeit haben die Bauern am Niederrhein alle Hände voll zu tun: Kaum ist die Gerste gedroschen, steht in der kommenden Woche die Weizenernte vor der Tür. Kein Tropfen Regen, darunter leiden die Pflanzen. Wilhelm Neu, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel, befürchtet Trockenschäden für den gesamten Ackerbau als Folge der wochenlangen Hitze und des fehlenden Niederschlags. Die Getreideernte könnte auch wegen des extrem heißen Wetters in Mitteleuropa und in den Schwarzmeerländern um 20 bis 30 % geringer ausfallen als erwartet. Neu kann die Verbraucher aber beruhigen: „Selbst wenn die Getreidepreise für die Bauern steigen sollten, wird das den Preis im Geschäft nicht maßgeblich beeinflussen. Denn der Anteil des Getreidepreises am Ladenpreis für Brot und Brötchen liegt nur noch bei 4%.“

Auch wenn die Hitzewelle keine Auswirkungen auf den Ladenpreis habe, für die Tierhalter werde diese Ernte kostspielig, so Neu. Denn wenn die Erträge beim Mais und Gras auf Grund der Hitze und des Unwetters am Niederrhein geringer ausfallen, müssten Tierhalter Futter zukaufen. „Die anbahnende Futterknappheit macht den Betrieben Sorgen“, erklärt der Kreisvorsitzende. Die Wiesen und Weiden hätten das Wachstum bei der Trockenheit eingestellt und zeigten nach dem letzten Schnitt nur noch ein äußerst spärliches Wachstum. Nachdem der erste Schnitt mengenmäßig auch schwächer war, falle der Zweite nun aus und verschiebe sich auf den Dritten. Viele Maisbestände seien im Wachstum zurückgeblieben und würden nun auf Grund der hohen Temperaturen nur noch wenig wachsen. „Jetzt nach den Unwettern sind die Maisbestände stark beschädigt, eine ertragsreiche Ernte wird das nicht mehr“, befürchtet Neu.

Die anhaltende Trockenheit schwäche alle Kulturen: „Ob Getreide, Mais, Rüben oder Kartoffeln, diese Pflanzen benötigen Feuchtigkeit, um das Wachstum nachzuholen“, betont Neu. Das Gegenteil sei der Fall, überall beobachte man Wachstumsstillstand beziehungsweise eine frühzeitige Abreife, die so genannte „Notreife“. Denn bei Temperaturen von 30°C und mehr haben die Pflanzen ähnlich wie viele Menschen den absoluten Spargang eingeschaltet und lagern kaum noch Reservestoffe ein. So kann man schon – insbesondere auf leichteren Standorten – bei Weizen weiße Ähren beobachten, die nur schwach ausgebildete Körner enthalten.

Die Folgen wirken noch lange nach, weiß Neu: „Selbst wenn es ab sofort regnen sollte: Die Rinder- und Pferdehalter müssen mit weniger Gras- und Maissilage auskommen. Auch das Stroh dürfte in diesem Jahr knapp und daher teuerer werden.“ Allein die beregnungsfähigen Kartoffelbestände könnten Erträge bringen. Ohne „künstliches Wasser“ sähe es aber auch bei Kartoffeln, Rüben und anderen Sonderkulturen nicht gut aus.

Autor:

Wilhelm Neu aus Wesel

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