Zuhause verzweifelt gesucht: Anja verlor bei verheerenden Doppel-Bränden Hab und Gut

Anja, die lieber unerkannt bleiben möchte, mit ihrem Töchterchen auf dem Balkon der Notunterkunft. Die Familie, die bei einem Brand alles verloren hat, wünscht sich sehnsüchtig ein neues Zuhause. Fotos (3): Marjana Križnik
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  • Anja, die lieber unerkannt bleiben möchte, mit ihrem Töchterchen auf dem Balkon der Notunterkunft. Die Familie, die bei einem Brand alles verloren hat, wünscht sich sehnsüchtig ein neues Zuhause. Fotos (3): Marjana Križnik
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Anja und ihre 5 Kinder haben bei den verheerenden Doppel-Bränden in der Reichsbahnstraße vor gut 3 Monaten über Nacht alles verloren. Seither leben sie in einer Notunterkunft und suchen verzweifelt ein neues Zuhause.

Das schier Unvorstellbare geschah am 18. Mai diesen Jahres. „Es muss so gegen halb sechs gewesen sein, als ein Nachbar von oben wie wild an unsere Tür klopfe“, erzählt die dunkelhaarige Frau, die ihren Nachnamen lieber nicht nennen möchte, tonlos. Sie sieht müde und unendlich erschöpft aus. „Es brennt!“, hörte sie seinerzeit den Nachbarn schreien. Im Nachbarhaus brannte eine Wohnung und das Feuer drohte, auf das Haus, in dem die Familie wohnte, überzugreifen.

Schwer, über schlimme Erinnerungen zu sprechen

Es fällt Anja sichtbar schwer, die schlimmen Erinnerungen in Worte zu fassen: „Wir mussten sofort alle raus aus der Wohnung und das Haus verlassen.“ Alle, dazu zählen ihre drei Jungs (1, 2, 4) und ihre zwei Mädchen (5 und 16) sowie ihr Lebensgefährte. Bis um zehn musste die Familie draußen ausharren. „Gegen zehn durften wir wieder rein, als es hieß, das das Feuer sei gelöscht,“ erzählt die 42-Jährige. Die Familie ging erschöpft zu Bett, aber es sollte alles noch viel schlimmer kommen! „Es war so gegen halb zwei in der Nacht“, berichtet Anja, „da bollerte die Polizei an unsere Tür!“ Ein zweites Feuer war ausgebrochen! Versteckte Glutnester hatten das Feuer erneut entfacht und nun brannte der Dachstuhl des Hauses und der des angrenzenden! Die Mutter musste ihre Kleinen wach rütteln und „mit dem, was wir am Leib trugen, begaben wir uns durch den dunklen Hausflur – denn da war schon kein Licht mehr - nach draußen vors Haus.“ Die Polizei brachte die Familie schließlich zum Vorhaller Bahnhof. Anja erzählt: „Dort verbrachten wir den Rest der Nacht in einem Bus, das Ordnungsamt versorgte uns mit Kleidung und Getränken, bevor wir dann am Morgen in eine erste Notunterkunft gebracht wurden.“
Die Familie stand praktisch vor dem Nichts! „Es musste alles so schnell gehen, so das wir alles zurück lassen mussten“, erinnert sich Anja an die schlimmen Momente. Die Familie durfte zu einem späteren Zeitpunkt ihre zerstörte Wohnung kurz betreten, um in Augenschein zu nehmen, ob noch etwas zu retten war. „Das war so schlimm“, erinnert sich Anja fassungslos, „alles war voller Wasser und Schimmel!“ Nichts war mehr zu retten. Darunter auch persönliche Erinnerungsstücke.

Es gelang anschließend, die Familie mit Kleidung und Hausrat auszustatten. Anjas Schwester und ihr Schwager starteten einen Hilferuf auf Facebook. „Viele Menschen spendeten uns Kleidung, Töpfe und Geschirr,“ berichtet Anja dankbar. Aber ein neues Zuhause hat die siebenköpfige Familie immer noch nicht finden können. „Niemand will uns eine Wohnung vermieten. Wenn die hören, dass wir vier kleine Kinder haben, dann wird direkt abgewunken“, sagt Anja verzweifelt. Lange litt sie unter Schlafstörungen. Als die ersten YouTubes zu dem Unglück kursierten, bekam sie einen Weinkrampf, als sie mit ansehen musste, wie Flammen aus dem Zimmer ihrer ältesten Tochter schlagen.
Derzeit lebt die Familie in einer Notunterkunft in Vorhalle. Drei Zimmer. Im eigentlichen Wohnzimmer liegen Matratzen auf dem Boden und steht ein Kinderbett. Dort schläft die 16-Jährige Annika (Name von der Redaktion geändert), die demnächst eine Lehre zur Verkäuferin machen möchte, und ihre beiden kleinen Schwestern. In einem Zimmer schläft Anja mit ihrem Jüngsten und ihrem Fünfjährigen. In der „Küche“ stehen neben einigen Kartons mit Hausrat ein alter Kühlschrank, Herd sowie eine arg in die Jahre gekommene Spüle. Ein behagliches Heim sieht wahrlich anders aus! Diese „vier Wände“ sind im wahrsten Wortsinn ein Unterkunft in der Not. Ein Dach über dem Kopf, für das Anja jeden Monat aufs Neue einen Folgeantrag stellen muss. Bei ihrer schier aussichtslos scheinenden Wohnungssuche fühlt sich Anja von den Ämtern allein gelassen. „Das interessiert die gar nicht. Ich höre nur: Das müssen Sie selber regeln mit der Wohnungssuche“, sagt Anja.

Helfen

Die Familie sucht eine Fünf-Zimmer-Wohnung im Stadtgebiet Hagen (ausgenommen Vorhalle), mit einer Warmmiete von bis zu 900 Euro. Wer der Familie bei der Wohnungssuche behilflich sein kann, möge sich bitte in der Redaktion des Wochenanzeigers unter Tel. 02331/917 - 4136 oder mail (redaktion@stadtanzeiger-hagen.de) melden.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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